0203 - Um Mitternacht am Galgenberg
starke Waffe, mit deren Hilfe er die Geister der Erde beschwören konnte.
Das waren schreckliche Dämonen. Sie lauerten in der Erdtiefe und konnten durch das magische Pendel gerufen werden. In Los Angeles hatten wir sie gesehen. Schlammwesen, schwarz wie die Nacht, Gebilde, die aus Teer zu bestehen schienen und die sich die Menschen holten, um sie in ihr schreckliches Reich zu ziehen.
Furchtbar…
Welche Fähigkeiten die Erdgeister noch besaßen, wussten wir nicht. Wir standen wirklich erst am Beginn, aber sie standen unmittelbar mit der Existenz der Großen Alten zusammen und auch mit einer alten atlantischen Magie.
Dies war uns ebenfalls klar geworden, als wir die beiden Totenpriester Ghani und Rokan jagten.
Dass da noch einiges auf uns zukam, dessen war ich mir sicher. Und ich durfte auch Dr. Tod und seine geschwächte Mordliga nicht vergessen. Sie würden ebenfalls zuschlagen, denn wie ich Solo Morasso kannte, reagierte er jetzt wie ein angeschossenes Raubtier. Wild, grausam und ungezügelt.
Zum Glück war uns sein Versteck bekannt. Wenn alles nichts mehr half, musste es eben zerstört werden, ohne noch Rücksicht auf internationales Recht zu nehmen, denn Feuerland gehört zu Chile und auch Argentinien.
An die neuen Erfahrungen, die mir Nostradamus über die Hölle mitgeteilt hatte, durfte ich erst gar nicht denken. Wenn ich mir die zahlreichen, mächtigen Dämonen vorstellte - jeder so stark wie Asmodis -, konnte ich schon Angst bekommen. Irgendwie glaubte ich nicht daran, dass ich sie je vernichten würde.
»Na, was ist los, John?« Suko fragte dies. Er schien mir angesehen zu haben, dass mich schwere Gedanken quälten.
»Nichts.« Ich lächelte.
»Schätze, wir sind gleich da«, sagte Bill, nahm eine Hand vom Lenkrad und zeigte nach vorn.
Der Reporter hatte recht. Der Galgen war tatsächlich besser zu sehen. Wir erkannten Einzelheiten und stellten fest, dass der Untergrund um ihn herum nicht so glatt war, wie es aus der Ferne zuerst ausgesehen hatte.
»Da sind welche!« rief Suko.
Auch Bill und ich sahen die Gestalten, die sich auf den Galgen zu bewegten. Sie gingen hintereinander, und wir waren sicher, die Götzendiener aus dem Dorf entdeckt zu haben.
Schon bald bekamen wir den Beweis.
Ein Lastwagen stand mitten auf dem Weg. Die Scheinwerfer leuchteten nicht mehr, dafür standen beide Türen des Führerhauses weit offen.
Bill brachte unseren Wagen zum Halten. Auch dieses Scheinwerferpaar erlosch. Wir verließen das Fahrzeug mit steifen Gliedern und nahmen vor allen Dingen unsere Waffen mit.
Bill schaute mich fragend an. Ich wusste, was er meinte und nickte. »Okay, du kannst das Schwert nehmen.«
»Danke.«
Suko hatte sich bereits ein paar Schritte entfernt. Wir sahen seine Gestalt als düsteren Schatten am Wegrand stehen. Von dieser Stelle aus war der Galgen wohl auf dem kürzesten Wege zu erreichen.
Das hatten wir auch vor.
Noch einmal schauten wir hin. Die unheimliche Prozession hatte ihr Ziel erreicht. Unter der Schlinge versammelten sich die Götzendiener. Sie bewegten sich ziemlich hektisch, wir konnten allerdings nicht genau erkennen, was sie taten.
Bis jemand in die Höhe gestemmt wurde. Er schlug mit den Armen um sich, kam jedoch gegen seine Feinde nicht an.
Wir begriffen im gleichen Augenblick. Und Bill sprach aus, was wir dachten. »Verdammt, da wird jemand gehängt!«
***
Er hatte keine Chance, und er wusste auch, dass die anderen keine Gnade kennen würden. Trotzdem wehrte er sich.
Er spürte die kalten Hände seiner ehemaligen Freunde an den Armen. Die Griffe waren hart, wie kleine Eisenklammern wirkten die Finger, und trotz seiner verzweifelten Bemühungen ließen sie ihn nicht los.
Marcel keuchte. Wenn er den Kopf in den Nacken warf, sah er über sich die Schlinge, sie schaukelte im Nachtwind und kam ihm vor wie ein riesiges, leeres, tödliches Auge, das ihn trotzdem noch herbeilockte.
Das alte Galgengerüst ächzte und bewegte sich, als würden in seinem Holz unzählige Geister wohnen, die alle Qualen der Hölle erleiden mussten.
»Ihr Schweine!« keuchte Marcel. »Ihr verfluchten Bastarde. Lasst mich los!« Und mit einer wilden Kraftanstrengung befreite er sich. Zwei Wesen schleuderte er zur Seite.
Ein Hoffnungsfunke zuckte in seinem Innern hoch, er erlosch jäh, als ihm ein anderer den Kolben einer Waffe ins Kreuz hämmerte und Marcel zu Boden schlug. Nein, sie ließen ihm keine Chance mehr.
Harte Hände rissen ihn hoch. Seine Augen hatten sich mit Tränen
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