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kameradschaftlich an. »Ich muss zum Befehlshaber der Flotte.«
Geary entging nicht, dass sein Gegenüber diese Worte nicht als Bitte ausgesprochen hatte. »Ich bin der Befehlshaber dieser Flotte.«
»Ein Captain!« Der Mann blickte sich irritiert um, als suche er nach einem Admiral, der sich irgendwo versteckt hielt. »Sie müssen schwere Verluste erlitten haben.«
»Das ist leider richtig«, bestätigte Geary.
Der Mann seufzte und machte eine bedauernde Miene, die andeutete, dass das nicht passiert wäre, wenn er das Kommando gehabt hätte. Geary wurde bewusst, der Mann war ein Meister darin, Unausgesprochenes so zu projizieren, dass jeder glaubte, er habe es tatsächlich gesagt. »Also gut. Den Müden gönnt man keine Pause, nicht wahr?«, sagte er zu Geary und warf ihm erneut einen verstehenden Blick zu. »Aber die Pflicht ist eine brutale Geliebte, die von den Ehrbaren nicht ignoriert werden kann. Dann übernehme ich jetzt das Kommando.«
Geary schaffte es, seine Reaktion auf ein Zucken seiner Augenbrauen zu beschränken. »Wie bitte?«
Der Mann, den Geary für Falco den Kämpfer hielt, reagierte mit einem überraschten Blick. »Ich denke, ich gehe recht in der Annahme, dass ich hier der dienstälteste Captain bin. Von daher ist es meine Pflicht und meine Verantwortung, das Kommando zu übernehmen.«
Geary nickte auf eine Weise, von der er hoffte, dass sie nicht als Zustimmung gedeutet wurde, sondern lediglich als Bestätigung, dass er ihn gehört hatte. »Die Situation dürfte sich nicht so gestalten, wie Sie es glauben, Captain …?«, fragte er, obwohl er den Namen bereits erahnte.
Seine Worte brachten ihm ein zutiefst verärgertes Stirnrunzeln ein. Der Schuss, den er auf das Ego des Mannes abgegeben hatte, durchdrang mühelos jenen Schild aus kameradschaftlicher Autorität, mit dem er sich unübersehbar gern umgab. »Sie sollten mich erkennen.«
Lieutenant Riva, der die Spannung zwischen den beiden nicht bemerkte, verkündete voller Stolz: »Das ist Captain Falco, Sir.«
»Captain Francesco Falco«, präzisierte der Mann. »Ich darf davon ausgehen, dass der Name Ihnen ein Begriff ist.«
»Um ehrlich zu sein, habe ich ihn vor ein paar Minuten zum ersten Mal gehört.« Geary wusste nicht, warum er das gesagt hatte, aber der Gesichtsausdruck, den er damit bei Falco auslöste, war jegliche Konsequenzen wert. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, fügte Geary in neutralem Tonfall an.
»Nach Ihrem Alter zu urteilen«, erklärte Falco ernst, »ist es offensichtlich, dass ich der dienstälteste Captain bin.« Es war nicht zu überhören, dass er sich entschieden hatte, Geary unmissverständlich klarzumachen, wer hier das Sagen hatte. »Wenn Sie mir dann meine Kabine zeigen würden. Ich bin mir sicher, es gibt eine Menge zu tun. Und berufen Sie zum frühestmöglichen Zeitpunkt eine Flottenkonferenz ein.« Er wartete darauf, dass Geary sich rührte, doch der starrte ihn einfach nur an und zeigte keine weitere Regung. Falco war offenbar nicht daran gewöhnt, seine Befehle wiederholen zu müssen. »Wer sind Sie, Captain?«
Desjani war die angespannte Atmosphäre sehr wohl aufgefallen, da sie sich sehr behutsam einmischte: »Captain Falco, dies ist Captain Geary.«
»Geary? Wohl mit dem Helden verwandt, wie?« Falco hatte einen mahnenden Tonfall angenommen, als würde er mit einem widerspenstigen Kind reden. »Wir alle verdanken dem Vorbild von Black Jack Geary viel, aber das heißt noch lange nicht …«
»Nein«, fiel Geary ihm ins Wort. »Ich fürchte, Sie irren sich.« Falco legte die Stirn in Falten, was er oft zu tun schien, wenn etwas nicht nach seinen Wünschen und Vorstellungen verlief oder wenn man ihn unterbrach. »Ich bin nicht mit ihm verwandt. Mein Name ist John Geary.«
Falco setzte wieder die Miene des Kumpeltyps auf, der zufälligerweise das Kommando hatte. Sein Blick wanderte zu Desjani, die bestätigend nickte. »Captain Geary ist nicht vor hundert Jahren bei Grendel ums Leben gekommen«, erzählte sie, als zitiere sie aus einem Bericht. »Diese Flotte fand seine Rettungskapsel, kurz bevor sie versagte, und wir konnten ihn wiederbeleben.«
»Black Jack Geary?« Falco schien von dieser Information regelrecht überfahren zu werden, da er mit einem Mal nur noch zu einem verwirrten Gesichtsausdruck fähig war.
Genüsslich konterte Geary: »Ich bin tatsächlich schon etwas länger Captain als Sie. Genau genommen sind das fast hundert Jahre. Aber natürlich danke ich Ihnen für Ihre Bereitschaft, der Allianz
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