021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
wird.«
»Die Mannschaft soll ihn im Auge behalten. Wenn er zu fliehen versucht, lass ihn hart bestrafen. Wenn er sich aber in sein Schicksal fügt, wird er mir vielleicht noch gute Dienste erweisen.«
Colomb wandte sich übergangslos an Nuela.
»Hugu Fernaduu hat heute Morgen einen Boten geschickt. Er hält den Vertrag ein. Weder sein Gold noch seine Männer will er zurückziehen. Für morgen Abend sind Tuman und ich noch einmal in sein Haus eingeladen. Hugu Fernaduu will die Reise ein letztes Mal durchsprechen. Und Abschied feiern. Und in drei Tagen stechen wir in See.«
Ein zauberhaftes Lächeln legte sich auf Nuelas Gesicht. Sie fluchte innerlich, aber sie hatte gelernt, genau die Masken aufzusetzen, die ihren Zielen am dienlichsten waren. »Wie mich das für dich freut, mein lieber Colomb.«
Er antwortete nicht gleich, blickte sie nur mit ausdrucksloser Miene an. Nuela hatte Mühe, ihr Lächeln aufrecht zu erhalten. Doch es gelang ihr. Aus den Augenwinkeln nahm sie Raspun wahr. Colombs Leibsklave beobachtete sie. Wie sie ihn hasste…
»Du wirst hier bleiben und dich um die Häuser kümmern.« Fast blieb ihr Herz stehen. Doch die Maske hielt. »Es ist mir nicht entgangen, wie ungern du lange Seereisen unternimmst. Ich denke, du wirst dankbar sein, in Plymeth bleiben zu können.«
»Noch lieber wäre ich an deiner Seite, ehrenwerter Colomb. Aber ich habe nicht zu entscheiden.«
»Nein.« Er wandte sich zum Fenster. »Bieena wird mich begleiten…«
Der Boden wankte unter ihren Füßen, als sie hinter Raspun den Arbeitsraum verließ.
In dieser Nacht fand sie keinen Schlaf. In drei Tagen stechen wir in See… Bieena wird mich begleiten… Wie Feuer brannten Colombs Worte in ihrem Hirn. Nicht nur ihr Plan, die Seereise zu verhindern, drohte endgültig zu scheitern - sie lief Gefahr, ihre Machtstellung einzubüßen. Raspun stand Colombs Herzen jetzt schon näher als sie selbst. Und wenn Bieena ihn auf die lange Reise begleitete, würde sie als Hauptfrau zurückkehren.
O ja - etwas anderes zu hoffen wäre einfältig gewesen.
Je länger sie wach lag und grübelte, desto deutlicher nahm ein Plan Gestalt an. Irgendwann, gegen Morgen, stand sie auf…
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»Maddrax! Sklave! Wach auf…«
Die zischende Stimme vermischte sich mit seinen Träumen. Er träumte von Aruula. In seinem Traum standen sie Arm in Arm am Bug eines Schiffes und blickten in die Brandung.
»Land«, sagte Aruula und deutete über die hohen Wellen hinweg zum Horizont.
Matt folgte mit dem Blick ihrem ausgestreckten Arm und konnte die Skyline Manhattans an der Küste sehen. Sein Herz machte einen Sprung und er lachte laut auf, hob Aruula hoch und drehte sich mit ihr auf den Armen im Kreis. »Ist das deine Heimat?«, fragte Aruula. Und plötzlich war da wie aus dem Nichts das Zischen einer fremden Stimme.
»Wach auf, Maddrax, wach endlich auf…!« Das Traumbild verblasste. Matt wollte es festhalten, aber wie Wasser einem durch die Finger rinnt, so verflüchtigten sich die Bilder von der Küste, vom Meer und von der Geliebten in der Dunkelheit. Matt riss die Augen auf und lauschte.
»Bist du wach?« Die Stimme kam von der Kerkertür. »Komm an die Tür, ich habe mit dir zu reden.«
Matt schälte sich aus der Decke und wankte zur Tür. Er lehnte sich gegen das eisenbeschlagene Holz. »Wer ist da?«
»Eine Freundin«, flüsterte die Stimme. »Ich kenne den Weg in die Freiheit für dich.«
Augenblicklich war Matt hellwach. »Wer bist du?«
»Ich bin die ehrenwerte Nuela - die Hauptfrau Kapitaan Colombs.« Die bronzehäutige Frau mit dem schwarzem Kleid stand ihm plötzlich vor Augen. »Ich hab dich heute mit Raspun auf der Santanna gesehen. Und ich habe Gefallen an dir gefunden.«
»Wie willst du mich befreien? Hast du einen Schlüssel zur Zellentür? Einen Schlüssel für meine Fußkette?«
»Ich bin mächtig, Maddrax. Mächtiger als die meisten wissen. Wenn du die Freiheit willst - und du willst sie -, dann bekommst du sie.«
Wo ist der Haken? dachte Matt. »Du tust das doch nicht aus reiner Menschenliebe…«
»Vielleicht doch?«
»Was willst du von mir als Gegenleistung?«
»Wer weiß - vielleicht ein bisschen Liebe, vielleicht einen kleinen Gefallen… willst du morgen Nacht zu mir kommen? Dann werde ich dir erklären, was ich von dir will.«
»Ich bin angekettet.« Matts Intuition warnte ihn. Er spürte, dass diese Frau ihn zu einem gefährlichen Spiel einlud. »Und eingeschlossen.«
»Ich werde jemanden zu dir
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