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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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sich und hob es auf. Es war die Geschoßhülse der Kugel, die der Gangster verschossen hatte.
    »Wollen Sie behaupten, daß ich in einer halben Sekunde zum Fenster hinausklettern, von draußen selbst einen Schuß abfeuem und wieder zurück ins Zimmer klettern kann, bevor endlich die Leute in der Kneipe die Tür aufrissen?« lächelte Phil ironisch. »Dann müßte ich ja ein Wunder in Geschwindigkeit sein. Hier ist die Hülse des Geschosses, das auf mich abgefeuert wurde. In meiner Manteltasche die Schußwaffe. Beide werde ich jetzt zur Polizei bringen.«
    Phil wollte hinaus. Lindner hielt ihn am Ärmel fest.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Zur Polizei! Wohin sonst?«
    »Aber was wollen Sie denp da?«
    »Anzeige erstatten. Das ist doch klar.«
    »Sie sind doch nicht verletzt worden!«
    »Spielt das eine Rolle?«
    Lindner schien für ein paar Sekunden unsicher zu sein. Phil nutzte es sofort aus, als er die schwache Position seines Gegners erkannte. Offensichtlich wollte Lindner unter allen Umständen vermeiden, die Polizei ins Spiel zu zerren.
    »Hören Sie, Lindner«, sagte Phil. »Irgendwas ist hier faul, das merkt ein Blinder. Irgendwas ist auch im Zusammenhang mit meinem Bruder faul. Ich kenne ihn doch. Der wird nicht plötzlich verrückt und verschwindet. Es lag nicht der leiseste Grund dafür vor. Ich habe den Verdacht, daß hier ein bißchen bei seinem Verschwinden nachgeholfen wurde. Es gibt nur noch eine Möglichkeit für Sie. Und daran wird Ihnen sicher angesichts einiger Vorkommnisse gelegen sein. Mr. Lindner, sagen Sie mir ganz ehrlich — was ist mit meinem Bruder?«
    Lindner seufzte mit gesenktem Kopf. »Also gut«, sagte er. »Wir müssen Sie mit einigen unangenehmen Dingen, die Ihren Bruder angehen, vertraut machen. Bitte kommen Sie mit mir — ich will Ihnen reinen Wein einschenken.«
    Er stand auf und ging zur Tür. Und Phil fiel auf Lindners Schauspielerei herein und folgte ihm wirklich…
    ***
    Während ich ahnungslos und friedlich schlummernd in Mrs. Pitschenskis Prunkbett schlief, trug sich ein paar Blocks weiter eine Sache zu, die Phil beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Daß sie überhaupt herauskam, lag an der Findigkeit des Patrolmans 8614, der auf den Namen Slim Cannegan hörte.
    Slim bummelte gegen Mitternacht seine vorgeschriebene Runde auf der Amsterdam Avenue, die dort oben dicht am High-Bridge-Park vorbeiführt. Der Park liegt ein rundes Stockwerk tiefer, und Cannegan lehnte sich einen Augenblick gegen das Geländer. Er gähnte herzhaft, denn er hatte wegen einer Geburtstagsparty am Vortage zuwenig Schlaf bekommen. Plötzlich hörte er unten im Park die hastigen Schritte zweier Menschen. Er vernahm aufgeregte Stimmen, konnte sie aber nicht verstehen. Der Park selbst lag im Dunkeln, nur über einigen Büschen und Sträuchern lag der Schein der Straßenlaternen von der Amsterdam Avenue.
    »Hallo!« rief Slim in die Dunkelheit jenseits des Geländers hinab. »Hallo, ist da wer?«
    Etwas Gescheiteres fällt mir auch nicht ein, dachte er gleich darauf kopfschüttelnd. Natürlich ist da wer, sonst wären ja keine Stimmen da. Ob sich da ein Pärchen streitet? Hört sich fast so an.
    »Hallo!« rief er noch einmal hinab.
    Die hastigen Schritte unten kamen näher. Kies knirschte. Jetzt sah Slim auch undeutlich die Umrisse zweier Gestalten, die sich auf einem schmalen Weg näherten, der aus einer Buschgruppe heraus etwa auf Slims Standort zulief.
    »Hallo!« erwiderte eine junge Männerstimme Slims Ruf. »Bleiben Sie bitte stehen, Mister! Wir kommen!«
    »Na, was ist denn los, ihr beiden?« fragte Slim, während er sich tiefer über das Geländer hinwegbeugte.
    Der Junge stieß hervor:
    »Da drüben liegen zwei Leichen! Am besten, Sie rufen gleich die Polizei an. Wir warten hier. Aber beeilen Sie sich.«
    Slim dachte nicht daran, die Polizei anzurufen. Statt dessen kletterte er über das Geländer, hielt sich mit den Händen an den senkrechten Eisenstäben fest und ließ sich an der Mauer so weit hinab, wie es ging. Danach stieß er sich ab und sprang. Er kam gut unten an, wandte sich dem Pärchen zu und sagte:
    »Die Polizei ist schon da. Jetzt zeigen Sie mir mal, Wo die Leichen liegen. Ich wette meine neue Mütze gegen eine ausrangierte, daß es zwei Betrunkene sind. Die Kerle schlafen ihren Rausch ja immer in den Parks aus, wenn einer in der Nähe ihrer Stammkneipe liegt. Kommen Sie!«
    Der junge Mann führte Slim den Weg entlang und in die Buschgruppe hinein. Mehrere hohe Sträucher und Hecken

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