0205 - Gangster zahlen auch mit Blei
Stone vom 52. Harlem Revier an. Vielleicht weiß er mehr.«
»Lassen Sie nur. Ich fahre selbst zu ihm.«
»Soll ich Ihnen einen Cop mitgeben?«, fragte Makenzie, und ich wusste genau, was sein Angebot bedeutete. Gewisse Bezirke der New Yorker Farbigen-Stadt sind auch am Tag für Weiße ein gefährliches Pflaster.
Ich lehnte dankend ab, aber ich nahm nicht den Jaguar, sondern benutzte die Untergrundbahn.
Die U-Bahn, soweit sie durch Harlem führt, ist gewissermaßen neutrales Gebiet, aber wenn man sie im eigentlichen Zentrum des Viertels verlässt, dann ist man in einer Stadt, die den Farbigen und nur den Farbigen gehört.
Ich erreichte das 52. Revier ohne Zwischenfälle, ein paar Schimpfworte, die mir Halbstarke nachriefen, nicht gerechnet.
Lieutenant Stone war, wie alle Beamten seines Reviers, ein Farbiger. Er hatte ein offenes, energisches Gesicht, gab mir die Hand und bot mir einen Stuhl an.
Bevor ich meine Fragen stellen konnte, platzte er mit seinen Sorgen heraus.
»Wann schaffen Sie mir endlich Cecil Bones vom Hals? Ich würde Ruhe in meinem Bezirk halten können, wenn unsere Jungs mit schrägen Neigungen nicht immer wieder von außen angestachelt und verführt würden. Bones pumpt nach Harlem hinein, was gefährlich ist, vom Marihuana angefangen bis zum Schießeisen.«
»Kennen Sie die Geschäftspartner?«
»Na ja, die meisten kenne ich schon.«
»Kann es sein, dass Bones mit einem von ihnen so viel Schwierigkeiten bekommen hat, dass er daran denkt, ihn zu beseitigen?«
Bones kniff die Augen zusammen.
»Ich habe so etwas läuten gehört«, antwortete er langsam, »aber ich kann natürlich nicht sagen, ob es der Wahrheit entspricht. Bones soll Schwierigkeiten mit Heavy Fellow haben.«
»Wer ist Heavy Fellow?«
»Eines von meinen Sorgenkindern, Agent Cotton. Er dirigiert eine Bande hier in der Gegend. Wir vermuten in ihm den zentralen Verteiler für Marihuana, das Bones ihm geliefert hat. Es kann sein, dass Fellow abgesprungen ist. Die letzten Zigaretten, die wir beschlagnahmten, waren von einer anderen Qualität als alles, was wir vorher bei den Kleinhändlern kassieren konnten. Wenn es Fellow gelungen sein sollte, direkten Kontakt zu den Händlern an der mexikanischen Grenze zu finden, dann ist er auf Bones als Nachschublieferant nicht mehr angewiesen und kann ihn ausbooten, und das hat er im gegebenen Falle sicherlich nicht getan, ohne die Bezahlung der letzten Bones-Lieferung zu vergessen. Wie gesagt, es sind nur Vermutungen, die sich auf die veränderte Zigarettenqualität stützen und auf ein paar Beobachtungen, die meine Leute gemacht haben.«
»Nehmen wir einmal an, Ihre Vermutungen entsprächen den Tatsachen. Bones müsste,dann einen ziemlichen Zorn gegen Fellow haben, einmal, weil er das Geld für eine Lieferung nicht erhalten hat, zum anderen, weil Fellow ihm das Marihuana-Geschäft aus der Hand genommen hat. Für einen Burschen wie Bones wäre das sicherlich Grund genug, den säumigen Schuldner und lästigen Kon kurrenten aus dem Weg zu räumen.«
»Für einen Weißen ist es schwer, Heavy Fellow abknallen zu lassen«, gab Stone zu bedenken. »Er müsste einen Farbigen dafür anheuern, und jeder Farbige weiß, dass er von Harlems Bewohnern gelyncht wird, wenn sich herausstellt, dass er einen Neger im Auftrag eines Weißen erschossen hat. Abgesehen davon gilt Heavy Fellow als außerordentlich gefährlich. Jeder Harlem-Mann wird es sich allein aus diesem Grund dreimal überlegen.«
»Und wenn Bones einen weißen Mörder anheuert?«
»Er wird keinen finden, Agent Cotton. Alles in Harlem kann nur durch Farbige gemacht werden, gleichgültig, ob es sich um das Verkaufen von Eiscreme oder um einen Mord handelt. Ein Weißer, der versuchen wollte, Heavy Fellow umzulegen, hat keine Chance, mit dem Leben davonzukommen.«
»Es gibt einen Weißen, der ohnedies keine Chance mehr hat«, sagte ich nachdenklich.
Der Lieutenant wusste, von wem ich sprach.
»Sie meinen Jim Brack, nicht wahr? Er wird wegen zweifachen Mordes gesucht, und sein Gesicht verrät ihn.«
»Wegen vierfachen Mordes und ein paar Mordversuchen, Lieutenant, und für jeden dieser Morde gibt es Zeugen.«
Der dunkelhäutige Polizeiofficer dachte nach.
»Warum soll er sich zum Mord an Fellow hergeben?«
»Er besitzt eine Pistole, sonst nichts. Er braucht Geld, wenn er versuchen will, sich durchzuschlagen. Er beging den ersten Mord, um eine Pistole zu bekommen. Den zweiten und dritten, beging er aus Rache, den vierten aus
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