021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'
nur immer wacker in die Vergangenheit und deine Zukunft geht vor die Hunde.« Er grinste wehmütig.
Irgendwann - die Küste war längst außer Sicht - stieg Tuman die Treppe aus der Kommandobrücke herunter. Wortlos bückte er sich zu Matthews Füßen und schloss die Fußschelle auf, die Matts Knöchel mit Kette und Eisenkugel verband. Jetzt, da die Küste so weit entfernt war, hielt man es wohl für unwahrscheinlich, dass er über Bord springen und versuchen würde, Britana schwimmend zu erreichen.
»Der Kapitaan will mit dir sprechen«, sagte der Südländer. Hinter ihm her stieg Matt zur Kommandobrücke hinauf. Er blickte in den dunstigen grauen Himmel.
Ein großer Rabe flatterte über dem Schiff. Bis weit hinaus aufs Meer hatte er die Santanna begleitet. Bevor Matt den Kommandoraum betrat, drehte der Kolk ab und flog zur Küste zurück…
***
In einen Käfig hatten Emrocs Sklaventreiber Aruula gesperrt.
Niemand hatte sie kaufen wollen. Noch nicht, zu widerspenstig, zu wild hatte sie sich gebärdet. Doch Emroc verhandelte bereits mit einem Interessenten. Aruula wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie das Eigentum eines anderen Menschen werden würde. Und sie wusste, dass sie niemals irgend jemandes Eigentum sein konnte.
Am Horizont verschwammen Meer und Himmel. Das Schiff war nicht mehr zu erkennen. Das Schiff, das Maddrax weg von ihr trug.
»Vergiss ihn«, hatte Emroc ihr ins Gesicht gefeixt. »Du wirst ihn nie wiedersehen. Ein Verrückter hat ihn gekauft, Kapitaan Colomb. Der bildet sich ein, im Sonnenuntergang gäbe es das Märchenland Meeraka. Sie werden ersaufen oder verhungern oder verdursten, alle. Auch Maddrax. Also vergiss ihn.«
Das war am Tag gewesen, nachdem er und die Kerle sie als Köder dir Matt missbraucht hatten. Niemals würde sie Emroc das vergessen. Vergiss ihn… Und niemals würde sie Maddrax vergessen.
Hinter dem grauen Horizont war er verschwunden. Auf einem Schiff, dessen Form ihr fremdartig und unheimlich erschienen war. Unter Menschen, die sie hasste. Zu einem Ziel, das sie nur aus Legenden kannte.
Nicht nur Emroc sagte: »Vergiss ihn.« Auch der brennende Schmerz in ihrer Brust sagte das. Eine Stimme in ihrem zerbrochenen Herz.
Jedenfalls glaubte sie in diesen Stunden im Käfig, es sei ein für alle Mal zerbrochen. In diesen schweren Stunden, während die Santanna zu einem kaum noch sichtbaren Punkt schrumpfte und schließlich mit Himmel und Meer verschmolz.
Aber da gab es noch eine andere Stimme in Aruula. Ein laute, eine kraftvolle Stimme. Niemals werde ich dich vergessen, Maddrax, sagte diese Stimme, bis ans Ende der Welt werde ich gehen, um dich zu finden…
ENDE
[1] Siehe Maddrax Nr. 19 »Das Sklavenspiel«, Maddrax Nr. 20 »Zug der Verlorenen«
[2] (siehe im Internet: www.bastei.de/maddrax unter »Orte«)
[3] Siehe Maddrax Nr. 19 »Das Sklavenspiel«
[4] Siehe Maddrax Nr. 10 »Götter und Barbaren«
Weitere Kostenlose Bücher