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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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einem Besucher gnädig seine Schatzkammer zeigen will.
    Das Zimmer war recht groß — etwa sechs mal acht Yard Grundfläche — und wider Erwarten gut eingerichtet. Sogar in einer Ecke war eine Dusche eingebaut.
    Ich zahlte für vierzehn Tage die Miete im voraus und mußte lachen, als ich an die Gesichter dachte, die unsere Spesenabteilung machen würde, wenn ich ihnen meine Mietquittung vorlegen würde.
    Ich steckte mir eine Zigarette an und machte mich ans Auspacken meines Kartons.
    Vor allen Dingen mußte ein sicheres Versteck für das Geld gefunden werden, namentlich für die Scheine, die nicht in den Zeitungen nummernweise aufgeführt waren. Denn dieses Geld konnte jeder stehlen und gefahrlos unter die Leute bringen, während ich der Spesenabteilung darüber Rechenschaft schuldig war. Nach langem Suchen wurde mir klar, daß es in meinem Zimmer keinen sicheren Ort für das Geld gab. Ich versteckte also nur die nummernweise aufgeführten Fünfzig-Dollar-Noten unter der Matratze und packte das andere Geld zu einem kleinen Päckchen zusammen, das ich unter der Kennziffer 13—13 ans nächste Postamt schickte mit dem Vermerk »Postlagernd«. Falls ich Geld brauchte, konnte ich mir das Päckchen dort jederzeit abholen.
    Nachdem ich die Fünfziger unter der Matratze des Bettes versteckt hatte, zog ich das Bettuch glatt und stopfte es an den Seiten zwischen Bett und Matratze, Aber ich richtete es so ein, daß das Tuch eine schräg verlaufende Falte zog, deren Anfang und Ende ich mir genau einprägte.
    Die Dusche funktionierte großartig allerdings war die Kabine nicht viel größer als eine Hutschachtel. Nach einem kurzen Nickerchen erhob ich mich, sah auf die Uhr und ging los.
    Als erstes brachte ich das Päckchen zur Post. Anschließend verzehrte ich ein reichliches Abendessen und sah nun den weiteren Ereignissen dieses Abends gestärkt entgegen.
    Es mochte gegen neun Uhr abends sein, als ich meinen Bummel begann. Ich kehrte in einigen Kneipen ein, blieb aber überall nicht lange. Trotzdem war es doch schon halb elf, als ich an die Ecke der 182. kam.
    Im Lichtschein der zahlreichen Reklameleuchten lag die Straße in einer bunten Helligkeit. Rote, blaue und gelbe Neonschriften flammten auf und erlöschten wieder. Tausende bunter Glühbirnen verstreuten Kaskaden von Licht.
    Das junge Mädchen von der Heilsarmee wirkte fast verloren im Strudel des Auto- und Passantenverkehrs, der sie an der Ecke umbrandete, wo sie sich aufgestellt hatte. Sie hielt eine Sammelbüchse in der rechten Hand und einen Stoß dünner Zeitschriften in der linken! Das Mädchen konnte nicht viel älter als zweiundzwanzig Jahre sein. Nur wenige Passanten blieben stehen, um eine Münze in die Büchse zu werfen. Ich registrierte alles gewohnheitsgemäß, während ich neben ihr stand und auf den Lichtwechsel der Fußgängerampel wartete.
    Plötzlich hörte ich einen unterdrückten Aufschrei. Ich warf mich herum und sah gerade noch einen halbwüchsigen Burschen, der sich in die Menge quetschte. Aber der kurze Moment genügte mir, um die Sammelbüchse zu sehen, die der Bursche in der Hand hielt.
    In diesem Augenblick wechselte die Ampel das Licht, und der Strom der Fußgänger quoll mir entgegen. Ich schob mich rücksichtslos durch, während ich hinter mir noch das leise Schluchzen des Mädchens hörte. Als ich endlich aus der Menge heraus war, entdeckte ich den Burschen ungefähr zwanzig Schritte vor mir. Er trug eine rote Lederjacke und verschwand eben links in einer Einfahrt.
    Ich beeilte mich und kam gerade rechtzeitig in die Einfahrt, um zu hören, wie der Dieb von seinem Fischzug berichtete. Er sparte dabei nicht mit anerkennenden Worten für sich selbst.
    Seine Zuhörer bestanden aus einem Rudel von fünf oder sechs Halbwüchsigen, die ihn umringt hatten und ihn beinahe ehrfürchtig anblickten.
    Bevor sie sich versahen, war ich bei ihnen.
    »Das sollte doch wohl ein kleiner Scherz sein, was?« fragte ich.
    Sie drehten sich herum und maßen mich mit wütenden Blicken. Der Dieb hakte lässig die Daumen in den Gürtel, plusterte sich auf und kaute zwischen den Zähnen hervor:
    »Weiß nicht, wovon Sie reden. Besser, Sie verduften. Wir möchten hier ungestört sein, Amigo.«
    Er hielt es nicht einmal für nötig, die Sammelbüchse zu verbergen. Er hielt sie wie ein ehrlich gekauftes Sandwich in der Hand. Ich trat einen Schritt vor und tippte mit dem Zeigefinger gegen die Büchse. Kleingeld schepperte blechern.
    »Du wirst die Büchse jetzt dem

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