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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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vor und raunte halblaut, so daß Phil es nur noch mit Mühe verstehen konnte:
    »Jetzt trink einen, dann nimm die Flasche und hau ab! Komm morgen abend wieder. Ich habe eine kleine Arbeit für dich, wo du so viel verdienen kannst, daß du dir den Gin-Vorrat für vierzehn Tage kaufen kannst! Die Flasche hier gilt als Anzahlung. Einverstanden?«
    »Sa-sa-ham, du bi-bist ein Engel«, lallte der Betrunkene mit schwerer Zunge. »Du bi-hicks-bist mein Freund! Mein bester Freund, nicht? Ich komme ganz bestimmt. Bestimmt, nicht? Leb wo-wohl, Sam!«
    Nachdem er ein halbes Wasserglas voll Gin in einem Zuge hinabgestürzt hatte, als sei die farblose Flüssigkeit wirklich nichts anderes als kühles Quellwasser, umklammerte Johnny die Flasche. Er wankte zur Tür.
    Rein zufällig sah Phil den großen Ring, den Johnny an der Linken trug. Es war ein Ring mit einem schwarzen Stein, in dessen oberer Ecke ein Diamantsplitter eingelassen war. Der Ring paßte zu Johnny wie ein Fünfundvierziger Colt zu einem zwei Tage alten Baby.
    Es kann nicht schaden, dachte Phil, wenn ich mir diesen Burschen merke.
    Es wird wohl möglich sein, seine Wohnung und seinen vollen Namen,ausfindig zu macheh. Ein Gespräch mit ihm könnte sehr aufschlußreich werden, wenn man ihm bereitwillig gestattet, die Kehle ständig anzufeuchten.
    Während Phil noch der Frage nachhing, woher Johnny einen so kostbaren Ring haben könnte, ging die Tür wieder auf und ein Mann trat ein, dessen Auftreten und Äußeres auf den ersten Blick einen Charakter verrieten, der es gewohnt war, zu befehlen.
    Mit einem herrischen Blick sah er sich um. Phil schien es, als zeigten Kellner, Serviererin und sogar Sam Lieser schlagartig doppelten Eifer.
    Es war Lindner.
    Er begrüßte Lieser flüchtig und wurde gleich darauf vom Kellner angesprochen, der mit dem Kopf in die Richtung wies, wo Phil saß. Lindner sah Phil an wie die Schlange ihr Opfer. Dann schob er sich durch die Reihen.
    »Sie wollten mich sprechen?« fragte er, fast ohne die Lippen zu bewegen.
    »Sind Sie der Geschäftsführer dieses — hm — dieses Lokals?« schnaufte Phil.
    »Erraten. Mein Name ist Lindner.«
    »Mein Name ist — Combers«, sagte Phil.
    Das saß.
    Wenn auch im Gesicht des Managers kein Muskel ruckte, so verrieten doch seine Pupillen, wie unangenehm ihn dieser Name berührte.
    Einen Augenblick stand Lindner regungslos und schien zu überlegen. Plötzlich entschloß er sich, deutete eine leichte Verbeugung an und sagte:
    »Es tut mir leid, Mr. Combers, daß ich Sie noch um einige Augenblicke Geduld bitten muß. Ein paar dringende geschäftliche Dinge müssen schnell erledigt werden, sie haben sicher Verständnis dafür. Ich werde Sie nicht allzu lange warten lassen. Natürlich sind Sie mein Gast! Aber keinen Widerspruch, Mr. Combers! Sam, doppelten Whisky für den Herrn!«
    Phil bemerkte wohl den Blick des Einverständnisses, der zwischen Lieser und Lindner getauscht wurde. Aber er tat, als habe er nichts gesehen. Während Lindner verschwand, nippte Phil an dem sehr schnell gebrachten Getränk.
    Diesmal, war es richtiger Whisky, echter, guter Bourbon. Phil unterdrückte ein Schmunzeln. Er steckte sich eine neue Zigarette an und wartete. Lindner war mit Sam Lieser in einem der hinteren Räume verschwunden. Aber schon nach wenigen Minuten erschien Sam Lieser wieder und hielt die Tür auf, wobei er Phil einen einladenden Blick zuwarf. Langsam stand Phil auf. Durch den Türspalt sah er, daß dahinter eine Küche liegen mußte.
    Das war ja wohl der Ort, dachte Phil, wo Combers zuletzt gesehen wurde. Sei auf der Hut, alter Junge!
    ***
    »Guten Tag, Mrs. Pitschenski«, sagte ich und lüftete den Hut. »Man sagte mir, daß Sie ein Zimmer zu vermieten haben?«
    Mrs. Pitschenski war vierzig Jahre alt, wirkte wie fünfzig und versuchte, wie dreißig auszusehen. Sie trug ein geblümtes Sommerkleid, obgleich der Sommer erst hundert Blätter weiter im Kalender stand. Ihre Frisur entsprach dem letzten Schrei der Mode.
    Nachdem sie mich zuerst sehr kritisch gemustert hatte, geriet allmählich so etwas wie Wohlwollen in den Blick ihrer mausgrauen Augen. Sie zog die Tür weiter auf und bat mich, hereinzukommen. Ich trat über die Schwelle und geriet sofort in eine bis zum Ersticken mit schweren, süßlichen Parfümdünsten geschwängerte Luft, die so dick war, daß man sie hätte in Scheiben schneiden können.
    »Ich zeige Ihnen gleich das Zimmer«, verkündete sie und öffnete eine Tür mit der Miene eines Paschas, der

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