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0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

Titel: 0203 - Um Mitternacht am Galgenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefüllt. Wie durch einen Schleier erkannte er die kleine Colette, die stumm und angsterfüllt dastand. Sei würde nach ihm an die Reihe kommen und musste alles mit ansehen.
    »Lasst sie frei!« keuchte er. »Bitte, lasst sie frei!« Er machte sich bewusst schwer, damit die Wesen mehr Mühe mit ihm hatten, es half alles nichts, sie hoben ihn hoch und stemmten ihn soweit, dass er die Schlinge vor seinem Gesicht sah.
    »Neiiinnnn!« Es war Colettes dünner Schrei, der seine Ohren traf. Auf das Kind achteten die Monstren nicht sehr. Colette riss sich los. Sie wollte ihrem Freund beistehen und trommelte mit beiden Fäusten gegen die Körper der Götzendiener.
    Eine harte Hand riss sie nicht nur zurück, sondern schleuderte sie zu Boden. Die anderen kannten kein Erbarmen. Sie dachten nicht mehr menschlich. Gefühle hatte es bei ihnen noch nie gegeben. Sie waren ausgeschaltet worden.
    Ein Ruck, ein Stoß nach vorn, und die Schlinge legte sich um den Hals des Delinquenten. Der alte Galgen knarrte, als er das Gewicht spürte. Es hörte sich an wie ein letztes, verzweifeltes Aufstöhnen.
    Marcels Augen wurden weit vor Entsetzen. Er hatte eine schreckliche Angst, und er hörte die Götzendiener schreien und kreischen.
    »Izzi, nimm ein neues Opfer. Wir bringen dir den letzten unserer Brüder, damit auch er zu einem Diener wird…«
    »Ich will nicht. Ich will nicht…« Es waren krächzende Laute, die aus dem Mund Marcels drangen, und mit den Beinen trampelte er ins Leere.
    Da ließen sie ihn los.
    Marcel ruckte nach unten. Er spürte die Schlinge am Hals. Das Seil war plötzlich wie ein Messer, und er hörte als Letztes das schreckliche Weinen der kleinen Colette.
    Die anderen schauten zu. Nichts regte sich in ihren Fratzen. Nur die Würmer quollen und ringelten hinter der dünnen, blassen Haut und drückten manchmal die Augen noch weiter vor.
    Izzis Diener hatten wieder einen Sieg errungen. Im Dorf waren sie zurückgeschlagen worden, der Galgenberg aber gehörte ihnen. Minuten vergingen. Nur der Wind jaulte über die Kuppe des Galgenberges und sang seine schaurige Totenmelodie. Er bewegte auch die Leiche des Banditen Marcel, denn mittlerweile war er tot.
    Colette konnte das alles nicht begreifen. Sie schaute auch nicht den Toten an, sondern hielt den Kopf gesenkt und den Blick somit zu Boden gerichtet. Was das elfjährige Mädchen erlebt hatte, ging einfach über seine Kräfte.
    Es waren fünf Götzendiener, die einen Kreis um den alten Galgen gebildet hatten. Sie rührten sich nicht von der Stelle, sondern warteten auf ein Ereignis. Sie hatten Izzi ein Opfer gebracht, einen neuen Diener zugeführt, er musste einfach reagieren.
    Die Zeit verging. Nichts geschah.
    Sonst wurde der Boden aufgebrochen, und es erschienen die Schlammmonster, um sich die Leiche zu holen, damit sie mit ihr in der Erde verschwinden konnten.
    Es wäre wirklich der normale Vorgang gewesen. Um so enttäuschender war die Reaktion der Erdgeister für die Götzendiener. Etwas stimmte nicht.
    Carru wurde zuerst unruhig. Er schaute sich des öfteren um. Dabei glitt sein spähender Blick über die kahlen Berghänge. Wenn sich die Erdgeister nicht zeigten, konnte das nur eins bedeuten.
    Es war Gefahr im Anmarsch!
    Aber er sah nichts. Und doch blieb das Gefühl der Unruhe. Es war einfach nicht aus ihm herauszubekommen.
    »Was sollen wir tun?« fragte ein anderer. Er richtete den Blick seiner wie gläsern wirkenden Augen auf den Chef.
    »Izzi meldet sich nicht«, flüsterte Carru. »Das hat etwas zu bedeuten.«
    »Will er das Opfer nicht?«
    »Nein. Er spürt bestimmt eine Gefahr.«
    »Wir können es noch einmal versuchen. Vielleicht wollten sie zuerst das Kind.«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, erwiderte Carru. Er wandte sich an die übrigen Kumpane, und Artgenossen. »Nehmt ihn aus der Schlinge!«
    Vier Wesen reagierten. Sie umfassten die Leiche an der Hüfte und den Beinen. Dann drückten sie den Toten hoch, zerrten noch und stießen ihn ein wenig zurück.
    Marcel rutschte mit dem Kopf aus der Schlinge und kippte. Nun war er frei. Die Leiche schlug schwer zu Boden. Auf dem Rücken blieb sie liegen. Blicklose Augen starrten in den unendlich erscheinenden Nachthimmel.
    »Nehmt sie!« befahl Carru und deutete auf die kleine Colette. Zwei wandten sich um.
    Auch Colette begriff, was ihr bevorstand. Sie erfasste vielleicht nicht die gesamte grausame Wahrheit, aber sie wusste, dass sie nicht länger hier bleiben durfte.
    Bevor die Monstren mit den Wurmköpfen sie

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