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0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

Titel: 0203 - Um Mitternacht am Galgenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es, als wir die Finger an seine Halsschlagader legten.
    »Der braucht einen Arzt«, sagte Bill. »Wenn er schnell genug operiert wird, dann…«
    »Wo willst du denn hier einen Arzt hernehmen?« stellte ich die Gegenfrage.
    Bill senkte den Kopf und nickte. Er hob die Schultern. »Irgend etwas müssen wir tun, wir können ihn doch nicht so einfach hier liegen lassen.«
    Beinahe vorwurfsvoll schaute der Reporter uns an. Suko wich dem Blick aus, er hatte etwas anderes gesehen. »Du, die Leute.«
    Sie kamen aus den Häusern. Manche von ihnen hielten alte Lampen in den Händen. Geisterhaft zuckte der Schein, wenn die Lampen bewegt wurden. Das Licht schuf Helligkeit und Schatten. Letzterer wirkte wie bizarre Gespensterwesen, die über Menschen und Häuser tanzten.
    Bill ging vor. Er stellte sich hin und breitete die Arme aus. »Gibt es hier einen Arzt?« rief er. Keine Antwort.
    Nach einigen Sekunden löste sich ein alter Mann aus der Gruppe. Er trug einen zu weiten, museumsreifen Anzug und auf dem Kopf eine Schirmmütze. »Ich verstehe mich in der Behandlung von Kranken«, krächzte er mit kaum zu hörender Stimme.
    In der Not frisst der Teufel Fliegen. So führte Bill den Alten zu Ty Everett.
    Der alte Mann bückte sich und untersuchte die Wunde nur mit seinen Blicken. Dann ließ er sich von uns hoch helfen. »Wenn ich ihn in den nächsten dreißig Minuten operieren kann, ist ihm vielleicht zu helfen. Ich habe schon viele Kugeln aus den Körpern geholt.« Er schaute uns an, als brauchte er eine Bestätigung, und wir nickten.
    Plötzlich sprach der Alte mit lauter Stimme. In die zuschauenden Menschen kam Bewegung. Vier von ihnen liefen weg und kamen mit einer Trage zurück.
    Wie zuvor der Pfarrer, wurde nun Ty Everett vorsichtig daraufgebettet und behutsam weggetragen.
    Uns saß die Zeit im Nacken. Der Vorsprung der Wesen wurde immer größer. Sie würden zum Galgenberg fahren und Izzi beschwören.
    »Mit dem Wagen können wir nicht mehr fahren«, sagte Suko. »Und vier Ersatzräder haben wir nicht mitgenommen.«
    Wieder kam jemand zu uns. Diesmal war es ein jüngerer Mann. »Sie suchen ein Auto, nicht?«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Ich kann Ihnen eins geben.«
    »Wirklich?«
    Der Mann, fast noch ein Junge, nickte. »Die Anderen, die Grausamen, sind mit zwei Wagen gekommen. Einen haben sie zurückgelassen, sie fanden dank eurer Hilfe keine Opfer in Clemenza.«
    Bill schlug dem jungen Mann auf die Schultern. »Du bist Gold wert, mein Lieber. Wo steht der Wagen?«
    »Ich zeige ihn euch.«
    »Und wie kommt man zum Galgenberg?« fragte ich.
    »Ihr werdet ihn nicht verfehlen«, lautete die Antwort.
    Das hofften wir auch…
    ***
    Sie waren Marcel und Colette auf den Fersen, und sie hatten den Ring immer enger gezogen. Das wusste vor allen Dingen Marcel. Er kannte sich aus, denn auch er hatte oft genug an Hetzjagden teilgenommen, wenn sie ihre Feinde einkesselten.
    Ein Entrinnen gab es für ihn und das Mädchen nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die anderen sie packten. Allein hätte Marcel es vielleicht geschafft, er kannte Schliche und Tricks, aber er musste auf Colette Rücksicht nehmen. Die Kleine konnte nicht so schnell laufen wie er.
    Sie hielt sich tapfer. Und vor allen Dingen hatte Marcel ihr nichts gesagt. Sie glaubte immer noch, dass sie den Verfolgern entfliehen konnten.
    Dabei sah sie die Wesen nicht, die hin und wieder auf erhöht liegenden Felsen erschienen und schnell verschwanden, nachdem sie einen Blick in die Runde geworfen und die beiden Verfolgten entdeckt hatten.
    »Kommen wir denn nicht mal auf einen Weg?« fragte Colette nach einer Weile und blieb einfach stehen, weil sie zu erschöpft war.
    Marcel schüttelte den Kopf. Er schaute eine Halde hoch. Sie war mit Geröll bedeckt. Lose Steine, manchmal kopfgroß, lagen dort und schimmerten bleich. Wenn sie die Halde hochgingen, würden sie nach einem Meter schon wieder zurückfallen.
    Der Bandit schüttelte den Kopf. »Es geht nicht«, sagte er. »Wir kommen die Halde nicht hoch.« Mit dem Handrücken wischte er sich eine schweißverklebte Haarsträhne aus der Stirn.
    »Was machen wir dann?« flüsterte Colette ängstlich.
    »Wir müssen uns ein Versteck suchen.«
    »Gibt es das denn?« Hoffnung klang in der Stimme des elfjährigen Mädchens mit.
    »Das glaube ich doch.«
    »Du weißt es nicht genau?«
    »Sprich nicht soviel, sonst hören uns die anderen.«
    Colette nickte. Sie streckte ihren Arm aus. Ihre schmale Hand schob sich in die schwielige des

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