0208 - Die sieben Leben des Vampirs
Woche pfählt Gryf einen Vampir, und heute nacht träume ich von einem Blutsauger… mein lieber Graf und Brötchengeber, da ist doch was oberfaul!«
»Ist das wieder eine Para-Ahnung?«
»Vielleicht, Zamorra. Kannst du nicht versuchen, den Brief einmal unter die magische Lupe zu nehmen? Vielleicht hat Gryf noch mehr hineingelegt als das geschriebene Wort…«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Schön, ich kann es versuchen, wenn ich auch nicht weiß, was du dir davon versprichst«, sagte er.
»Das weiß ich selbst nicht«, sagte Nicole zögernd. »Aber ich bin sicher, daß ich auf der richtigen Spur bin.«
Einer Spur, von der ich weder weiß, wohin sie führt, noch wer sie hinterlassen hat oder wie sie überhaupt aussieht! fügte sie in Gedanken hinzu.
Aber es ist eine Spur!
***
Noch in der gleichen Nacht, in der sich der Deckel des vierten Sarges zum letzten Mal schloß, füllte sich der fünfte Sarg. Eine Gestalt entstand darin förmlich aus dem Nichts, die keinen Unterschied aufwies zu jener, die von Gryf getötet worden war.
Die schwarzen Kerzen verbreiteten einen flackernden Lichtschein. Der Vampir öffnete die Augen und starrte die Decke der Grotte an.
Er erinnerte sich an das, was in den anderen Särgen lag. Vier vertrocknete, verdorrte Mumien. Vier Leben, die vergangen waren seit damals, als er den Pakt schloß. Es schien unendlich lange her, und jedes dieser Leben hatte länger gewährt als ein Menschenalter. Der Mund des Vampirs öffnete sich und entblößte die spitzen Eckzähne. Er lächelte.
Andere Vampire erlitten den endgültigen Tod, wenn der Pfahl ihre Herzen durchbohrte. Doch bei ihm, Krakow, war dies anders. Er enstand von neuem wie der Phönix aus der Asche.
Krakow aus dem Sarg! Damit hatten sie nie gerechnet, all die Vampirjäger, die geglaubt hatten, ihn zur Strecke gebracht zu haben! Ein spottisches Kichern hallte von den Wänden der feuchtkalten Grotte wider. Immer hatte es lange gedauert, bis sie ihn fanden und pfählten, und immer waren sie zufrieden gewesen. Und bis auf diesen letzten hatten sie alle die Eichenpfähle in seinem Herzen stecken gelassen.
Der letzte hatte seinen Silberstab wieder an sich genommen, aber die Wirkung war dennoch nachhaltig geworden. Krakow wagte nicht daran zu denken, was geschehen wäre, wenn der Mond bereits wieder verschlossen gewesen wäre. Er hätte die Macht des Silbers nicht einen ganzen Tag über ertragen können.
Langsam hob er die Hände und bewegte die Finger.
Dieser Vampirjäger war anders gewesen als die ersten drei. Er hatte Krakow auch schneller gestellt. Der Silbermond gab ihm die Macht dazu.
»Aber wie ist das möglich?« fragte sich der Vampir halblaut.
»Das System der Wunderwelten ist zerstört, die Sonne entartet und der Silbermond zerstört! Wie kann dieser Druide noch die Kraft besitzen?«
Gryf aus Llandsrysgryf von der Druideninsel Mona!
»Ich habe dich durchschaut, Druide, und ich werde dich vernichten, wie ich die anderen vernichtet habe, die mich pfählten«, kicherte er. »Du wirst dich wundern, kleiner Druide, denn diesmal habe ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite… wie war das noch? Du liebst schöne Mädchen? Ich werde dir ein schönes Mädchen als Köder anbieten, und du wirst anbeißen. Und dann beiße ich zu!«
Er kicherte über sein Wortspiel und richtete sich auf. Gryf würde sterben. Er hatte Krakow unterschätzt, weil er nicht ahnen konnte, was Krakow wirklich war.
Nicht nur ein einfacher Vampir, dessen untotes Leben schnell erlosch. Auch kein Vampir-Dämon.
Krakow war anders, denn er hatte einst einen Pakt mit Luzifer geschlossen. Und dieser Pakt machte ihn stark, der Hölle zu dienen.
»Ich werde einen Köder für dich finden und präparieren, mein lieber Gryf… und dann bist du fällig wie die drei anderen vor langer Zeit…«
Krakow, der Vampir, entstieg seinem Sarg. Dem fünften in der Reihe der schwarzen Särge.
Denn in diesem Moment begann sein fünftes Leben.
***
Zamorra hatte das Amulett aus dem Safe geholt. Jetzt lag die funkelnde Silberscheibe mit den seltsamen, magischen Symbolen vor ihm.
Das Amulett des Leonardo de Montagne, wie es zuweilen genannt wurde und der es vor Zamorra in ferner Vergangenheit besessen hatte, war seine stärkste magische Waffe. Wenn er Château Montagne verließ, trug er es stets bei sich, weil es ihn vor schwarzmagischen Aktivitäten und vor Dämonen warnte und schützte.
Innerhalb des abgeschirmten Bereichs von Château Montagne brauchte er es
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