0205 - Gangster zahlen auch mit Blei
ab. »Im Grunde genommen ziehe ich ja einen Schweinebraten diesem faden Zeug vor, aber der Doc hat mir gesagt, ich müsse meine Fleischration kürzen. Was gibt’s, G-man?«
»Haben Sie Jim Brack in den letzten drei Tagen gesehen?«
»Den ›Hässlichen‹? Höre mal, G-man, ich will mir durch den Anblick des Mannes nicht den Appetit verderben lassen.«
Er hielt das für einen guten Witz und lachte los. Gleich seiner Art zu essen, klang auch sein Lachen wie Schweinegrunzen.
»Cecil, Brack sitzt dick in der Patsche. Wenn er keine Freunde findet, die ihm helfen, dann…«
Bones suchte mit der Zunge in seinen Zähnen herum.
»Ich bin sehr dafür, dass Mörder gebraten werden.«
»Der ›Hässliche‹ hat Ihnen den Weg freigeschossen.«
Er musterte mich aus seinen kleinen Augen.
»Hänge mir das nicht an, G-man. Ich habe die Morde nicht bestellt.«
»Wo ist Brack?«, fragte ich rundheraus.
Bones stieß ein dröhnendes Lachen aus.
»Mich fragst du das? Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber wenn er bei mir auftauchen sollte, liefere ich ihn verschnürt wie ein Postpaket bei euch ab. Solche Gelegenheit, mich bei euch einzuschmeicheln, finde ich nie wieder. Ihr seid mächtig scharf auf die Leute, die eure Männer angekratzt haben, und…«
»Woher wissen Sie, dass Brack einen G-man angeschossen hat?«, unterbrach ich.
Bones blinzelte mit den Augen. Er antwortete nicht sofort, und ich stieß nach.
»Es stand nichts darüber in den Zeitungen.«
Mit einem Lachen rettete er sich aus der Schlinge.
»Glaubst du, ein Mann wie ich, ist auf die Zeitungen als Informationsquelle angewiesen? Nimm an, ein Vögelchen hätte es mir ins Ohr gezwitschert. Und jetzt hau ab, G-man. Ich habe schon zu viel Zeit mit dir verquatscht. Ich spüre Hunger und muss endlich etwas Handfestes essen.«
Die Leibgardisten des verfressenen Gangsterchefs lümmelten sich immer noch am Treppengeländer herum. Der Puerto Ricaner spuckte mir vor die Füße, als ich an ihm vorbeikam.
Ich ging zum Parkplatz zurück. Es war nichts davon in die Öffentlichkeit gedrungen, dass FBI-Beamte an der Schießerei im Hafen beteiligt gewesen waren. Unsere Presseabteilung hatte lediglich mitgeteilt, dass bei einer Schießerei zwischen Gangstern Steven Warden getötet worden war, und dass als Täter der bereits gesuchte Jim Brack infrage kam.
Zugegeben, dass Bones über besondere Informationsquellen verfügen mochte, dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, als hätte sich der Mann mit diesem halben Satz verraten.
***
Ich fuhr zum 49. Revier, dessen Chef Lieutenant Makenzie war. Ich traf ihn in seinem Büro. Wir kannten uns von einem früheren Fall her, bei dem wir zusammengearbeitet hatten.
»Neues von Bones, Lieutenant?«, fragte ich nach der Begrüßung.
Makenzie seufzte heftig, als ich den Namen seines Sorgenkindes nannte. Für jeden Revierchef ist es ein scheußliches Gefühl, einen prominenten Gangster in seinem Bezirk zu wissen.
»Dessen Weizen blüht jetzt«, antwortete er. »Ihr habt seine Feinde aus dem Weg geräumt. Ihm kommt New York vor wie ein herrenloses Reich. Ich lauere schon seit Lunds Ende darauf, dass er losgeht und sich eine ordentliche Ecke von dem Kuchen unter den Nagel reißt.«
»Hat er noch nichts unternommen?«
Makenzie kratzte sich hinter dem Ohr.
»Na, er hat natürlich ein wenig abgesahnt. Seine Leute sind in Bezirken aufgetaucht, die früher zu Lunds Bereich gehörten, aber im Grunde genommen hielten sie sich an die Straßenzüge, die an Bones Imperium grenzten. Eigentlich war es nicht mehr als etwas Abfall, den sie aufhoben.«
»Wundern Sie sich nicht, dass Bones die Gelegenheit nicht beim Schopf fasste? Selbst Warden hat es versucht, und der Hafengangster liebte seit einiger Zeit den Whisky so sehr, dass seine Aktivität darunter gelitten hatte.«
Makenzie zuckte die Schultern. »Dafür frisst Bones sich zum Krüppel. Das ist auch nicht förderlich für die Energie. Aber Sie haben Recht, Cotton. Eigentlich 50 hätte Bones sich bei Lunds Tod halb New York bei einer einzigen Mahlzeit einverleiben müssen.«
»Er hätte es zumindest versuchen müssen. Wir haben zwar von Anfang an einige Sicherungen eingebaut, aber Bones lässt sich nicht durch eine Handvoll Polizisten einschüchtern. Hat er Schwierigkeiten in seinen eigenen Reihen?«
Der Revier-Lieutenant dachte nach. »Ich habe nichts davon gehört, aber immerhin liegt ein guter Teil von Bones Geschäft jenseits der weißen Grenze in Harlem. Ich rufe Lieutenant
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