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021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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betrat das Schiff und lief mit raschem Schritt über das Oberdecke. Die Seeleute beobachteten sie, und wenn sich ihre Blicke mit dem der Frau trafen, nickten sie scheu einen Gruß.
    Raspun stand regungslos. Bis die Frau durch eine Tür im Schiffsaufbau verschwand. »Wer ist das?«, wollte Matt wissen.
    »Nuela. Die Hauptfrau des Kapitaans.« Heiser klang Raspuns Stimme. Er schien diese Frau zu fürchten. »Nimm dich in Acht vor ihr.« Er wandte sich um und betrat den Kommandoraum der Santanna.
    Matt zog die Kugel hinter sich her in den engen Raum. Durch das Frontfenster konnte man das ganze Deck und die Segel überblicken. Auf dem breiten Tisch lagen Stern- und Seekarten, alle von Hand gezeichnet. Matt beugte sich darüber und betrachtete sie aufmerksam.
    Die Landkarten waren unvollständig. Europa, Nordafrika, der nahe Osten und Teile des Orients und Westafrikas wiesen sorgfältige Eintragungen von Städten, Flüssen, Höhenzügen et cetera auf. Alle mit Namen versehen, die manchmal nur entfernt an die Namen erinnerten, die auf den Karten des 21. Jahrhunderts zu finden gewesen waren. Diese Beobachtung war für Matt nicht neu: Durch den Rückfall der Zivilisation in den dunklen Jahren nach der Katastrophe waren die Bezeichnungen nur phonetisch überliefert, größtenteils vereinfacht und nach der »Wiederentdeckung« der Schrift genau so niedergeschrieben worden. Dabei schien man eine Vorliebe für Doppelvo- kale entwickelt zu haben: Orguudoo, Sebezaan, Euree…
    Auch die Umrisse der Landmassen wichen teilweise von den kontinentalen Konturen ab, wie Matt sie kannte. Die Nordseeküste zum Beispiel reichte tief ins ehemalige Festland hinein und die Niederlande waren nicht mehr als eine Inselgruppe. Neben einer der Inseln las er den Namen »Amerdaam« - das ehemalige Amsterdam. Ähnlich Dänemark; auch dort lagen Inseln, die Matt in dieser Form nie auf einer der ihm bekannten Karten gesehen hatte.
    Getrennt durch den Atlantik - die Karte nannte ihn Alanta-See - war im Westen eine Landmasse eingezeichnet, die Matt an keine Küstenkonturen erinnerte, die er kannte. Die Fläche dieser Landmasse war weitgehend weiß. Kein einziger Fluss, keine einzige Stadt war darauf eingetragen. Nur ein großer Name:
    »AMERIKA« und, in Klammern gesetzt, zwei kleinere: »MEERAKA« über dem Gebiet der USA und »AMRAKA« quer über Südamerika. Matthew blätterte in dem großen Stapel der Sternkarten. Schätzungsweise sechzig lagen dort aufeinander, nur lose mit Lederriemen gebunden. Karten für den südlichen und Karten für den nördlichen Sternenhimmel, und die wiederum unterteilt in die Himmelsansichten der unterschiedlichen Monate.
    Er nickte anerkennend. Ob das Raubvogelgesicht diese Karten nun aus alten Dokumenten abgezeichnet oder aufgrund eigener Beobachtungen erstellt hatte - er musste über ausgezeichnete astronomische und navigatorische Kenntnisse verfügen.
    Der schwarze Mann in den weißen Kleidern und mit dem weißen Turban stand schweigend neben ihm und beobachtete ihn.
    Links neben dem Fenster hing an einem Wandhaken ein Astrolab. Und rechts ein Jakobsstab. Matt entsann sich dunkel, dass diese Geräte bei den alten Seefahrern zur Höhenbestimmung der Sonne und anderer Orientierungsgestirne benutzt worden waren.
    Neben dem Kartentisch stand eine mit dem Holzboden verschraubte Metallsäule. Und darauf entdeckte Matt eine große, kunstvoll gestaltete Kompassrose, in deren Mitte eine Metallnadel tanzte. Am Rand der Rose waren die Himmelsrichtungen und Städtenamen eingraviert. Im Südosten las Matt etwa den Namen »Rooma«, im Nordosten »Osloo«, im Süden »Algeer«. Die Scheibe mit den eingravierten Namen schien sich mit der Nadel zu drehen.
    Im Westen und Nordwesten war ein ursprünglich Wort eingetragen gewesen, das Matt als »unbekannt« übersetzen konnte. Und darüber hatte jemand in schiefen Zeichen wohl nachträglich den Namen »Amerika« eingeritzt. Ein Schauer überlief Matt. Er blickte zum Fenster der Kommandobrücke hinaus. Auf dem vorderen Segelmast hockte ein großer schwarzer Vogel. Ein Kolk…
    ***
    Ohne lange zu fragen war sie eingetreten. Jochim räumte seine wenigen Habseligkeiten in den Spind. Er sah nur kurz auf, als Nuela eintrat. Sie zog die schmale Tür hinter sich zu. Auch wenn es mehr ein enger Verschlag als eine Kabine war, immerhin stand dem Doyzländer als Zweitem Lytnant eine eigene Kabine zu.
    Jochim warf seinen zusammengerollten Ledermantel in die Hängematte. »Du bist vermutlich Yuli, das

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