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0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

Titel: 0203 - Um Mitternacht am Galgenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch greifen konnten, tauchte sie unter einem zupackenden Arm weg, drehte sich noch und begann zu rennen.
    »Lasst sie nicht entkommen!« schrie Carru.
    Das wollten die Götzendiener nicht. Mit seltsamen und grotesk wirkenden Sprüngen nahmen sie die Verfolgung auf. Und sie waren schnell. Colette hatte keine Chance.
    Zudem stolperte sie über eine Furche im Boden. Sie spürte zuerst den Schlag an ihrem Fuß, wurde nach vorn geworfen, streckte noch beide Arme aus und fing so den harten Aufprall ein wenig ab.
    Trotzdem schrammte sie sich auf dem gefrorenen Boden die Handballen auf.
    Die Männer packten sie. Dieses Leichtgewicht schafften sie ohne weiteres. Einer warf sich Colette über die Schultern. Das Mädchen war viel zu schwach und auch zu hilflos, um sich zu wehren. Es ließ alles mit sich geschehen.
    Carru erwartete sie. Aus seinem Maul drangen die Worte wie Tropfen. »Diesmal wird Izzi das Opfer annehmen, das wir ihm bringen. Davon bin ich überzeugt. Feinde gibt es auch nicht. Sie wären längst schon hier gewesen. Es kann sich demnach nur um ein Missverständnis gehandelt haben.« Er lachte schrill, drehte sich und deutete auf den Galgen. »Die Schlinge ist für sie bereit.«
    Colette wurde den kurzen Weg hingetragen. Sie lag noch immer über der Schulter des Wesens.
    Bis zum Galgen sollte sie nicht mehr kommen, denn plötzlich geschah das, womit alle gerechnet hatten, nur eben mit einiger Verspätung. An zwei Stellen, rechts und links neben dem unheimlichen Galgengerüst, öffnete sich der Boden.
    Nicht Izzi erschien, sondern schlammige Wesen aus dem Innern der Erde. Sie wollten sich ihre Beute holen…
    ***
    Trotz der herrschenden Kälte musste mein Gesicht knallrot sein. Und meinen Freunden erging es nicht anders.
    Es waren Zorn, Wut und Abscheu, die gemeinsam in uns tobten. Wir hatten mit ansehen müssen, wie man einen Menschen einfach erhängte. Das war zuviel.
    Wir hatten ihn nicht retten können, weil wir zu weit entfernt gewesen waren. Bill Conolly hatte vor etwa zwei Jahren das gleiche Schicksal erleiden sollen, damals war ich im letzten Augenblick erschienen und hatte Destero sowie den Magier mit den Kristallaugen daran hindern können, Bill zu hängen. [5]
    Hier war es uns nicht gelungen.
    Vielleicht hätten wir etwas ändern können, wenn die anderen nicht bewaffnet gewesen wären. Wir konnten nicht deckungslos über die freie Fläche laufen. Man hätte uns zu früh entdeckt und mit einem Kugelhagel begrüßt.
    Der Weg stieg etwas an. Zum Glück lag die Kuppe des Berges kaum höher als der Pfad, den wir gefahren waren.
    So näherten wir uns in breiter Linie dem Schauplatz des Verbrechens. Ich spürte, dass sich bei meinem Kreuz etwas tat. Es erschien mir wärmer. Die Erklärung lag auf der Hand. Wir bewegten uns im wahrsten Sinne des Wortes auf schwarzmagischem Boden. Unter uns lauerte das Grauen.
    Würde es hervorbrechen? Erschien Izzi, um sich uns zum Kampf zu stellen?
    Hoffentlich, denn durch Desteros Schwert war ich gut gegen den Diener der Großen Alten gerüstet.
    Ich hätte ihm bereits einmal Verletzungen zugefügt.
    Die Leiche wurde aus der Schlinge genommen. Wir hörten die Stimmen der Götzendiener und auch die eines Kindes.
    Colette hatten wir schon vorher entdeckt, jetzt aber wollten sich diese Hunde an dem kleinen Mädchen vergreifen.
    Verdammt, wir waren noch zu weit entfernt. Ich konnte mich mit meinen Freunden nicht absprechen.
    Zwischen uns lag eine zu große Distanz.
    Die Monstren hatten Colette eingeholt. Einer warf sie sich über die Schulter und ging mit ihr zum Galgengerüst.
    Wie weit war ich entfernt? Fünfzig Schritte oder nur dreißig?
    Schwer zu schätzen, auf jeden Fall zu weit, um effektiv eingreifen zu können. Ich konnte Colette nicht mehr retten, auch wenn ich zum Schnellläufer wurde.
    Da griff Suko ein.
    Ich sah meinen chinesischen Freund und Kollegen nicht, aber ich hörte seinen verzweifelten Schrei.
    Ein Wort nur. »Topar!«
    Sofort erstarrte alles zur Bewegungslosigkeit!
    ***
    Suko hatte ebenso um das Leben des Kindes gezittert wie John. Und auch er sah ein, dass er es mit normalen Mitteln nicht mehr rechtzeitig schaffen würde.
    Also musste er zu seinem sichersten und dem wirkungsvollsten greifen. Er hatte den Stab von einem alten Abt übernommen. Der Legende nach war er ein Erbe des großen Buddha. Ob dies stimmte, wusste Suko nicht genau zu sagen, es war ihm auch ziemlich egal. Hauptsache, der Stab entfaltete seine Wirkung.
    Und die war in der Tat enorm.

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