0209 - Im Banne der Scheintöter
wie Hajo ihn bezeichnet hatte, sprach zu ihm: „Du bist also der kleine Fremde, von dem mir berichtet wurde.
Warum siehst du anders aus als die anderen Fremden?"
Das war eine ziemlich dumme Frage, dachte Gucky bei sich, ohne den Gedanken abzusenden. Aber vielleicht konnten die Hypnos sich einfach nicht vorstellen, daß es außer ihnen, den Oberen und den früheren Herren noch andere Lebewesen gab. Auf ihrer Ebene existierten nur sie, sonst niemand. Selbst auf der Erde des präatomaren Zeitalters war es den Menschen leichtgefallen, sich fremde Rassen vorzustellen, denn auf ihrer Welt gab es Tiere und Pflanzen in großer Vielzahl. Die Hypnos aber besaßen nichts, was ihre Phantasie anregen konnte.
„Ich gehöre einer anderen Rasse an als sie", erklärte Gucky.
„Auch meine beiden Begleiter gehören nicht zu ihnen, sondern sind nur ihre Freunde. Es gibt viele Millionen Rassen im Universum."
„Was ist Universum?" fragte der Weise erstaunt.
Natürlich, dachte Gucky. Sie leben ja in ihrer Welt! Wie sollen sie wissen, wie es außerhalb ihres Planeten aussieht?
Er gab sich alle Mühe, dem Hypno das Universum zu schildern.
Er sprach vom Aufbau der Galaxien, von den Sonnen und ihren Planeten. Er schilderte die verschiedenartige Intelligenz der unzähligen Rassen, die es auf diesen Planeten gab. Er versuchte, dem Großen Weisen einen Begriff der unvorstellbaren Entfernungen zu geben, die Welten und Milchstraßen trennten, und wies endlich darauf hin, daß der Planet „Horror" nur eine von vielen Milliarden Welten war.
Lange Zeit antwortete ihm kein Impuls. Dann kam nur ein einziger: „Du lügst!"
Gucky seufzte. Er hätte es sich denken können. War es nicht schon einmal vor grauer Vorzeit den terranischen Gelehrten schwergefallen, ihren Mitmenschen klarzumachen, daß sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt? Hatten die Menschen nicht unter freiem Himmel gelebt und doch geglaubt, im Innern ihres Planeten zu Hause zu sein? Wie sollte es da möglich sein die Hypnos davon zu überzeugen daß es außerhalb ihrer Hohlwelt ein unendlich erscheinendes Universum gab?
„Ich lüge nicht", erwiderte Gucky. „Ich versuche, dir die Wahrheit beizubringen, damit du endlich begreifst, wie sinnlos euer Angriff auf uns ist. Die Waffen in unserem Schiff sind so gewaltig, daß wir damit eure ganze Welt zerstören können, so wie es die Oberen einst taten. Nur nicht gründlich genug."
„Vielleicht seid ihr die Oberen", entgegnete der Große Weise lauernd. „Wir sind es nicht", beteuerte Gucky. „Wären wir eure Feinde, hätten wir uns gewehrt und euch getötet, als ihr in unser Schiff kamt. Wir hofften uns mit euch verständigen zu können.
Doch nun beantworte mir einige Fragen. Ich habe auch die deinigen beantwortet."
„Frage, Fremder mit dem einen Zahn."
Mein Nagezahn! dachte Gucky wütend. Das ist also das einzige Bemerkenswerte, was ihm an mir aufgefallen ist. Na, der soll sich wundern, wenn er so weitermacht.
„Was wißt ihr von den Oberen? Hajo erklärte mir, es gäbe Aufzeichnungen über sie. Was wißt ihr von den Göttern? Wie sahen sie aus?"
Der alte Hypno richtete sich auf, aber es war wohl mehr innere Abwehr, die ihn zu der Bewegung veranlaßte.
„Niemand weiß, wer die Götter sind oder wie sie aussehen. Wir wissen nicht einmal, wie die Oberen aussehen. Wir wissen nur, daß sie unsere Herren töteten und unsere Welt verwüsteten."
„Was ist mit den Aufzeichnungen, von denen Hajo sprach? Kann ich sie sehen?"
„Nein! Niemand darf sie sehen. Ich bestimme nicht allein über sie. Ich müßte die anderen zweihundert Großen Weisen fragen, und das würde lange Zeit in Anspruch nehmen. Die Großen Weisen sind schon alt. Wir können nicht mehr teleportieren."
Verflixt! Dachte Gucky enttäuscht. Wenn das so ist, werden wir die Brüder nie zusammenkriegen. Die Karre ist verfahren.
„Dennoch möchte ich dich bitten, mir alles zu erzählen, was ihr über die Götter wißt. Woher wißt ihr, daß es sie gibt? Sind eure Vorfahren ihnen begegnet?"
„Wir können dir nichts sagen. Wir wollen dir auch nichts sagen.
Du bist Teleporter, wie wir. Das ist dein Glück. Wir würden dich sonst festhalten. So aber müssen wir dich bitten, uns zu verstehen.
Wir haben euch gegenüber keine bösen Absichten, aber ihr seid in unsere Welt eingedrungen und müßt euch mit ihren Gegebenheiten abfinden. Der Lebensinhalt unserer Rasse besteht darin, anderen das Glück zu bringen. So hielten es unsere Vorfahren, als sie
Weitere Kostenlose Bücher