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0207 - Die 73. Eiszeit

Titel: 0207 - Die 73. Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu erlahmen. Mory wußte, daß sie einen zuverlässigen Helfer in ihrer Nähe hatte, doch auch dieser Riese war bezwingbar.
    „Ich glaube, es wird ein ausgewachsener Blizzard", knurrte der USO-Spezialist. Gleich darauf hüstelte er verlegen. „Ich bin ein Narr!" rief er aus. „Ich werde lernen müssen, meine Gedanken für mich zu behalten."
    Seine Verwirrung hätte sie zu anderer Zeit erheitert. Jetzt wurden ihre Blicke mit magischer Gewalt von der Wolkenbank angezogen.
    In den Randzonen der dunklen Wand gab es Wirbel, deren Ausläufer bis zu den fernen Gebirgen reichten.
    „Wenn wir einen Shift hätten, könnten wir fliehen", sagte Kasom leidenschaftslos. „Aber dieser Sturm ist schneller als wir. Wir könnten ihm vielleicht ausweichen, wenn wir in die Kältezone zurückgehen."
    „Nur das nicht", protestierte Mory. „Lieber verkriechen wir uns einige Stunden in einem Krater."
    Kasom verzog das Gesicht. Diesmal verriet er seine Gedanken nicht. Er war davon überzeugt, daß sich in den unterirdischen Höhlen Soldaten der geschlagenen Eskiearmee aufhielten. Ihm und Rhodans Frau stand ein ungewisses Schicksal bevor, wenn sie in die Gefangenschaft dieser Wesen gerieten. Kasom zog es vor, dem zu erwartenden Sturm an der Oberfläche der Grün-Etage zu trotzen.
    Er ergriff Mory unter den Armen und zog sie schneller mit sich fort. Die Kälte ließ jetzt spürbar nach. Kasom vermutete, daß sie bald in ein Gebiet kamen, wo die Temperaturen über dem Gefrierpunkt lagen.
    Obwohl Kasom stolz darauf war, daß ihm Rhodan seine Frau anvertraut hatte, bedeutete die Verantwortung für ihn eine seelische Belastung. Er hätte lieber hundert Männer in Sicherheit gebracht als die Frau des Chefs.
    Vor ihren Augen verfärbte sich das Land in ein düsteres Grün.
    Die Wolkenbank schob sich am Horizont herauf, als wollte sie alles erdrücken. Kasom rief sich ins Gedächtnis zurück, daß er sich an der Innenseite einer Hohlschale bewegte. Tausend Kilometer über ihnen bildete die Hülle des Zentrums den Kunsthimmel der Grün- Etage. Unter natürlichen Bedingungen hätten innerhalb der ersten Ebene völlig andere Schwerkraftverhältnisse herrschen müssen.
    Kasom fragte sich, welche Kräfte die unbekannten Erbauer dieser Station eingesetzt hatten.
    Ein heftiger Windstoß riß ihn aus den Gedanken. Die Vorboten des Orkans kündigten sich an. Kasom verzichtete darauf, sich darüber mit Mory zu unterhalten. Er war überzeugt davon, daß Rhodans Frau genau wußte, was ihnen bevorstand.
    Dem ersten Windstoß folgten zwei weitere, dann fegte eine Bö nach der anderen über sie hinweg. Eiskristalle und Schneeflocken wurden fast horizontal zur Oberfläche über das Land geweht. Wenn Kasom zurückblickte, konnte er den hellen Kunsthimmel auf der anderen Seite der Ebene sehen. Das Kältegebiet dagegen war in dunkelgrünes Licht gehüllt.
    „Vermeiden Sie durch den Mund zu atmen", sagte Kasom. Der Sturm trug seine Worte davon, doch er sah Mory nicken, zum Zeichen, daß sie verstanden hatte. Die ersten Wolken jagten hoch über ihnen vorüber. Der Schneefall wurde heftiger.
    Kasom behielt die Richtung auf den fernen Gebirgszug bei. Dort mußte es wärmer sein, wenngleich es ungewiß war, ob die extremen Temperaturschwankungen nicht auch in diesem Gebiet zu Stürmen führten.
    Unmittelbar neben einer kleinen Felsformation machte Kasom halt.
    „Hier können wir warten, bis der Sturm vorüber ist", schlug er vor. „Zwischen den Felsen gibt es gute Schutzmöglichkeiten. Die Gewalt des Orkans wird gebrochen."
    „Nein, Kasom", sagte Mory. „Ich bin dafür, daß wir weitergehen, solange es möglich ist. Hier ist es noch so kalt, daß aus dem Sturm ein Blizzard werden kann. Ich habe Angst vor einem Schneesturm, der vielleicht stundenlang tobt."
    Kasom wußte, daß ihn sein Auftrag berechtigt hätte, Mory zu zwingen, sich nach seinen Anordnungen zu richten. Doch er zögerte, seine Vorschläge mit Gewalt in die Tat umzusetzen.
    Außerdem waren die Argumente der Frau berechtigt.
    Ohne Unterbrechung gingen sie weiter. Kasom achtete darauf, daß Mory auf seiner dem Wind abgekehrten Seite blieb. Dank seines mächtigen Körpers konnte er sie auf diese Weise einigermaßen vor der Gewalt des Sturmes schützen.
    Fast hätte der Ertruser einen zugewehten Spalt übersehen. Die Sicht betrug weniger als zweihundert Meter, und es wurde zunehmend dunkler. Kasom hob Mory hoch und sprang über den Spalt hinweg. Unmittelbar dahinter schloß sich ein Graben von

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