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0205 - Der Tiefsee-Schrecken

0205 - Der Tiefsee-Schrecken

Titel: 0205 - Der Tiefsee-Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Überraschung bebten wie in diesem Augenblick.
    »Sara!«
    Da hing sie im Nichts. Reglos. Wie aufgebahrt. Mit geschlossenen Augen.
    Und nackt.
    Völlig nackt.
    Seine Tochter: die Druidin vom Silbermond, sie, die den Untergang der letzten Bastion der Weißen Magie im Wunderwelten-System miterlebt hatte, aber nicht verhindern konnte, weil dort Kräfte am Werk waren, gegen die sich selbst die Meeghs harmlos ausnahmen!
    »Sara…«
    Schlief sie?
    Aber wie konnte sie schlafen und hier erscheinen? Hier, wo sie nicht einmal bei wachem Bewußtsein einzutreten vermochte, weil Merlin ihr noch nicht die nötige Konditionierung verabreicht hatte!
    Und überhaupt, wie konnte sie die Lebensblase ohne Merlins Unterstützung verlassen?
    Fragen über Fragen.
    Und ein Zauberer, dessen Ratlosigkeit ins Unendliche zu wachsen drohte.
    Er schwebte auf seine Tochter zu, und ein irrwitziger Gedanke beschlich ihn: sah er vielleicht nur eine Projektion seiner Tochter, ein Gedankenbild, das sie aus der Lebensblase zu ihm sandte, unbewußt vielleicht, kraft ihres überragenden Geistes, den Merlin bisher noch nicht ausloten konnte?
    Er klammerte sich an diesen Gedanken wie an einen Strohhalm.
    Merlin streckte den Arm aus und berührte die Stirn Sara Moons. Er spürte die Körperwärme der Druidin und Widerstand und konnte damit seine Projektions-Theorie nicht länger aufrechterhalten. Seine Finger tasteten über die hohe Stirn des Mädchens und fühlten, wie sich die Haut langsam zu erhitzen begann. An einer einzigen Stelle in der Stimmitte. Dort begann ein Stigma sichtbar zu werden. Ein Zeichen, wie es nur eine Handvoll Druiden trugen, und das wie eintätowiert oberhalb der Nasenwurzel prangte. Dieses Stigma stellte das stilisierte Wunderwelten-System vor dessen Untergang dar, in dem der Silbermond, die Urheimat aller Druiden, eine gesonderte Stellung eingenommen hatte. Selten nur wurden solche Stigmata sichtbar, meist nur in kritischen, gefahrvollen Situationen, wenn eine besonders heftige Entfaltung von PSI-Kräften bevorstand.
    Deshalb zog Merlin seine Hand zurück und betrachtete seine Tochter abwartend.
    Wurde sie wieder psionisch aktiv?
    Ihr nackter, makelloser Körper, dessen kleine, feste Brüste allein schon einen Mann alles vergessen machen konnten, hing wie an unsichtbaren Fäden vor ihm, schien leicht im geheimen Rhythmus der umgebenden Sterne hin und her zu schwingen.
    Merlin starrte auf Saras Nabel, wo ein winziger Kristall, härter als Diamanten, eingefaßt war. Das Zeitauge…
    Was für den König der Druiden die Bildkugel im Saal des Wissens war, mit der er die drei Zeitebenen sehen konnte, war für Sara Moon ihr drittes Auge, das sie im Nabel trug und das normalerweise verhüllt war. Merlin hatte sie nie gefragt, woher sie dieses Relikt einer längst vergangenen Zivilisation bekommen hatte, und sie war bisher noch nicht von sich aus bereit gewesen, etwas darüber zu sagen. Das mußte er respektieren und tat es gern, weil auch er seine Geheimnisse mit großem Engagement hütete. Eines Tages würden sie darüben sprechen. Bis dahin…
    Um Saras Körper lag ein seltsamer, silbriger Schimmer wie eine zweite Haut. Ihre Augen waren noch immer geschlossen. Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Nichts deutete auf eine unmittelbar bevorstehende magische Aktion hin. Nichts außer dem leuchtenden Stigma auf ihrer Stirn.
    »Sara«, flüsterte Merlin noch einmal. Und diesmal verstärkte er seinen Ruf, indem er ihn auf telepathische Ebene ausdehnte. Sara!
    Ihre Lider zitterten wie hauchdünne, zerbrechliche Schmetterlingsflüget. Ihre Lippen öffneten sich einen winzigen Spaltbreit und entließen einen undefinierbaren Laut.
    Plötzlich begann sie am ganzen Körper zu zittern, und Sekunden später schlug sie dann die Augen auf.
    »Wo… bin ich?«
    Fassungslos sprudelten die Worte aus ihrem Mund, und in ihren reinen Augen spiegelte sich neben der Überraschung auch ein leiser Anflug von Entsetzen. »Wie komme ich hier…?«
    »Das frage ich dich !« erwiderte Merlin rauh. »Du bist im Saal.«
    »Im Saal?« echote sie betroffen. Sie blinzelte ungläubig und sog dann den phantastischen Eindruck ihrer Umgebung in sich auf. »Aber ich - lebe!«
    Merlin nickte.
    »Hast du mich hierher gebracht?« Ihre Stimme klang belegt.
    Merlin schüttelte den Kopf, registrierte jedes Wort, jede Stimmschwankung, jede Geste seiner Tochter.
    Und die schien tatsächlich nicht zu wissen, wie sie hierher kam!
    »Nein«, sagte er.
    Sie verstand nicht.
    Er auch

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