021 - Die Totenuhr
Cemetery.
»Wen sehen wir uns zuerst an?« fragte Mr. Silver.
»Johnsons Haus ist das erste, das wir erreichen«, sagte ich.
»Dann ist die Entscheidung auch schon gefallen«, meinte der Ex-Dämon.
Ich streifte ihn mit einem raschen Blick. »Sag mal, kannst du für die beiden nichts tun? Du hast doch deine übernatürlichen Fähigkeiten wieder. Sollte Mago eine schwarzmagische Zeitbombe zurückgelassen haben, müßtest du sie doch eigentlich entschärfen können.«
»Dazu kann ich jetzt noch nichts sagen«, erwiderte Mr. Silver.
»Ich muß mir die Männer erst mal ansehen. Mago kann in ihnen irgend etwas so verankert haben, daß sie mein Versuch, sie davon zu befreien, töten würde.«
»Hoffentlich hat er das nicht getan.«
Wir erreichten die Halford Road. Hier wohnte George Johnson in einem billigen, unscheinbaren Haus mit kleinem Vorgarten. Alte Obstbäume ragten vor dem Gebäude auf.
Ich ließ meinen Wagen vor dem Eingang ausrollen. »An die Arbeit«, sagte ich zu Mr. Silver und stieg aus.
Er klappte die Tür auf der anderen Seite zu und kam um das Fahrzeug herum. Wir durchschritten den kleinen Vorgarten mit dem sorgfältig gepflegten Rasen und ich begrub den Klingelknopf unter meinem Daumen.
Eine übergewichtige Frau öffnete uns. Sie trug einen Morgenrock, und ihr Haar war etwas in Unordnung. Sie war keine Schönheit, aber ihrem Mann bestimmt eine gute, treue, verständnisvolle Frau.
»Mrs. Johnson?« fragte ich.
»Ja.« Sie schaute mich reserviert an.
Damit sie nicht auf den Gedanken kam, sie hätte einen windigen Vertreter vor sich, der ihr irgend etwas andrehen wolle, was sie nicht brauchte, sagte ich: »Mein Name ist Tony Ballard. Ich bin Privatdetektiv. Dies ist mein Freund Mr. Silver. Wir hatten Gelegenheit, gestern nach diesem… Ereignis mit Ihrem Mann und seinem Kollegen zu sprechen. Da wir uns – ehrlich gesagt – ein wenig Sorgen um die beiden machen, hätten wir uns Ihren Mann gern mal angesehen.«
»Mein Mann liegt noch im Bett.«
»Haben Sie seine Firma angerufen und ihr mitgeteilt, daß er sich nicht wohlfühle?«
»Ja.«
»Um welche Art von Unwohlsein handelt es sich?«
Die besorgte Frau hob die Schultern. »Das kann ich nicht erklä- ren.«
»Mr. Silver kann Ihrem Mann möglicherweise helfen, Mrs. Johnson.«
Die Frau musterte den Hünen mit den Silberhaaren ungläubig.
»Eben war der Arzt da. Er sagte, er könne nichts für George tun.«
»Das glaube ich gern«, sagte ich. »Mr. Silver ist kein Doktor, Mrs. Johnson. Ihr Mann hatte gestern Kontakt mit einem Höllenwesen, dessen Name Mago ist. Ich kann mir vorstellen, daß ich Ihnen starken Tobak vorsetze, wenn ich Ihnen sage, daß es mein Job ist, Geister und Dämonen zu jagen, aber es ist die Wahrheit. Auf Mago sind wir besonders scharf, denn der Bursche hat es auf Mr. Silvers Freundin abgesehen.«
Johnsons Frau gab die Tür frei und ließ uns ins Haus. Sie führte uns in ein kleines, sauberes Wohnzimmer und bat uns Platz zu nehmen.
»Ich spreche mal mit meinem Mann«, sagte sie.
Wir setzten uns in Sessel, über die Decken gebreitet waren, damit der Stoff geschont wurde. Mrs. Johnson verließ das Wohnzimmer.
Der Ex-Dämon lächelte. »Eine mißtrauische Frau.«
»Das ist vernünftiger, als zu vertrauensselig zu sein«, bemerkte ich, ohne zu ahnen, was für ein schreckliches Ereignis sich im Obergeschoß anbahnte.
***
Agnes Johnson stieg die Treppe hinauf. Sie wäre froh gewesen, wenn Mr. Silver ihrem Mann hätte helfen können. George fühlte sich nicht nur krank, sondern er sah auch elend aus.
Dennoch hatte der Hausarzt nichts finden können. Um überhaupt etwas zu tun, hatte er dem Patienten eine Vitaminspritze gegeben und gesagt: »Schicken Sie Ihren Mann morgen zu mir in die Praxis, dann werden wir weitersehen.«
»Wäre es nicht besser, wenn man ihn im Krankenhaus gründlich durchuntersuchen würde, Doktor?« hatte die besorgte Frau gefragt.
»Das halte ich nicht für nötig. Wenn Sie mich fragen, wird es Ihrem Mann bald besser gehen. Er ist ein robuster Bursche. Wenn ich mehr solche Patienten hätte, müßte ich meine Praxis schließen.«
Agnes Johnson erreichte das Obergeschoß. Obwohl sich der Hausarzt sehr optimistisch gegeben hatte, hatte die Frau Angst um ihren Mann, der noch nie so erledigt gewesen war.
In der vergangenen Nacht hatten sie beide kein Auge zugetan.
George hatte sich im Bett fortwährend hin und her gewälzt und wie im Fieber phantasiert. Auch geredet hatte er, doch Agnes hatte
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