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0205 - Gangster zahlen auch mit Blei

0205 - Gangster zahlen auch mit Blei

Titel: 0205 - Gangster zahlen auch mit Blei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gangster zahlen auch mit Blei
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gegen die Reling auf der dem Pier abgewandten Seite des alten Schleppers.
    Sie wissen ja, wie der Kahn aussah, und die Reling war genauso verrostet wie das ganze Schiff.
    Sie gab unter dem Anprall meines Körpers nach, als wäre sie aus Bleidrähten, riss aus den Halterungen, und ich ging über Bord.
    Erst als die Hafenbrühe über mir zusammenklatschte, begriff ich, dass der Sturz über Bord mich gerettet hatte.
    Ich blieb unten, solange die Luft es erlaubte. Ich schwamm unter Wasser in eine Richtung, von der ich annahm, dass sie mich vom Schiff fortführen würde, und als die Luftnot mich zwang, aufzutauchen, erwartete ich, dass Bracks Pistole krachen würde. Bei seiner unheimlichen Treffsicherheit bestand einige Aussicht, dass seine Kugel mich erwischte.
    Ich schob den Kopf aus dem Wasser, schnappte gierig nach Luft, drehte mich im Wasser und sah den Pier und den Höllenkahn in einiger Entfernung. Wahrscheinlich hatte ich vor lauter Angst den Weltrekord im Streckentauchen gebrochen.
    Kein Mensch war an Bord zu sehen. Schon wollte ich dennoch wieder wegtauchen, als Schüsse krachten. Der Schreck schlug wie ein Blitz in mich ein. Ich kann den Knall einer Smith & Wesson aus einem ganzen Pistolenorchester heraushören, und das war das Knallen einer Smith & Wesson.
    Ich riss mir die Jacke von den Schultern, streifte mir die Schuhe ab und kraulte wie besessen zu dem Schlepper zurück.
    Der Kahn lag tief im Wasser, aber nicht tief genug, als dass ich mich an Bord hätte schwingen können.
    Ich spuckte Wasser und Flüche aus, umschwamm das Schiff und kraulte an der Piermauer entlang. Ich wusste, dass es Treppen in der Mauer gab, aber ich musste hundert und mehr Yards schwimmen, bevor ich eine fand. Ich zog mich die glitschigen Stufen hoch, erreichte den Pier.
    Es war seltsam still. Dort, wo die ersten Schuppen und Lagerhäuser standen, lag eine Gestalt.
    Ich rannte los. Das Wasser aus meinen Kleidern zog eine Spur über das Pier. Ich rannte, aber als ich nur noch zehn Schritte von dem Reglosen entfernt war, blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich kannte den Anzug, den die Gestalt trug. Ich kannte den Hut, die Uhr am Handgelenk, die Schuhe an den Füßen. Alles, an dieser Gestalt kannte ich so gut wie die Dinge, die mir selbst gehörten. Denn der Mann, der reglos auf dem schmutzigen Pierpflaster lag, war Phil.
    Die zwei oder drei Sekunden, die ich dort stand, unfähig zu einer Bewegung, unfähig zu begreifen, sie waren bis heute die schlimmste Zeit meines Lebens.
    Dann stürzte ich zu ihm, brach neben ihm in die Knie, griff zu und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. Ich fühlte die Wärme seines Körpers, sah sein schmutziges Gesicht. Meine Hand tastete nach seinem Herzen, aber sie zuckte zurück, als sie sich an Phils Blut rötete.
    »Phil«, flüsterte ich. »Mensch, Phil, das kannst du doch nicht machen.«
    Seine Augenlider flatterten. Dann öffnete er die Augen, sah mich und ein schwaches Lächeln kroch in seine Lippen.
    »Der Kerl schießt sagenhaft gut«, hauchte er so leise, dass ich nur mit Mühe die Worte verstand, »aber ich habe ihn auch erwischt.«
    Bei den letzten Worten wurde er in meinen Armen schlaff.
    ***
    »Wie geht es Phil?«, fragte Mr. High.
    »Der Chefarzt sagt, er hätte die Operation gut überstanden, und sie hoffen, dass sie ihn durchbringen.«
    Mr. High nickte. »Gut«, sagte er knapp. Er lächelte nicht.
    »Jerry«, fuhr er kühl fort, »ich habe gestern Abend Ihren Bericht über die Ereignisse auf dem Pier, auf dem Schlepper und im Wasser gelesen. Sie kommen nicht sehr gut dabei weg.«
    »Ich habe geschildert, wie es sich zugetragen hat«, knurrte ich. »Verdammt, ich finde selbst nicht, dass ich eine glänzende Rolle dabei gespielt habe.«
    »Das haben Sie auch nicht!« Mr. Highs Stimme hob sich nicht um eine Spur, als er diesen niederschmetternden Satz sagte. »Sie haben die Vorsicht außer Acht gelassen. Das FBI braucht G-men, aber keine Helden.«
    Die Kugel, die Phil von dem »Hässlichen« verpasst bekommen hatte, und die die Ärzte nur mit Mühe aus seinem Brustkasten hatten pflücken können, wäre nach des Chefs Ansicht vermeidbar gewesen, wenn ich mit etwas mehr Verstand zuwege gegangen wäre.
    »Es war Unsinn, Phil allein mit Pawel, Bender und Ruffer loszuschicken«, sagte er. »Es war überflüssig, dass Sie, Jerry, allein den Schlepper inspizieren wollten. Sie hätten warten können, bis unsere Leute eingetroffen sind. Und schließlich hätten Sie daran denken müssen, dass Phil die

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