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0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

Titel: 0203 - Um Mitternacht am Galgenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte der Reporter von dem Dorfgeistlichen auch erfahren, dass dieses Wesen Izzi genannt wurde.
    Ty hatte gelacht. Ein seltsamer Name, doch der Pfarrer war ernst geblieben. »Izzi frisst die Seelen«, hatte er gemeint und sich stumm abgewendet.
    Diese Geschichte ging dem Reporter während der Fahrt durch den Kopf. Er war viel in der Welt herumgekommen. Jedes Land, jedes Volk hatte seine eigenen Legenden, an die es glaubte. Weshalb sollten die Korsen da eine Ausnahme bilden?
    »Meine Seele wird er nicht fressen«, murmelte der Reporter und schlug das Lenkrad ein wenig ein, weil eine weit gezogene Kurve auftauchte. »Die ist viel zu schwarz, die will selbst der Teufel nicht haben.« Er lachte gallig.
    Der Weg stieg gleichzeitig an. Er schraubte sich förmlich in die Berge hinein. Die Straße wurde noch schlechter und rutschiger. Große Steine prallten auch gegen das Schutzgitter des Wagens, das vom angebracht worden war und beide Scheinwerfer vor Steinschlag bewahrte.
    Ty Everett gehörte zu den Menschen, die immer einen Scherz auf den Lippen hatten. Auch bei dieser schlechten Wegstrecke verging ihm das Grinsen nicht. »Und wirft das Gesäß auch Falten, wir bleiben doch die Alten«, sang er. Dabei lachte er…
    Er hatte jetzt die Anhöhe erreicht. Der Weg buckelte noch einmal über eine hohe Kante, dann führte er normal weiter. Kein Gefälle mehr, kein Anstieg.
    Everett stoppte. Der Motor lief mit einem leisen Blubbern aus. Der Reporter schaltete die Innenbeleuchtung ein und faltete die Karte auseinander. Im schwachen Schein der Lampe schaute er sich den Weg noch einmal an, den er zuvor mit einem Kugelschreiber rot markiert hatte.
    Er hatte sich nicht verfahren, was in dieser Berggegend leicht möglich war. Und als er auf die Uhr schaute, da stellte er fest, dass er mindestens eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Zeitpunkt eintreffen würde.
    Mitternacht war festgelegt worden. Um Mitternacht am Galgenberg, dachte er. Klingt schon wie ein knackiger Aufreißer.
    Ty Everett schaltete das Licht aus und schaute sich für einen kurzen Moment um.
    Er befand sich ziemlich hoch in den Bergen. Fast 3000 Fuß. Sein Blick glitt über die weite Ebene, in die der Weg hineinstieß, und er sah auch an deren Ende die dunklen Schatten der Berge. Wie die Buckel von Nessie, dem Ungeheuer aus dem Gruselsee, sahen sie aus. Dahinter erhoben sich noch höhere Berge. Die meisten zeigten eine helle Kuppe. Schnee.
    Es war ein wirklich schönes Bild. Der Himmel glänzte in einem dunklen Blau. Ein paar Sterne waren zu sehen. Sie lagen so verteilt, als hätte vor Urzeiten eine Riesenhand sie dort verstreut.
    Everett öffnete das Fenster. Sofort spürte er den kalten Wind. Als hätte ihm jemand mit einer Scherbe ins Gesicht geschnitten, so fuhr er in das Innere des Range Rovers. Rasch kurbelte der Reporter die Scheibe wieder nach oben. Draußen lagen die Temperaturen jenseits des Gefrierpunktes, und wenn er nach vorn auf die Straße schaute, da sah er, dass der Matsch gefroren war und in den Rillen eine Eisschicht glitzerte.
    Er startete. Die Reifen wühlten sich weiter. Allerdings fuhr Everett jetzt langsamer, er wollte in der Kälte nicht allzu lange warten. Bei Tageslicht hätte er den Galgen sicherlich schon sehen können, so aber dauerte es seine Zeit, bis sich das dunkle Gerüst auf der Kuppe des Berges vom Hintergrund abhob.
    Der Galgen sah wirklich schaurig aus. Vor allen Dingen bei Dunkelheit. Ängstliche Gemüter konnten schon Angst bekommen, wenn sie ihn so vor sich sahen. Es fehlten nur die Schlingen, dann wäre alles perfekt gewesen.
    Er stand auf der Kuppe eines Berges wie ein drohendes Mahnmal, als wollte er sagen: Komm mir nicht zu nahe!
    Everett presste die Lippen zusammen. Das Grinsen wollte ihm nicht so recht gelingen, und als er dann nach vorn auf den Weg schaute, da tanzten geisterhafte Gestalten innerhalb der beiden Scheinwerferbahnen. Bei genauerem Hinsehen identifizierte er sie jedoch als lange, schleierhafte Nebelfetzen.
    Der Wagen lief gut. Ärger hatte er nicht zu befürchten. Er zündete sich während des Fahrens eine Zigarette an und nahm den ersten Zug, als ein Mann auf die Fahrbahn taumelte. Er tauchte auf der rechten Seite auf, war noch einen Hang hinuntergerutscht und brachte einige Steine mit, die auf die Straße rollten und liegen blieben.
    Der Mann konnte sich auch nicht halten. Er glitt mit beiden Füßen weg und fiel hin.
    Der Reporter bremste. Dabei schüttelte sich der Range Rover wie ein störrischer

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