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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß es sich wirklich um die Pferde handle.
    Er erhob sich langsam, schlang seine Santillodecke um die Schultern und ging, um die Pferde eine Strecke weit fortzuführen. Ich wußte, daß er sich dann auf die Erde legen und nach dem Wald kriechen würde. Die Santillodecke konnte er dabei nicht gebrauchen; er hatte sie trotzdem mitgenommen, um den Betreffenden zu täuschen.
    Das kurz unterbrochene Gespräch wurde jetzt wieder fortgesetzt; dies war mir einesteils lieb und andernteils unlieb. Ich konnte nicht hören, was Winnetou tat, aber auch er konnte nun von dem, den er beschleichen wollte, nicht gehört werden. Ich senkte die Lider und tat, als ob ich mich um nichts bekümmerte, beobachtete aber den Rand des Waldes auf das schärfste.
    Es vergingen fünf Minuten, zehn Minuten; es wurde eine Viertel-, ja fast eine halbe Stunde daraus. Es wollte mir angst um Winnetou werden; aber ich wußte, wie schwer das Anschleichen unter solchen Umständen ist und wie langsam es geht, wenn es sich um einen Feind handelt, welcher scharfe Sinne besitzt und dazu ahnt, daß er überrumpelt werden soll. Da endlich hörte ich seitwärts hinter mir Schritte, also in der Gegend, nach welcher sich der Apache mit den Pferden entfernt hatte. Den Kopf leicht wendend, sah ich ihn von weitem kommen; er hatte die Santillodecke wieder umgehängt und den versteckten Feind also unschädlich gemacht. Erleichterten Herzens drehte ich den Kopf wieder herum, ruhig abzuwarten, daß er sich neben mich niederlassen werde. Seine Schritte kamen näher und näher; sie blieben hinter mir stehen, und eine Stimme, welche nicht die seinige war, rief:
    „Nun diesen hier!“
    Mich rasch wieder umblickend, sah ich zwar die Santillodecke, aber der sie sich, um mich zu täuschen, umgehängt hatte, war nicht Winnetou, sondern ein bärtiger Kerl, der mir bekannt vorkam. Er hatte die drei Worte gesprochen und dabei mit dem Gewehrkolben zum Schlage gegen mich ausgeholt. Mich blitzschnell zur Seite wälzend, suchte ich dem Hieb zu entgehen, aber doch schon zu spät; er traf mich noch, zwar nicht auf den Kopf, aber in das Genick, also an einer noch gefährlicheren Stelle; ich war sofort gelähmt und bekam einen zweiten Hieb auf den Schädel, so daß ich die Besinnung verlor.
    Ich mußte, wahrscheinlich infolge des Schlages ins Genick, wenigstens fünf oder sechs Stunden so gelegen haben, denn als ich wieder zu mir kam und es nach langer Anstrengung fertigbrachte, die bleischweren Lider ein wenig zu öffnen, graute bereits der Morgen. Die Augen fielen mir sofort wieder zu; ich befand mich in einem Zustand, welcher weder dem Schlaf noch dem Wachen noch einem Mittelding zwischen beiden glich. Es war mir, als ob ich gestorben sei und als ob mein Geist aus der Ewigkeit herüberlausche auf das Gespräch, welches an meiner Leiche geführt wurde. Aber ich konnte die einzelnen Worte nicht verstehen, bis ich eine Stimme, deren Klang mich vom Tode hätte erwecken können, sagen hörte:
    „Dieser Hund von Apache will nichts gestehen, und den anderen habe ich erschlagen! Jammerschade! Auf ihn hatte ich mich ganz besonders gefreut. Er sollte es doppelt und zehnfach fühlen, was es heißt, in meine Hände zu fallen! Ich gäbe viel, sehr viel drum, wenn ich ihn nur betäubt und nicht getötet hätte.“
    Der Klang dieser Stimme riß mir förmlich die Augen auf; ich starrte den Mann an, den ich wegen des dichten Vollbartes, den er jetzt trug, bei dem ersten, todesmatten Blick nicht erkannt hatte. Diese außerordentliche Wirkung wird begreiflich erscheinen, wenn ich sage, daß ich Santer, keinen anderen als Santer, mir gegenübersitzen sah. Ich wollte die Augen wieder schließen, wollte es nicht merken lassen, daß ich noch lebte; aber ich brachte es nicht fertig; es war mir unmöglich, die Lider, die mir erst von selbst so schwer zugefallen waren, zu senken; ich starrte ihn an, geradeaus, in einem fort, ohne den Blick von ihm wenden zu können, bis er es bemerkte. Er sprang auf und rief, indem sein Gesicht in plötzlicher Freude strahlte.
    „Er lebt; er lebt! Seht ihr es, daß er die Augen geöffnet hat? Wollen doch gleich einmal sehen, ob ich mich täusche oder nicht.“
    Er richtete eine Frage an mich; als ich diese nicht sogleich beantwortete, kniete er neben mir nieder, faßte mich hüben und drüben beim Kragen und rüttelte mich auf und nieder, so daß der Hinterkopf hart gegen die Steine schlug, aus denen der Erdboden an dieser Stelle bestand. Ich konnte mich nicht dagegen

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