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0203a - Wir standen auf der Abschußliste

0203a - Wir standen auf der Abschußliste

Titel: 0203a - Wir standen auf der Abschußliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir standen auf der Abschußliste
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Davor lag ein umgefallener Koffer, dessen Inhalt auf der Erde verstreut war. Hier schien also Rice vorbeigelaufen zu sein Ich sprang über die am Boden, liegenden Sachen und nahm hinter der Tür Deckung. Aber auch das nächste Zimmer war leer. Es führte auf eine Art Diele, und dort sah ich eine kleine Treppe zum oberen Stockwerk.
    Mit zwei Sätzen war ich an der Treppe, aber dann hielt mich das Keuchen zweier Menschen zurück Von der Diele aus sah ich auf einen Vorraum. Und hier entdeckte ich Phil. Der arme Kerl sah reichlich zerzaust aus. Betty Folding hatte sich fest an ihn geklammert und biß und kratzte wie eine Wildkatze.
    Aber als Phil sie jetzt gegen die Garderobe drängte, konnte er seine Hände freibekommen Ich konnte ihm nicht helfen, denn ich mußte hinter Rice her.
    »Die Treppe ’rauf«, keuchte Phil, als er mich erblickte.
    Da wandte auch Betty Folding ihren Kopf und erkannte mich. Bevor ich den ersten Satz auf die Treppe gemacht hatte, schrie sie eine Warnung für Rice; zwar ging der größte Teil ihres Schreiens in ein Gurgeln über, aber es hatte genügt.
    Neben mir schlug etwas Unsichtbares ein Loch in die Wand. Noch einmal schwirrte mir mit einem häßlichen Surren eine Kugel um die Ohren. Dann aber drückte ich in die Richtung ab, wo ich Rice vermutete. Dabei stürmte ich weiter die Treppe hinauf und nahm hinter dem Podest Deckung.
    Gerade über meinem Kopf entdeckte ich einen Lichtschalter, den ich herunterdrückte. Jetzt lag der Flur im hellen Licht. Drei Türen gingen von ihm ab, die alle geöffnet waren. Die dritte bewegte sich ganz leicht. Und da schnellte auch schon die Hand von Rice vor und legte auf mich an. Ich duckte mich blitzschnell und nahm die Hand aufs Korn. Dann drückte ich ab.
    Der Schmerzensschrei deckte sich mit dem Poltern der Pistole, die Rice aus der Hand auf den Boden fiel.
    Ich stürzte nach vorne. Aber Rice war trotz seiner Verwundung schneller. Bevor ich die Tür erreichte, hatte er sie zugeschlagen und den Schlüssel herumgedreht.
    Mit meiner ganzen Kraft warf ich mich gegen die Tür Aber die war stabil gebaut und tat mir nicht den Gefallen, nachzugeben. Ich fackelte nicht lange und setzte ein paar Schüsse rund um das Schloß. Nach einem kräftigen Tritt sprang die Tür dann auf.
    Und da sah ich Rice! Er hing an der Dachrinne draußen an dem Balkon und versuchte, das Rohr zu erreichen, das nach unten führte. Er hatte sich mit dem rechten Ellbogen aufgestützt und schob sich mit der linken Hand weiter. Das helle Licht aus dem darunter liegenden Schlafzimmer zeigte mir sein vor Anstrengung verzerrtes Gesicht. Ich trat an das Fenster und schätzte die Höhe. Über zehn Meter ’runterspringen konnte er nicht. Ich wollte mich gerade umdrehen, um ’runterlaufen und Phil zu helfen, als mich Rice erkannte.
    Er verdoppelte seine Anstrengung, und dabei machte er eine hastige Bewegung. Sein Ellbogen rutschte ab, und er hing hilflos an einer Hand. Er machte einen verzweifelten Versuch, sich etwas hochzuziehen, aber das erschöpfte ihn noch mehr. Ich sprang hinzu, denn ich konnte genau sehen, wie die Kraft in seiner Hand nachließ und sich ein Finger nach dem anderen langsam löste.
    Aber ich kam zu spät.
    Rice fiel…
    ***
    Phil eilte mit mir an den Fuß der Terrasse, denn er war mit der Folding fertiggeworden. Er hatte sie leicht gefesselt, damit sie keine Dummheiten machen konnte.
    Als wir Rice liegen sahen, wußten wir, daß er nie wieder ein Verbrechen begehen würde. Er hatte sich das Genick gebrochen. Seine Jacke war stark zerfetzt und eine Tasche ganz ausgerissen Ein kleiner Stoß Papier war dadurch um Rice verstreut. Ich bückte mich danach. Es waren alles kleine Bogen, so groß wie eine Postkarte, und ich las im Licht, das aus den Parterrefenstern fiel, die mit blutroten Buchstaben geschriebene Warnung: »MORGEN MUSST AUCH DU BEZAHLEN!« Ich steckte die Karte in die Tasche und stieß Phil an, der sich mit einem Taschentuch über sein zerkratztes Gesicht fuhr.
    »Komm, Phil«, sagte ich und wandte mich auf das Haus zu, »wir müssen einen Arzt holen, und wir müssen Mr. High verständigen. Und wir sollten uns auch mal das Material oben im Arbeitszimmer ansehen. Ich glaube bestimmt, das lohnt sich.«
    »Wir könnten auch mal eben Ted Baker anrufen«, sagte Phil. »Denn der wird froh sein, daß er jetzt nichts mehr zu befürchten hat.«
    Dabei wies er mit einer müden Kopfbewegung auf den toten Gangster und folgte mir über die Terrasse ins Haus.
    ENDE

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