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0205 - Gangster zahlen auch mit Blei

0205 - Gangster zahlen auch mit Blei

Titel: 0205 - Gangster zahlen auch mit Blei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gangster zahlen auch mit Blei
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einzuflößen vermag? Nur einem Mann, der selbst Furcht einflößen will.
    Von den drei großen Gangstern New Yorks waren zwei tot, und sie waren beide durch Bracks Hand gefallen. Nur einer war übrig geblieben, Cecil Bones, der Mann, der das Grenzgebiet Harlem beherrschte. War es denkbar, dass Bones dem »Hässlichen« unter die Arme griff, weil er ihn noch brauchen konnte?
    Ich setzte mich an das Steuer und fuhr nach Harlem hinaus, um mit Bones zu sprechen.
    ***
    Ich habe immer gefunden, dass »Cecil« ein hübscher Name ist. Englische Lords nennen ihre Söhne gelegentlich so, und in meiner Vorstellung ist ein Mann, der Cecil heißt, sehr schlank, blond und immer irgendwie vornehm.
    Cecil Bones war nicht schlank, nicht blond und schon gar nicht war er vornehm. Er war breit, untersetzt, mit schwarzen Kräuselhaaren verunziert, und er pflegte auf den Boden zu spucken.
    Es hieß, dass er ein Privatkonto von mindestens zweihunderttausend Dollar besäße, aber er war nie dem Laster fast aller Gangster verfallen, sein Geld für Girls, Luxus und vierhundert Krawatten auszugeben.
    Er wohnte nach wie vor in einer verkommenen Wohnung in einer Straße, die zu achtzig Prozent von Farbigen bewohnt wurde. Er hatte Angst, dass er früh sterben müsste, und befand sich dauernd in der Behandlung irgendeines Arztes, obwohl ihm kein Arzt helfen konnte, solange Bones sein einziges Laster nicht aufgab: Er aß zu viel.
    Trotz dieser merkwürdigen Angewohnheiten war Cecil Bones ein gefährlicher, verschlagener und erfolgreicher Gangsterboss. Seine Geschäfte waren so schmutzig wie seine Jacke, auf der ständig die Überreste seiner letzten Mahlzeit klebten.
    Bones war dick im Marihuana-Geschäft, das in Harlem immer besonders geblüht hat, und das Marihuana-Geschäft zieht fast zwangsläufig andere schwierige Geschäfte nach sich.
    Bones war einer der wenigen Gangster, die mit den Bossen der farbigen Banden zurechtkamen, und das sicherte ihn, teils gegen die Polizei, teils gegen John Lund, denn Harlem ist im gewissen Sinne eine Stadt für sich, in der zwar nicht andere Gesetze gelten, aber andere Methoden angewandt werden müssen als im übrigen New York.
    Ich fuhr zur 132nd Street, aber ich ließ den Wagen ein gutes Stück vorher auf einem bewachten Parkplatz stehen. Es ist nicht ratsam, in diesem Teil der 132nd Street einen auffallenden Wagen kurzerhand am Straßenrand zu deponieren. Er kann unter Umständen in der kurzen Zeitspanne verschwunden sein, die man benötigt, um eine Schachtel Zigaretten zu kaufen.
    Bones wohnte im Haus Nr. 431. Es war ein verschachtelter, trostloser Bau, aus dem der Gestank quoll wie Rauch aus einem brennenden Schacht. Der Gangsterchef bewohnte die gesamte erste Etage, aber wahrscheinlich ging er auch in allen anderen Wohnungen ein und aus, wie er wollte.
    Am Treppengeländer lümmelten sich zwei Gestalten herum. Ich wollte an ihnen vorbei, aber einer fasste meinen Ärmel.
    »Wohin, mein Freund?«, fragte er im gutturalen Englisch des Puerto Ricaners.
    Ich wischte seine Hand weg.
    »Zu Bones«, knurrte ich, »und wenn du mich anmelden willst, dann beeile dich. Ich bin nicht in der Stimmung zu warten. Ich bin Cotton vom FBI.«
    Er schnitt ein Gesicht, als wolle er sich mit mir anbinden, aber irgendetwas an meiner Figur schien ihm zu raten, es lieber zu lassen. Er schob sich die Treppe hinauf. Der andere bearbeitete seinen Kaugummi und beobachtete mich aus den Augenwinkeln.
    Nach zwei Minuten kam der Puerto Ricaner zurück. Mit dem Daumen zeigte er über die Schulter. Das hieß bei ihm soviel wie: »Mr. Bones lässt bitten.«
    Die Wohnungstür stand offen. Ich sah eine große Diele vor mir, die fast ohne Möbel war. Die sechs Türen, die von ihr zu den Zimmern führten, standen offen. Irgendwo grunzte jemand: »Komm rein, G-man!«
    Ich folgte dem Ruf und gelangte in einen Raum, der mit Möbeln so vollgestellt war wie ein Antiquitätenladen, und die Klamotten sahen auch so aus. An einem wackligen Tisch saß Cecil Bones und fraß wie ein Schwein aus einer riesigen Schüssel Obstsalat mit Sahne.
    »Setz dich, G-man«, grunzte er, spukte ein paar Kerne aus und löffelte weiter. Er schien entschlossen, sich erst mit mir zu unterhalten, wenn er die Schüssel geleert hatte.
    Der Zeitpunkt kam sehr rasch. Bones schob den letzten Löffel in den Mund, hob dann die Schüssel und gluckerte schlürfend den Saft in sich hinein.
    »Aah«, machte er, stellte die Schüssel hin und wischte sich mit dem Jackenärmel die Lippen

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