0207a - Keine Chance für Gangster
etwa zwanzig Minuten hatte ich Phil in seiner Wohnung abgeliefert, und nach weiteren fünf war auch ich zu Hause. Ich schaltete alle Lampen ein, drückte im Vorbeigehen auf die Taste meines Radiogerätes und war gerade im Begriff, mir eine erfrischende Dusche zu gönnen, als ich die Stimme hörte.
»Hallo, Cotton«, dröhnte es hinter meinem Rücken. Schon nach diesen zwei Worten hatte ich die Stimme Joe Mac Gregors erkannt. Blitzschnell fuhr ich herum. Erstaunt sah ich mich um. Im Zimmer befand sich außer mir nicht einmal der Hauch eines Menschen, von der massigen Gestalt Joe Mac Gregors ganz zu schweigen.
»Ich habe sie doch nicht erschreckt? Das würde mir wirklich leidtun.« Unter meinem Radiogerät drehten sich die beiden Spulen meines Tonbandgerätes. Ich musste gleichzeitig mit dem Einschalten des Radios auch das Tonband in Bewegung gesetzt haben. Gespannt starrte ich auf die laufenden Spulen.
»Da ich aus gewissen Gründen nicht persönlich mit Ihnen sprechen kann, musste ich diesen Weg wählen«, sprach Mac Gregor weiter. »Sie haben bisher meine Warnungen in den Wind geschlagen, Cotton. Ich sage Ihnen nochmals, ich lasse mir von Ihnen nicht meine Geschäfte verderben. Geben Sie auf, Cotton, mich erwischen Sie sowieso nicht, und Sie könnten einigen anderen Leuten bestimmt Unannehmlichkeiten ersparen. Für Ihren Freund Wang-Li käme Ihre Einsicht allerdings zu spät.«
Mac Gregors Stimme triefte förmlich vor gespieltem Mitleid. »Der arme Kerl ist leider heute Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Und genauso wird es auch allen anderen gehen, die sich gegen mich stellen.'« Nun war von Mitleid nichts mehr zu hören. Jetzt sprach nackte Brutalität aus seinen Worten.
Es wurde still im Raum. Das Tonband hatte sich nach einigen Sekunden abgespult, und mit einem leisen Knacken schaltete sich das Gerät aus. Ich überlegte einen Augenblick, griff dann zum Telefon, und rief die Zentrale der New Yorker Verkehrspolizei an.
»Hier Cotton, FBI«, meldete ich mich, nachdem die Verbindung hergestellt war, »ich brauche dringend eine Auskunft. Ist unter den Verunglückten dieser Nacht im Groß-New-Yorker Raum ein Chinese namens Wang-Li?«
»Einen Augenblick, Mr. Cotton, ich werde sofort nachsehen«, versprach der Beamte. Ich hörte Papier rascheln und wartete gespannt auf die Auskunft.
»Ja, Mr. Cotton, Wang-Li heißt der Mann, der um 0.32 Uhr in China-Town aufgefunden wurde. Nach den Aussagen des Arztes wurde er von einem schweren Wagen überfahren. Der Mann ist sehr schwer verletzt.«
»Gibt es Zeugen?«
»Natürlich nicht«, meinte der Verkehrs-Cop, »war auch in dieser Gegend nicht anders zu erwarten. Die Leute dort haben alle Gedächtnisstörungen, wenn sie jemanden von der Polizei auch nur von Weitem sehen.«
Ich bedankte mich für die Auskunft und legte auf.
Mac Gregor hatte also doch nicht geblufft. Weiß der Teufel, woher er von meiner Unterhaltung mit Wang-Li wusste. Die Geschichte mit dem Tonband bewies, dass sich Mac Gregor ziemlich sicher fühlte.
Als ich aufwachte, war bereits heller Tag. Ein leises Summen sagte mir, dass jemand an meiner Tür Einlass begehrte. Ich glaubte zu wissen, wer dort draußen stand. Missmutig begab ich mich zur Tür. Vor mir stand Phil, beide Hände tief in die Hosentaschen vergraben.
»Tut mir leid, wenn ich den hohen Herrn in seinem Schlummer gestört habe«, flötete er, »aber ich muss ihn an seine Pflicht erinnern.«
Ich wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, aber mit einer blitzschnellen Bewegung Schlüpfte er durch meinen Arm. »Tu mir einen Gefallen, und höre auf, Volksreden zu halten«, brummte ich. »Wenn du dich schon betätigen willst, dann koche uns einen anständigen Kaffee.«
»Dachte ich mir schon, dass du mich zum Frühstück einladen wirst, ich habe nämlich einen Mordshunger.«
Immer noch lachend, verschwand Phil in der Küche. Nach einer halben Stunde hatte mich der starke Kaffee wieder mit meinem Schicksal versöhnt. Gespannt hörte Phil mir zu, als ich ihm die Geschichte von dem Tonband und Wang-Lis Verkehrsunfall erzählte.
Nachdem wir unsere Meinungen darüber ausgetauscht hatten, hielten wir es für ratsam, die nächsten Schritte gemeinsam mit Mr. High zu beraten.
***
Wir fanden Mr. High in seinem Office und schilderten ihm unsere Misserfolge während der vergangenen Nacht. Inzwischen hatte ich aus dem Archiv das von uns gewünschte Material über die bei uns registrierten Spezialisten für kosmetische Chirurgie bringen lassen
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