0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten
betrachten müssen, wenn ich hinter flüchtenden Gangstern her war. Aber so viel hochgehende Hüte und aufgesperrte Mundwerke längs der Straße wie bei dieser Höllenhatz habe ich noch nie gesehen.
Da ich ja nun wirklich alle Hände und Füße voll zu tun hatte, beauftragte ich Phil, sich über das Sprechfunkgerät mit Mr. High, unserem Chef, in Verbindung zu setzen.
Die Verständigung schien nicht gerade Hi-Fi zu sein, denn Phil wiederholte seine Durchsagen mehrmals.
Schließlich hatte der Chef begriffen, was wir vorhatten, und daß er die Rialto-Bar von einem starken Aufgebot auf den Kopf stellen, vorsorglich die Steckbriefe der sechs Gangster durch die Fernschreiber hämmern und für die Gang die Grenze sperren lassen sollte.
Wir hatten Yonkers hinter uns gelassen.
Einem Phantom gleich huschte der Jaguar über den Highway Nr. 9 nach Norden. Von der märchenhaft schönen Landschaft — rechts erhoben sich die bewaldeten Höhenzüge der Taconic Berge, links glitzerte das Wasser des Hudson in der untergehenden Sonne — nahm ich nichts wahr.
Ich blickte in den Rückspiegel.
Von dem Streifenwagen war nichts mehr zu sehen. Anfangs hatte der Fahrer mit dem Ford erstaunlich gut mitgehalten. Auf freier Strecke war er dann mehr und mehr zurückgefallen. Gegen meinen Jaguar hat eben ein Ford keine Chance.
Wir brausten an Tarrytown vorbei.
Phil hatte eine Landkarte auf den Knien ausgebreitet und kritzelte Zahlen auf den Rand. Nach einer Weile verkündete er:
»Jerry, wir fahren einen Schnitt von fünfundachtzig Stundenmeilen. Nach meiner Berechnung haben wir so weit aufgeholt, daß wir in etwa fünf Minuten auf den Panzerwagen treffen, noch ungefähr sechs Meilen vor Peekskill.«
Die Straße bog nach rechts vom Ufer weg in den Wald, um eine größere Flußschleife abzukürzen. Das unbestimmte Gefühl, daß wir jeden Moment auf die Gangster oder auf Spuren ihres Verbrechens stoßen würden, verstärkte sich beinahe von Yard zu Yard.
Wie gewohnt täuschten mich meine Vorahnungen auch diesmal nicht. Wir flitzten eben aus einer unübersichtlichen Kurve — es war in einem Waldstück — heraus auf eine längere Gerade, da sahen wir in einiger Entfernung eine Rauchsäule über der Straße.
Noch konnte man wegen der Bäume nichts Genaues erkennen. Aber ich wußte doch sofort Bescheid, daß wir zu spät gekommen waren. Dieser schwarze Qualm war ein typisches Zeichen für brennendes Benzin!
Indes, alle Vermutungen wurden weit über troffen!
Es war nämlich nicht der Panzerwagen des Bankinstituts, der da ausbrannte, sondern das Wrack des gestohlenen Streifenwagens.
Man mußte allerdings sehr genau hinsehen, um dies feststellen zu können. Handgranaten, Panzerfäuste, Munition und was die Gangster noch an Sprengstoffen mitgeführt haben mochten, alles war explodiert und hatte das Auto in seine diversen Einzelteile zerrissen. Die beiden als Polizisten verkleideten Gangster waren--Na, ersparen Sie mir Einzelheiten! Was kann von einem Menschen noch übrigbleiben, wenn sogar Stahlblech und Leichtmetallblöcke, zu Fetzen verarbeitet werden?
Von dem Panzerwagen keine Spur, genausowenig von den übrigen vier Gangstern, die vermutlich der Eskorte mit einem Privatauto mehr oder weniger dicht gefolgt waren.
»Der arme Hund! Jetzt hat es ihm doch nichts mehr genützt«, sagte ich ein wenig bedauernd.
»Wem hat was nichts mehr genützt?«
»Dem Joe, daß er mit Erfolg versucht hatte, die Karten der Gangster zu meinen Gunsten zu mischen. Wenn ich einen Hut aufhätte, würde ich ihn jetzt abnehmen.«
»Werde mir bloß nicht sentimental!« nörgelte Phil herzlos. Ich merkte aber gut, daß ihm der Anblick des samt Insassen zerfetzten Autos gehörig an den Nerven riß. Dennoch redete er möglichst unbeteiligt weiter:
»Es ist doch ganz klar, was sich da abgespielt hat: Die Jungens in dem Panzerwagen waren eine Idee schneller am Drücker. Vielleicht hatte einer von ihnen rechtzeitig Lunte gerochen und sofort geschossen. Ein einziger glücklicher Treffer in die Waffensammlung der Gangster… Das Ergebnis haben wir vor uns! Daraufhin haben Clumsy & Co wohl ihr Heil vorsichtshalber in der Flucht gesucht.«
»So ähnlich stelle ich mir die Ereignisse auch vor«, antwortete ich. »Aber wir sind ja nicht nur auf Vermutungen angewiesen, sondern wir können uns leicht und schnell Gewißheit verschaffen. Der Panzerwagen muß längst in Peekskill eingetroffen sein. Wir haben bis dorthin noch etwa zehn Minuten zu fahren. Bei der
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