Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0209 - Die Panik kam per Telefon

0209 - Die Panik kam per Telefon

Titel: 0209 - Die Panik kam per Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik kam per Telefon
Vom Netzwerk:
prustete und warf den Oberkörper hoch.
    Das kalte Wasser des Bachs hatte mich halbwegs ins irdische Dasein zurückgeholt. Ich konnte Steeby undeutlich erkennen. Er holte mit beiden Händen, die er gefaltet hatte, aus.
    Mit einem kräftigen Stoß schnellte ich mich beiseite und kugelte vorwärts. Ich verlängerte meine Rolle und kam federnd hoch. Als ich mich herumwarf, kam Steeby angeschossen wie ein Pfeil. Er rammte mich mit dem eingezogenen Kopf in die linke Seite, und wir gingen beide wieder zu Boden. Aber mein Arm war zwischen seinem Kopf und meinen Rippen gewesen, sodass mir der Rammstoß nicht viel tat. Wir kamen gleichzeitig wieder auf die Füße.
    »Ich mach dich kalt!«, keuchte Steeby mit blutunterlaufenen Augen.
    Ich blieb breitbeinig stehen, den Oberkörper halb vorgeneigt, und holte keuchend Luft. Steeby tänzelte heran. Entweder dachte er nicht daran, sich abzudecken, oder er hielt es gar nicht für nötig. Seine Fäuste baumelten an ihm herab und gaben den ganzen Oberkörper frei.
    Als er nur noch eine Armlänge von mir entfernt war, sprang ich plötzlich vor. Ich hatte ihm zwei kurze Haken mit der Linken und Rechten schnell hintereinander zugedacht, aber der Bursche war weit schneller, als mir bis dahin aufgegangen war. Ich rannte mit dem Bauch direkt in sein hochgerissenes Knie.
    Es war, als ob in meinen Eingeweiden eine Dynamitladung explodierte. Ich stand in gekrümmter Haltung und würgte erbärmlich. Es war, als ob der glutheiße Schmerz aus meinen Eingeweiden mein ganzes Nervensystem lahmgelegt und mich vollkommen gelähmt hätte. Durch meine Adern schien flüssiges Blei zu rasen, und in meinem Gehirn war ein dumpfes Brausen wie von einem Wasserfall. Trotzdem konnte ich eigenartigerweise alles deutlich sehen, überdeutlich genau.
    Steebys gefaltete Hände flogen wieder hoch. Von dem Augenblick, da mich sein Knie traf, bis zu dem mörderischen Schlag beider gefalteter Hände, die mich seitlich im Nacken trafen, verging höchstens eine halbe Sekunde, aber in diesem kurzen Zeitraum konnte ich keinen Finger bewegen.
    Der Schlag in den Nacken hätte einen Schwergewichtler auf die Bretter geschickt. Mich knallte er zu Boden, dass ich nicht einmal den spitzen Ast spürte, der mir eine tiefe Schramme am Hals riss. Ich befand mich auf einmal in einer violetten Hölle, in die ich endlos tief hineinstürzte.
    In aller Seelenruhe konnte Steeby sein Klappmesser aus meiner Tasche holen und die lange Klinge herausschnappen lassen. Die Sonne spiegelte sich in tausend Lichtreflexen auf dem blanken silbernen Stahl, als Steeby sich neben mir ins Gras kniete und mit dem Messer ausholte.
    ***
    »Komm mal her, mein Junge!«, sagte Jack Ropper, während er aus dem Mercury ausstieg, den er ein paar Stunden vorher in Brooklyn gestohlen hatte.
    Der Junge kam arglos heran. Er war ungefähr elf Jahre alt und trug die Uniform der Pfadfinder. In seinem kecken Jungengesicht versammelten sich stecknadelkopfgroße Sommersprossen in reicher Zahl.
    »Ja, Sir?«, fragte der Junge. »Was kann ich für Sie tun?«
    Diese geschäftsmäßige Routinefrage aller Angestellten und Verkäufer hörte sich im Mund des Jungen komisch an. Jeder andere hätte geschmunzelt. Jack Ropper hatte weder Zeit noch Gefühl für Komik.
    Er streckte den linken Arm aus und zeigte den Berghang hinab ins Tal.
    »Wohin führt diese Straße dort?«, fragte er.
    Der Junge drehte sich ahnungslos um und blickte in die Richtung, die Ropper zeigte.
    »Das ist die Straße nach…«
    Weiter kam er nicht. Jack Ropper hatte mit der rechten Hand seine Pistole aus dem Gürtel gezogen und schlug zu. Der Junge stürzte nach vorn, ohne ein Geräusch von sich zu geben. Gefühllos blickte der Gangster auf das Kind.
    »Los«, sagte er zu den anderen, die noch im Wagen saßen. »Fesselt ihn und gebt ihm einen Knebel. Aber passt auf, dass er nicht daran erstickt!«
    Robby und Joe machten sich an die Arbeit. Langhaar-Tom blieb hinter dem Steuer sitzen und blickte pausenlos rundum.
    »Meinst du denn, dass der arme Kerl noch lebt?«, fragte er halblaut.
    Jack Ropper setzte sich neben ihn und zuckte die Achseln.
    »Weiß nicht«, sagte er. »Aber ich habe nur ganz schwach zugeschlagen.«
    »Kinder sind ja auch ein bisschen empfindlicher, nicht?«, fragte Tom.
    Ropper spürte den leisen Unterton in Toms Stimme sehr wohl. Aufgebracht wandte er sich dem Komplizen zu.
    »Was soll das?«, fragte er scharf. »Du kennst ja Troogers Anweisung, hast sie doch mitgehört! Was hätte ich denn

Weitere Kostenlose Bücher