0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten
Commerce-Bank bekommen wir dann unsere Informationen aus erster und sicherster Quelle.« Wir jagten weiter, wenn auch nicht mehr ganz so wild.
Der Gegenverkehr — er störte aut der breiten Straße mit vier Fahrbahnen ohnehin nicht — wurde spärlicher. Hauptsächlich waren noch riesige Lastwagen unterwegs, die Frischfleisch und Frischgemüse in die New Yorker City transportierten.
***
Um zwanzig Uhr fünfzehn saßen wir Mr. Nelson, dem Boß der Commerce-Bank von Peekskill, gegenüber. Nelson, dessen rundliches, schnauzbärtiges Gesicht unwillkürlich eine Gedankenverbindung mit Vollmond und Seehund herstellte, er war noch immer ganz aufgeregt. Er überschüttete uns mit einem Wortschwall, der von fahrigen Gesten begleitet war:
»Schlimme Geschichte, einfach fürchterlich. Oder nicht? Stellen Sie sich vor, Gangster in Polizeiuniform und in Polizeiauto verfolgten Geldtransport. Aber der Panzerwagen, verstehen Sie, Panzerwagen, der kam doch hier an. Hihihi, Panzerwagen mit dem ganzen Geld. Aber unterwegs, nein, einfach schreckliche Geschichte! Das Geld ist jedoch schon in unserem Tresor, vollzählig, verstehen Sie, vollzählig und einbruchsicher. Haben Sie so etwas schon mal gehört? Ich nicht! Feuergefecht, und Polizei-Gangsterauto fliegt in die Luft. Alles in Fetzen! Geschieht dem Auto ganz recht, nicht wahr? Urkomisch, Geld explodiert — aber nein, das Geld ist im Tresor, absolut einbruchsicher, und Banditen… ja, was ist mit den Banditen? Auch explodiert, glaube ich. Oder nicht? Und so was, nein, tatsächlich.«
Obwohl Mr. Nelson, beziehungsweise seine Bank den gesamten Betrag empfangen und sicher im Tresor verwahrt hatte, war Nelson vollständig durchgedreht. Vielleicht wird man so, wenn es um hohe Summen geht.
Ein Glück, daß mir solch nervenzerstörende Aufregungen mit Sicherheit erspart bleiben. Im äußersten Fall kann man mir einen falschen Fünfziger andrehen, und selbst das passiert mir nur einmal und nicht wieder. Diesen Verlust hoffe ich mannhaft zu überstehen.
Mit Mr. Nelson war jedoch nichts anzufangen. Einen klaren Bericht konnte ich bei seinem gegenwärtigen Zustand nicht erwarten. Ich fragte: »Haben die Leute der Federal Reserve Bank den Vorfall schon der Polizei gemeldet?«
Nelson strahlte:
»Aber ja! Oder nicht? Gehen Sie zur hiesigen Polizeistation. Leutnant Crebb wird, also bei ihm haben die Gangster… ich will natürlich sagen, haben die Panzermänner ihr aufregendes Erlebnis — es war doch aufregend, nicht wahr? —, also das heißt, Leutnant Crebb kann Ihnen genau Bescheid sagen. Aber ich«, er lächelte 'verschmitzt, »ich habe einen Beweis!«
Mr. Nelson griff in die Rocktasche und hielt mir auf der flachen Hand eine Patronenhülse hin.
»War im Panzerwagen, eine ganze Menge. Demnach wurde geschossen. Die übrigen Hülsen waren aber im Nu verschwunden. Ich glaube, die Leute haben sich beim Ausladen der Geldsäcke diese Dinger als Souvenir eingesteckt. Gute Idee. Oder nicht?«
Ich nahm die Patronenhülse und steckte sie in die Tasche, bevor Mr. Nelson überhaupt mitbekam, daß sie nicht mehr auf seiner Hand lag.
Auf dem Weg zur Polizeistation hielt ich den Streifenwagen des 193. Reviers aus New York an, der gerade in Peekskill eingetroffen war.
Da das Geld nun doch an seinem Bestimmungsort angekommen war, riet ich dem Sergeanten, zurückzufahren und sich um das explodierte Fahrzeug zu kümmern.
Leutnant Crebb verlor keine überflüssigen Worte, sondern reichte mir, nachdem ich mich vorgestellt hatte, den Bericht, den der Wachmann Stevenson von der Federal Reserve Bank zu Protokoll gegeben hatte.
Ich las, wobei Phil mir über die Schulter blickte:
Bei dem Transport von rund 1,7 Millionen Dollar im Panzerwagen der Federal Reserve Bank von Neiv York nach Peekskill wurden wir wie vorgesehen von einem Streifenwagen des 193. Polizeireviers begleitet.
Das Polizeiauto fuhr zeitweise vor, und dann wieder hinter unserem Panzerwagen. Ob dem Transport noch ein weiteres, vielleicht privates Auto folgte, kann ich nicht mit Bestimmtheit angeben, da ich nicht darauf geachtet hatte.
Auf der Waldstrecke hinter Tarrytown blickte ich zufällig durch einen der Sehschlitze nach hinten. Da sah ich, daß der Beamte neben dem Fahrer sich aus dem Fenster beugte und eine Pistole in Anschlag brachte. Das konnte nur uns gelten, denn das Polizeiauto fuhr so dicht hinter uns, daß der Beamte nichts anderes als unseren breiten Aufbau sehen konnte.
Selbst als zwei Schüsse aufblitzten und ich die
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