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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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die Sklaven noch wirkungsvoller an der Flucht hindern würde als seine Schergen es jemals konnten. Zum anderen zog er es vor, sein eigenes Zelt bewachen zu lassen.
    »Sieh an«, knurrte Arzak, »jetzt wissen wir endlich, was diesem Bastard mehr wert ist als seine Geschäfte mit Sklaven - seine eigene Haut…«
    ***
    Wie an jedem Abend drängten sich die Gefangenen dicht aneinander, doch in dieser Nacht suchten sie nicht nur Schutz gegen die Kälte, sondern auch gegen die unheimliche dunkle Bedrohung, die im Dickicht des Waldes lauern mochte.
    Sie waren im Gebiet der Fishmanta'kan - und keiner der Sklaven zweifelte daran, dass sich die schrecklichen Herren dieses Landstrichs früher oder später zeigen würden. Verzweiflung war in den letzten Tagen und Wochen ohnehin ihr ständiger Begleiter gewesen - nun kam auch noch dumpfe Angst dazu.
    Bei jedem Geräusch, das der nächtliche Wald von sich gab, durchlief ein Ruck den Pulk der Gefangenen, schreckten sie aus ihrem Schlaf.
    Aufgeregtes Gemurmel setzte dann ein, um sogleich wieder zu verebben, wenn die nervösen Wächter die Sklaven zur Ordnung riefen.
    Matt seufzte und schloss die Augen, versuchte sich ein wenig zu entspannen. Irgendetwas sagte ihm, dass es eine verdammt unruhige Nacht werden würde - und er sollte Recht behalten.
    Crane kauerte im Halbdunkel. Sein blasses Gesicht wurde vom flackernden Schein einer Fackel beleuchtet. Ihm gegenüber saß eine gedrungene Gestalt mit schwarzgrauem struppigen Fell - eine Taratze. Ihr nackter Schwanz ringelte sich auf dem Boden wie eine giftige Natter.
    »Verstehst du nicht, was ich sage?«, zischte Crane der Riesenratte zu. »Wenn wir jetzt nicht fliehen, sind wir verloren! Willst du so enden wie deine Artgenossen am Baum?«
    In den gelben Augen der Taratze zuckte es. Heftig schüttelte sie den Kopf.
    »Na also.« Crane hielt ihr seine gefesselten Handgelenke hin, an denen die Gefangenen wie Perlen an einer Schnur aufgefädelt waren.
    »Dann tu es. Nag verdammt noch mal meine Fesseln durch. Wir müssen hier weg!«
    Die Taratze blickte ihn verunsichert an, erwiderte etwas in ihrer kehligen, zischelnden Sprache.
    »Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst«, flüsterte Crane zurück, während er der Taratze tief in die Augen blickte. »Aber ich weiß, dass du mich verstehen kannst. Wenn wir jetzt nicht fliehen, werden wir sterben. Hast du das kapiert?« Die Rattenkreatur zögerte noch einen Moment - dann nickte sie krampfhaft und senkte ihr längliches Haupt, um ihre scharfen Zähne in Cranes Fesseln zu graben…
    Es war ein unmenschlicher Schrei, der die Stille über der Lichtung zerfetzte und Matt aus dem Schlaf riss.
    Von einem Augenblick zum anderen war er wach, blickte sich um. Der Schrei schien von der anderen Seite des Lagers gekommen zu sein, von irgendwo aus dem Dickicht.
    Die Wachen waren in heller Aufregung, rissen ihre Waffen hoch.
    »Sie kommen!«, schrie jemand. »Sie kommen, um uns zu holen…!«
    Schlagartig brach Tumult aus. Mehrere Gefangene sprangen auf, und die Wächter wussten nicht, worum sie sich zuerst kümmern sollten - um die ungehorsamen Sklaven oder die Bedrohung, die im Dunkel lauerte. Flammpeitschen glommen mit mattem Leuchten auf, harsche Befehle wurden gebrüllt.
    Als jedoch ein zweiter schrecklicher Schrei die Stille der Nacht zerriss, gab es kein Halten mehr. Sklaven wie Wachen verfielen in helle Panik - und drüben, auf der anderen Seite des Lagers sprangen plötzlich einige Gefangene auf.
    »Halt! Stehen bleiben!«, schrien die Wächter und schwangen ihre Peitschen - doch die Flüchtlinge ließen sich davon nicht beirren, hielten im Laufschritt aufs Dickicht zu.
    Im Licht der Fackeln erkannte Matt den jungen Crane und eine der Taratzen - offenbar hatte der Junge endgültig den Verstand verloren und suchte nun sein Heil in der Flucht. Die Taratze folgte ihm - wahrscheinlich war sie es gewesen, die die Fesseln durchgenagt hatte.
    Mit riesigen Sprüngen rannten die beiden auf das Dickicht zu und schlugen sich in die Büsche, gefolgt von einigen anderen Sklaven, die sich entschlossen hatten, die Gelegenheit zu nutzen und ebenfalls in die Freiheit zu entfliehen.
    Drei von ihnen konnten noch entwischten, den vierten ereilte das züngelnde Ende einer Flammpeitsche, noch ehe er das Unterholz erreichte. Blitzschnell legte sich um seinen Hals und riss ihn brutaler Gewalt zu Boden.
    Einen Augenblick dachte Matt daran, die entstandene Verwirrung zu nutzen und mit Aruula ebenfalls zu fliehen -

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