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0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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spielte mit dem Gedanken, abzufahren.
    Saß Asmodis erst einmal hier, konnte man ihn von hier immer noch vertreiben. Das mochte den Grundstückspreis dann mächtig fallen lassen.
    Aber da war noch eine Gestalt, eine, bei der Zamorra nicht wußte, ob dieses kleinwüchsige Wesen, dessen Gesicht mit einem Urwald voll Haare und Bart überwuchert wurde,, mitbieten wollte oder ob er hier nicht die Arbeiten des Gärtners wahrnahm.
    Den Anzug, der ihm um einige Nummern zu groß war, hatte er sicher einer Vogelscheuche vom Strohkörper gezogen.
    Professor Zamorra mußte an Alberich, Mime oder Laurin denken, die Zwerge in der germanischen Sage.
    Er ahnte nicht, wie nahe er der Wahrheit kam.
    ***
    »Beginnen wir nun mit der Versteigerung!« erhob Mister Mustard seine Stimme, indem er seine Hand mit einem unscheinbaren Hämmerchen bewaffnete und hinter ein Stehpult ging, das einzige Möbelstück, das hier nicht mit weißen Tüchern abgedeckt war.
    »Geboten wird nur in britischen Pfund, Gentlemen. Ich darf die Erhöhung um jeweils fünfhundert Pfund Sterling ansetzen, denn niemand der Gentlemen«, sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, »wird wohl mit Pennys bieten wollen!«
    Alle quittierten diesen etwas professionell-erzwungenen Witz mit pflichtgemäßem Gelächter.
    »Und nun, Gentlemen«, ließ sich Mister Mustard erneut vernehmen, »bitte ich um ihr Gebot. Wir beginnen mit zwanzigtausend Pfund. Ein lächerlicher Preis für dieses Anwesen. Nun?« Sein Blick ging fragend in die Runde.
    Der Earl of Peambroke signalisierte die erste Erhöhung. Aber noch ehe der Auktionator auch nur den Hammer in Richtung auf den Engländer heben konnte, überbot die kalte Stimme eines der Makler.
    »Fünfundzwanzigtausend Pfund!« kam es kalt wie das Zischen einer Schlange. Erstaunt drehte sich Mister Mustard zu den beiden Herrn aus London um. Sie wollten anscheinend das Spiel hier schnell beenden und Geld schien keine Rolle zu spielen.
    Der Earl of Peambroke hatte das erkannt. Er verneigte sich leicht in Richtung der beiden Makler.
    »Ihr Spiel, Gentlemen!« sagte er leise und doch voller Ironie. Große Queen Victoria. Wie weit war das Empire gesunken, wo die Bürgerlichen über mehr Geld verfügten als ein Herr von Stand und Adel.
    Dem Auktionator schien die Sache peinlich. Auch er hätte es gern gesehen, wenn hier ein Mann vom blauen Blut eingezogen wäre. Aber bei einer Versteigerung siegt der, in dessen Tasche sich das meiste Geld befindet.
    »Fünfundzwanzigtausend sind hier geboten!« rief der Auktionator. »Lächerliche Fünfundzwanzigtausend für einen der schönsten Landsitze von Dorset. Gentlemen…«
    »Sechsundzwanzigtausend!« ließ sich Professor Zamorra vernehmen. Aber sofort kam ein eiskaltes: »Siebenundzwanzigtausend!« von den beiden Maklern als Antwort.
    Das brachte den Parapsychologen in Rage. Jetzt wollte er es wissen.
    Nun wurden die Karten ausgereizt.
    »Achtundzwanzigtausend!« klang seine Stimme wie zerbrechendes Glas. Die beiden Makler begannen zu stutzen. Widerstand in dieser Form hatten sie nicht erwartet. Sie hatten einen billigen Kauf vermutet. Aber hier war jemand aufgetreten, der den Preis in die Höhe trieb. Eine Weile tuschelten sie hin und her.
    »Dreißigtausend!« war das Ergebnis der Beratung. Professor Zamorra stieß hörbar die Luft aus. Das waren rund dreihunderttausend Franc - und er mußte sicherlich noch einiges investieren, um das alte Haus in dem Stile bewohnbar zu machen, wie er es liebte. Die Computeranlage auf Château Montagne hatte schon ein mächtiges Loch in sein Konto gerissen. Er brauchte Zeit… er mußte rechnen… seine Gedanken wirbelten Zahlen…
    »Dreißigtausend sind geboten von den beiden Gentlemen dort!« rief Mister Mustard. »Niemand mehr? Dreißigtausend zum Ersten…«
    »Eine Truhe voller goldener Dublonen!« krähte eine Stimme durch den Raum. Und im Bruchteil einer Sekunde drehte sich alles zu der Gestalt um, die hier mitgeboten hatte.
    »Eine… was?« jappste der Auktionator.
    »Eine Truhe voll goldener Dublonen aus der Zeit der napoleonischen Kriege!« kam es aus einer Öffnung des Bartwaldes. Plötzlich war das mickerige Männlein Mittelpunkt des Interesses.
    »Eine von den Dublonen habe ich mitgebracht!« sagte die Gestalt und schlurfte auf Mister Mustard zu. »Ich weiß, wo die Truhe steht und bin bereit, mit ihrem gesamten Inhalt zu zahlen!«
    Mit zitterigen Fingern nahm der Auktionator die goldblinkende Münze aus der Hand des zwergenhaften Wesens. Lange

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