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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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die Beine zu ziehen - vergeblich. Sobald er versuchte das verletzte Bein zu bewegen, wurde er halb besinnungslos vor Schmerz.
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Frustriert hieb er mit den Fäusten auf den Boden, Tränen hilfloser Wut schossen ihm in die Augen. Für kurze Zeit hatte er geglaubt, einmal in seinem Leben Glück zu haben - doch schon bestätigte sich wieder seine alte Überzeugung, dass er nichts als Pech hatte.
    Das Gelenk war gebrochen, daran bestand kein Zweifel. Entweder er schleppte sich zurück ins Lager, oder er würde hier in der Wildnis ein qualvolles Ende finden. Zweifellos würde Emroc ihn auspeitschen und grausam bestrafen lassen - aber das war immer noch besser, als hier draußen langsam zugrunde zu gehen. Der Sklave zuckte zusammen, als das Gebüsch um ihn leise raschelte. Er hatte plötzlich das hässliche Gefühl, beobachtet zu werden. Irgendjemand war ganz in der Nähe - oder irgendetwas…
    Bort sog scharf nach Luft, plötzliche Panik überkam ihn. Schaudernd erinnerte er sich an das, was man sich im Lager erzählt hatte. Über diese Kreaturen, die ihren Opfern beim lebendigen Leibe das Herz herausrissen.
    »H…hallo?«, hauchte er leise. »Ist da jemand?«
    Er hoffte inständig, dass es Emrocs Leute waren, die nach ihm suchten und ihn zurück ins Lager bringen würden. Doch er bekam keine Antwort. Von den Wächtern fehlte jede Spur - dafür wurde das Geräusch immer lauter. Ein leises Schleifen - als wenn sich etwas über den Boden schleppte…
    Bort begann zu zittern, während brennender Schmerz sein gebrochenes Bein peinigte. Von kreatürlicher Angst erfüllt starrte er in die Dunkelheit, in die Richtung, aus der das unheimliche Geräusch kam. In seiner Verzweiflung schleppte er sich rücklings über den Boden, krallte sich im Erdreich fest, dass seine Finger zu bluten begannen - doch vor der Kreatur, die sich ihm näherte, gab es kein Entkommen.
    Plötzlich teilte sich das Dickicht.
    Bort hielt den Atem an - um im nächsten Moment sein Entsetzen laut hinaus zu brüllen. Beißender Gestank stieg in seine Nase, der nach Moder, Salz und Fisch roch - und vor ihm stand etwas, das er noch nie gesehen hatte.
    Etwas, das seine schlimmsten Alpträume sich nicht hätten ausmalen können. Eine Kreatur von solcher Scheußlichkeit, dass sich alles in ihm verkrampfte.
    »Geh weg!«, brüllte er sie an. »Lass mich in Ruhe!«
    Doch die kalten Fischaugen, die ihn ausdruckslos taxierten, verrieten keine Regung.
    ***
    »Hast du das gehört?« Der eine der beiden Wächter, die den geflohenen Sklaven in den Wald gefolgt waren, hielt abrupt inne, um zu lauschen.
    »Was?«, fragte der andere ungeduldig.
    »Ein Schrei. Ich habe einen Schrei gehört…« Der Wächter hielt seine Fackel hoch, leuchtete in das umliegende Dickicht.
    »Das war nur ein Tier«, sagte der andere barsch. »Ich glaube nicht an dieses Fischmenschen-Gequatsche. Wir suchen die entlaufenen Sklaven und bringen sie zurück ins Lager.«
    »Aber…«
    »Kein Wort mehr!«, zischte der andere barsch. Für seinen Geschmack hatte es in dieser Nacht schon genug Panik gegeben. Die Armbrust schussbereit im Anschlag, schlich er weiter durch das Dickicht - um plötzlich zusammenzufahren. Vor ihm, keine fünf Schritte entfernt, lag ein blutiges Bündel Fell am Boden…
    »Die Fackel, schnell!«, zischte er seinem Kumpanen zu. »Da ist irgendwas…«
    Schnell kam der andere Wächter heran, und im Lichtschein der Fackel sahen die beiden Männer, was da vor ihnen im Unterholz lag.
    Es war die geflohene Taratze. Sie regte sich nicht und atmete nicht mehr. Kein Wunder…
    »Bei Orguudoo!«, rief der Mann mit der Armbrust aus. »Sieh dir das an. Jemand hat ihr das Herz aus der Brust gerissen!«
    »Die Fishmanta'kan«, bestätigte der andere Wächter heiser.
    Entsetzt starrten sie auf den blutüberströmten Kadaver, der in grotesker Verrenkung vor ihnen lag. Was immer die Taratze angegriffen hatte, es hatte sie förmlich zerfetzt. Eine dunkle Spur von Blut führte von dem leblosen Körper ins Gebüsch.
    Der Wächter mit seiner Fackel leuchtete in die Richtung, in der sich die rote Blutspur verlor - um geschockt zurückzufahren, als sich im Gebüsch etwas regte.
    »Es ist noch da!«, zischte er seinem Kameraden zu.
    »Dann lass uns verschwinden«, stieß der andere hervor, während er sich bereits zur Flucht wandte. »Lass uns schnell von hier verschwinden…«
    Sein Kumpan ließ sich das nicht zweimal sagen. Blitzschnell fuhren die beiden herum und

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