0207 - Die 73. Eiszeit
bestand darin, daß der Boden, rings um die Einbruchstelle brüchig war und unter seinem Körpergewicht nachgeben würde.
Als er aufsetzte, gab es eine schwache Erschütterung. Mit drei Sprüngen entfernte sich Kasom von der gefährlichen Stelle.
Die Gewalt des Sturmes reichte jetzt bis in den Graben hinab.
Mory stand mehrere Meter abseits am Rande des Grabens. Kasom rannte zu ihr und zog sie mit sich den Hang hinauf.
Sie erschauerte unter der Wucht einer Bö, als sie oben ankamen. Dunkelgrüne Wolken rasten über ihnen dahin. Fauchend und heulend brach sich der Wind an den einzelnen Felsformationen. Schneeschauer hüllten die beiden einsamen Gestalten ein.
„Halten Sie sich fest!" schrie Kasom.
Aufbrüllend wie ein wildes, ungebändigtes Tier, sprang der Orkan sie an, fetzte an ihren Kleidern und drohte, der Frau die Luft aus den Lungen zu pressen. Ohne Kasom wäre sie nicht vorangekommen. Der USO-Spezialist warf den Kopf zurück und stemmte sich gegen den Wind. Schnee und Eis brannten in seinem Gesicht. Die Umwelt versank in Schnee, tief dahinjagenden Wolken und Hagelschauern. Mit zu Schlitzen verengten Augen suchte Kasom einen gangbaren Weg. Kilometer weiter zurück lag das Zentrum des Blizzards. Dort wäre ein Vorwärtskommen unmöglich gewesen.
Mory strauchelte. Kasom hielt sie fest. Er hob sie auf und trug sie. Sie sagte irgend etwas, doch ihre. Worte gingen im Tosen des Sturmes unter. Die Kleider der beiden Menschen waren von einer Schicht verkrusteten Schnees bedeckt. Mit langen Schritten bewegte sich Kasom durch das tobende Unwetter.
Mit einem Schlag hörte der Orkan auf. Verwundert blieb Kasom stehen. Es war wesentlich wärmer geworden. Ein Regenschauer ergoß sich über sie. Kasom setzte die Frau ab. Der Regen klatschte gegen die Felsen, spülte Schnee und Eis hinweg.
„Es regnet", sagte Kasom. Seine Stimme klang wie ein Fanfarenstoß. Sie hatten endgültig die Kältezone hinter sich gelassen.
Der Ertruser breitete die Arme aus, schloß die Augen und reckte sein Gesicht dem warmen Regen entgegen.
Aus einer Wolke von Schnee, Eis und Hagel schob sich der zweite Shift. Captain Don Redhorse war zu müde, um in ein Triumphgeheul auszubrechen, aber die Gewißheit, daß auch Rhodans Mannschaft den Durchbruch geschafft hatte, rief Befriedigung in ihm hervor. In den letzten Minuten war es stetig wärmer geworden. Redhorse wußte, daß sie sich am Rande eines Orkans von unvorstellbarer Stärke bewegten. In der letzten Stunde hatten sie mehrfach anhalten und sich hinter den Shift kauern müssen, so stark hatte der Sturm gewatet.
Doch das Wissen um die nahe Sicherheit hatte den Männern ungeahnte Kräfte verliehen. Die Temperatur war immer weiter angestiegen und lag jetzt bei zehn Grad unter Null.
„Vorwärts!" brüllte Redhorse.
Nur zwanzig Meter voneinander entfernt rollten die beiden Shifts durch das Unwetter. Redhorse, der das Zugseil in den letzten zwei Stunden nicht mehr verlassen hatte, sah eine völlig durchnäßte Gestalt neben sich auftauchen.
Es war Henderson. Er grinste Redhorse an.
„Ich habe mir einen Schnupfen geholt, Häuptling", sagte er.
„Niesen Sie mal", forderte Redhorse.
Dann wandte er sich an die Zugmannschaften.
„Anhalten!" rief er ihnen zu.
Die Offiziere versammelten sich zwischen den beiden Raupenfahrzeugen. Rhodan stieg auf einen Felsbrocken. Redhorse schwor, daß er den Anblick dieser schlanken Gestalt in nassen Kleidern nie vergessen würde.
Rhodan zog einen kleinen Impulsstrahler und richtete ihn auf einen vor ihm liegenden Stein. Beinahe andächtig verfolgten die Männer jede seiner Bewegungen.
Rhodan drückte ab und der Stein verschwand in einer Rauchwolke.
Rhodan sagte: „Wir befinden uns jetzt außerhalb der paranormalen Wirkungszone der Gurus. Sie alle haben eine große Leistung vollbracht. Ich danke Ihnen."
Schweigend blickten die Offiziere der CREST II ihn an und warteten auf seine weiteren Worte.
„Es wäre sinnlos, weiter mit den Shifts durch den Sturm zu fliegen", sagte Rhodan. „Wir werden die in den Fahrzeugen montierten Narkosestrahler gegen die Felsenstadt richten und die Gurus einige Minuten der Strahlenwirkung aussetzen." Er gab zwei Männern einen Wink. „Sehen Sie nach, ob die Triebwerke der Panzer jetzt funktionieren."
„Sobald die Wirkung der Narkosestrahler voll einsetzt", fuhr er fort, „werden wir mit den Shifts zur C-11 vordringen. Die Kaulquappe wird zuerst aufsteigen. Es ist wichtig, daß wir wenigstens ein Schiff aus dem
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