02
Tanya, dann ist alles, was dienstlich unangemessen ist, für Sie ohnehin undenkbar.«
Sie nickte stumm.
»Ich finde, er sollte auf ein anderes Schiff wechseln«, riet Geary ihr. »Suchen Sie ihm einen Commander, von dem Sie eine gute Meinung haben. Während wir im Normalraum unterwegs sind, haben Sie genug Gelegenheit, ungestört mit ihm Verbindung aufzunehmen, und gleichzeitig bleiben Sie auf Distanz zu ihm, sodass nichts passieren kann. Außerdem können Sie beide in Ruhe die Veränderungen verarbeiten, die seit Ihrer letzten Begegnung eingetreten sind.«
Desjani sah ihn entgeistert an. »Und wenn das andere Schiff im Gefecht zerstört wird? Das Schiff, auf das ich ihn geschickt habe?«
Er fragte sich, ob es wohl irgendein Argument gab, das er noch nicht gehört hatte. »Warum waren Sie und Riva bei Quintarra nicht auf dem gleichen Schiff?«
»Wir … wir brauchten eine Auszeit.« Sie schob den Unterkiefer vor. »Ich brauchte eine Auszeit. Und dann galt Rivas Schiff auf einmal als zerstört.«
Geary seufzte und stellte sich vor, welche Schuldgefühle Tanya Desjani seit der Schlacht von Quintarra mit sich herumtrug. »Es will natürlich niemand, dass sich so etwas wiederholt. Hören Sie, Tanya, ich kann nur sagen, ich versuche mein Bestes, keine weiteren Schiffe zu verlieren. Entscheiden Sie sich für einen guten Captain, jemanden wie Duellos, Tulev oder Cresida. Jemanden, von dem Sie wissen, dass er besonnen kämpft. Bitten Sie ihn darum, Riva als persönlichen Gefallen zu übernehmen. Wenn Ihnen das unangenehm ist, dann werde ich das für Sie übernehmen.«
»Danke, Sir.«
»Und ich möchte, dass Sie Lieutenant Riva reinen Wein einschenken, warum er dieses Schiff verlässt«, ordnete Geary an. »Nicht, weil Sie mehr Zeit zum Nachdenken brauchen oder weil Sie ihn loswerden wollen. Lassen Sie Riva nicht im Unklaren, denn wenn einem von Ihnen etwas zustößt, dann wird er niemals erfahren, was Sie wirklich für ihn empfinden.«
»Ja, Sir.« Sie sah ihn eindringlich an, bis sich Geary zu fragen begann, wie viel er von seiner eigenen Vergangenheit preisgegeben hatte. »Es tut mir leid, Sir.«
»Das ist schon lange her«, erwiderte er und wich ihrem Blick aus. Die meisten Dinge in seinem Leben waren schon lange her. »Ich hoffe, Sie und Lieutenant Riva bekommen das zum Guten gelöst.«
Nachdem Desjani gegangen war, saß er eine Weile da und wurde von den Erinnerungen an eine Frau verfolgt, die seit langer Zeit tot war. Er fragte sich, warum er sich wünschte, Victoria Rione könnte jetzt hier sein, damit er mit ihr darüber reden konnte. Aber Victoria Rione war der Überzeugung, dass Geary der schlimmsten Versuchung erlegen war, und redete nicht mehr mit ihm. Nachdem sie damit ausfiel, musste Geary einmal mehr einsehen, dass seine letzten Freunde schon vor vielen, vielen Jahren gestorben waren.
Geary betrat die Brücke der Dauntless und wunderte sich über Desjanis wütende Miene, die aber offenbar nicht ihm galt. Ihre Wachhabenden schauten drein, als hätten sie alle mit der mündlichen Version der neunschwänzigen Katze Bekanntschaft gemacht. »Was ist los?«
»Captain Falco ist nicht mehr an Bord«, berichtete sie. »Er hat ohne mein Wissen das Schiff mit einem der Shuttles verlassen.«
Er sah zu den Wachhabenden. »Wir nahmen an, Captain Falco sei dazu autorisiert«, erklärte einer von ihnen und sah nervös zwischen Geary und Desjani hin und her.
Kopfschüttelnd setzte Geary sich hin. Er hätte wissen müssen, dass Falco in der Lage war, Junioroffiziere zu allem zu überreden, was er wollte. »Wo ist er hin?«
»Auf die Warrior, Sir.«
»Die Warrior?« Er hätte auf Numos’ Schiff Orion oder auf Faresas Majestic getippt. »Wer befehligt die Warrior?«, murmelte er vor sich hin, während er die Tasten seines Displays bediente.
Captain Kerestes. Die Dienstakte stand auf Tastendruck zur Verfügung, Geary überflog sie. Ja, natürlich. Kerestes hatte den Krieg viel länger überlebt als die meisten anderen Offiziere, sogar so lange, dass er tatsächlich unter Falco gedient hatte, und zwar bei der von Duellos erwähnten Schlacht. Auch noch auf dem gleichen Schiff! Die aufgeblasenen Berichte über Kerestes’ Verhalten im Gefecht sagten wenig über den Mann aus, doch die Tatsache, dass Geary bislang weder Kerestes noch dessen Schiff Warrior ein Begriff waren, konnte fast nur eines bedeuten: Kerestes war alles andere als ein dynamischer, energischer Befehlshaber.
Geary öffnete einen privaten Kanal und rief Duellos
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