Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0208 - Die sieben Leben des Vampirs

0208 - Die sieben Leben des Vampirs

Titel: 0208 - Die sieben Leben des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
er sich zum Frühstückstisch, den Raffael, der alte Diener, wie üblich vorbereitet hatte. Nicole saß bereits am Tisch, strahlte ihn vergnügt an und hatte schon die erste Kanne Kaffee im Alleingang niedergemacht.
    »Du bist aber ganz schön frech«, stellte Zamorra fest und küßte ihre Nasenspitze. »Mich einfach nicht zu wecken! Zur Strafe sollte ich dir das Frühstücksei wegnehmen.«
    »Geht nicht mehr«, verriet Nicole und rieb sich den Bauch.
    »Schon längst gefuttert. Guten Appetit übrigens.«
    Zamorra ließ sich ächzend auf den Stuhl ihr gegenüber fallen.
    »Mir armem, alten Mann bleibt auch nichts erspart«, murrte er.
    »Nichtmal Frühstückseier kann man klauen. So was…«
    »Ich habe heute morgen schon schwer gearbeitet«, verriet Nicole, »und deine Post sortiert. Zwei Briefe.«
    »Ulala.« Zamorra kämpfte verzweifelt mit Toastbrot, Butter und Marmelade und gewann das schwere Ringen schließlich.
    »Von wem?«
    »Einer von irgend einem Buchverlag, der eines deiner Werke nachdrucken will.«
    »Das macht ihn mir sympathisch«, brummte Zamorra kauend und schlürfte Kaffee dazu. »Und der andere?«
    »Von Gryf. Keine Briefmarke drauf, aber ein Stempel von der ›transsylvanischen Reichspost, Dracula-City‹. Wie der Bursche das immer wieder schafft, Briefe magisch aufzuladen und die Post hereinzulegen…«
    »Immerhin spart er das sündhaft teure Porto«, bemerkte Zamorra. »Was steht drin?«
    »Außer einer Liebeserklärung an mich nicht viel. Er hat wieder mal einen Vampir zur Strecke gebracht, irgendwo drüben in Rußland.«
    »Dergleichen geschieht des öfteren«, bemerkte Zamorra.
    Gryf, der Druide, der zu seinen Freunden und sporadischen Kampfgefährten zählte, war ein ausgesprochener Vampirjäger.
    Wenn Gryf Vampirblut »roch«, war er nicht mehr zu halten und gab erst wieder Ruhe, wenn er den Vampir vernichtet hatte.
    Zamorra sah Nicole nachdenklich an. »Aber die Arbeitswut war bestimmt nicht der Anlaß für dein frühes und alleiniges Aufstehen«, vermutete er.
    Nicole lächelte. »Du schliefst so süß wie ein Baby, da wollte ich dich nicht wecken. Von welcher Frau hast du geträumt?«
    »Von dir, du Bestie«, zischte er. »Es war ein Alptraum: der Kuckuckskleber kam und beschlagnahmte das Schloß, weil die Barmittel nicht mehr ausreichten, deine Kleiderrechnungen zu bezahlen.«
    »Das war doch kein. Alptraum«, säuselte Nicole, »sondern nur vorweggenommene Realität. Ich hatte einen anderen Traum und konnte nicht mehr einschlafen.«
    »Was für einen Traum?« fragte Zamorra mißtrauisch.
    Nicole lehnte sich mit dem Stuhl weit zurück.
    »Ich sah sieben schwarze Särge«, verkündete sie. »Und aus einem dieser Särge erhob sich ein Vampir.«
    ***
    Normalerweise neigte Nicole nicht gerade dazu, unter Alpträumen zu leiden, und ihrem ganzen Verhalten nach, das sie am Frühstückstisch an den Tag legte, schien sie die Traumerscheinung gut verkraftet zu haben. Zamorra war eher dazu geneigt, es als eine Ahnung zu betrachten, und das sagte er ihr auch.
    »Para?« fragte sie zurück. Er zuckte mit den Schultern. Er selbst war mit schwachen parapsychischen Kräften ausgestattet.
    Noch schwächer waren diese Kräfte bei Nicole vorhanden; sie bewegten sich fast auf Null-Niveau. Dennoch konnte dieser Traum ohne Weiteres eine Vorahnung sein.
    »Oder irgend wer hat mir diesen Traum aufgepfropft«, vermutete sie.
    Daran wollte Zamorra nicht glauben, weil Château Montagne mit weißer Magie abgeschirmt war wie selten ein anderes Bauwerk auf der Welt. Selbst der Fürst der Finsternis hatte mit nicht unbeträchtlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Niedere Dämonen vermochten die weißmagischen Barrieren erst gar nicht zu berühren, geschweige denn, durch diese Barrieren hindurch Träume in die schlafenden Bewußtseine anderer Menschen zu verpflanzen.
    »Also doch Para… aber was kann dieser Traum bedeuten?«
    »Wie sahen die Särge aus? Kannst du sie näher beschreiben?« wollte Zamorra wissen. »Aus einem erhob sich ein Vampir… aus welchem Sarg, Nici?«
    Das konnte sie ihm nicht sagen, weil ihre Erinnerung an den Traum in diesem einzigen Punkt verschwommen blieb. Aber sie behauptete, das Gesicht des Vampirs wie auf einer gestochen scharfen Fotografie gesehen zu haben und es jederzeit wiederzuerkennen.
    »Vielleicht war dieser Traum eine Warnung«, meinte Zamorra. »Möglicherweise treffen wir in Zukunft auf diesen Vampir und können ihn aufgrund deines Traumes rechtzeitig als Blutsauger

Weitere Kostenlose Bücher