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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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behaupten, daß das Feld ihnen gehöre. So haben wir es bisher gehalten, und so werden wir es auch weiter treiben, bis wir genug haben.“
    „Wann wird dies wohl der Fall sein?“
    „Vielleicht sehr bald. Es steht nämlich hier in der Nähe ein Feld in voller, reifer Frucht, welches wir abmähen wollen. Wenn uns das gelingt, so können wir sagen, daß wir unser Schaf ins Trockene gebracht haben.“
    „Gratuliere!“ sagte ich ironisch.
    „Danke dir!“ antwortete er ebenso. „Da du uns gratulierst und es also gut mit uns meinst, so nehme ich an, daß du uns gern behilflich sein wirst, dieses Feld zu finden.“
    „Ach, ihr wißt also noch gar nicht, wo es liegt?“
    „Nein. Wir wissen nur, daß es gar nicht weit von hier zu suchen ist.“
    „Das ist unangenehm.“
    „O nein, da wir den Ort von dir erfahren werden.“
    „Hm, das bezweifle ich.“
    „Wirklich?“
    „Ja.“
    „Warum?“
    „Ich weiß kein Feld, welches für euch paßt.“
    „O doch!“
    „Gewiß nicht!“
    „Das denkst du nur. Ich werde deinem Gedächtnis zu Hilfe kommen. Es handelt sich natürlich nicht um ein Feld im gewöhnlichen Sinn, sondern um ein Versteck, welches wir ausleeren möchten.“
    „Was für ein Versteck?“
    „Von Häuten, Fellen und dergleichen.“
    „Hm! Und ich soll es kennen?“
    „Ja.“
    „Wahrscheinlich täuscht ihr euch da.“
    „O nein. Ich weiß, woran ich bin. Du gibst doch wohl zu, daß ihr bei dem alten Corner am Turkey-River gewesen seid?“
    „Ja.“
    „Was wolltet ihr bei ihm?“
    „Das war wohl nur so ein Besuch, wie man zuweilen ohne alle Absicht macht.“
    „Versuche doch nicht, mich irrezumachen. Ich traf Corner, als ihr fort waret, und erfuhr von ihm, wen ihr bei ihm gesucht habt.“
    „Nun, wen?“
    „Einen Pedlar, welcher Burton heißt.“
    „Das brauchte der Alte nicht zu sagen!“
    „Nein; aber er hat es gesagt. Der Pedlar soll euch Felle, viele Felle abkaufen.“
    „Uns?“
    „Weniger euch, als vielmehr Old Firehand, der eine ganze Gesellschaft von Pelzjägern kommandiert und einen großen Vorrat von Fellen beisammen hat.“
    „Alle Wetter, seid ihr gut unterrichtet!“
    „Nicht wahr?“ lachte er schadenfroh, ohne meinen ironischen Ton zu beachten. „Ihr habt den Pedlar nicht gefunden, sondern nur einen Gehilfen von ihm und diesen mit euch genommen. Wir sind euch schnell nach, um euch und ihn festzunehmen; der Kerl aber, der, glaube ich, Rollins heißt, ist uns leider entwischt, während wir uns mit euch beschäftigen mußten.“
    Gewohnt, alles, selbst das scheinbar Unbedeutendste, zu beobachten, entging es mir nicht, daß er bei dieser Versicherung einen Blick dorthin warf, wo wir gestern abend seine Augen gesehen hatten. Dieser Blick war ein unbeabsichtigter, unwillkürlicher, von ihm nicht genug bewachter; er fiel mir also auf. Gab es etwa dort in dem Gesträuch etwas, was mit dem, von dem er sprach, also mit Rollins, zusammenhing? Das mußte ich erfahren, aber ich hütete mich, mein Auge jetzt sogleich nach der betreffenden Stelle zu richten, weil ihm dies wahrscheinlich aufgefallen wäre. Er fuhr in seiner Rede fort:
    „Es schadet das aber nichts, denn diesen Rollins brauchen wir nicht, wenn wir nun Euch haben. Ihr kennt Old Firehand?“
    „Ja.“
    „Und seinen Versteck?“
    „Ja.“
    „Ah! Freut mich ungemein, daß Ihr dies so bereitwillig zugebt!“
    „Pshaw! Warum sollte ich etwas leugnen, was doch wahr ist?“
    „Well! So nehme ich also an, daß Ihr mir keine große Plage machen werdet.“
    „Nehmt Ihr das wirklich an?“
    „Ja, denn Ihr werdet einsehen, daß es für Euch das beste ist, uns alles mitzuteilen.“
    „Inwiefern soll es das beste sein?“
    „Insofern, als Ihr Euch Euer Schicksal dadurch bedeutend erleichtert.“
    „Welches Schicksal nennt Ihr denn eigentlich das unserige?“
    „Den Tod. Ihr kennt mich, und ich kenne Euch; wir wissen ganz genau, wie wir miteinander stehen: Wer in die Gewalt des anderen gerät, der ist verloren, der muß sterben. Ich habe Euch erwischt, und so ist es also mit Eurem Leben zu Ende. Da ist aber nun die Frage, welches Ende? Ich habe stets die feste Absicht gehabt, Euch langsam und mit Genuß zu Tode zu schinden; jetzt aber, da es sich um Old Firehands Versteck handelt, denke ich nicht mehr ganz so streng.“
    „Sondern wie?“
    „Ihr sagt mir, wo sich dieses Versteck befindet, und beschreibt es mir.“
    „Und was bekommen wir dafür?“
    „Einen schnellen schmerzlosen Tod, nämlich eine rasche Kugel durch

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