021 - Die Totenuhr
festklammerte.
Ich jagte hinter Mr. Silver her. George Johnson wütete im Schlafzimmer wie ein Berserker. Als ihm Mr. Silver entgegentrat, bleckte er feindselig die Zähne und knurrte ihn an.
»Ruhig, Johnson«, redete der Ex-Dämon auf ihn ein. »Ganz ruhig. Ich möchte Ihnen helfen.«
Doch der Mann war daran nicht interessiert. Er wuchtete sich Mr. Silver entgegen. Der Ex-Dämon bewies, daß er blitzschnell zu reagieren vermochte. Er wich zur Seite aus und schlug mit der Faust zu.
Johnson verlor das Gleichgewicht. Er knallte gegen die Schranktür und trudelte ab. Nun wollte ich das Geschehen lenken. Mit zwei Schritten war ich bei Johnson.
Ich beugte mich zu ihm hinunter und beabsichtigte ihn zu packen und hochzureißen. In diesem Moment schien er vollends durchzudrehen. Ich wußte nicht sofort, warum.
Panik verzerrte sein ungesund graues Gesicht Mit schreckgeweiteten Augen starrte er auf meine rechte Hand. Nun ging mir ein Kronleuchter auf. Der Mann hatte Angst vor meinem magischen Ring.
Er brüllte wie am Spieß und schlug wie von Sinnen um sich. Er trat auch mit den Beinen nach mir, warf sich zur Seite und legte die Arme schützend über seinen Kopf, als hätte er gesehen, wie jemand eine Granate in sein Zimmer schleuderte.
Auf einmal war es still. Schlagartig war es mit dem Tobsuchtsanfall vorbei. George Johnson lag reglos vor mir und gab keinen Laut mehr von sich. Auch das beunruhigte mich.
Ich krallte meine Finger in seinen Schlafanzug und zerrte ihn hoch. Er seufzte so schwer, als würde er sterben. Ich lehnte ihn an die Schranktür. Es zuckte konvulsivisch in seinem Gesicht.
Er hatte keine Angst mehr vor meinem Ring, war nicht mehr aggressiv, schien der Welt entrückt zu sein und nichts mehr zu wissen. Langsam fielen ihm die Augen zu.
Ich schüttelte ihn besorgt. »Mr. Johnson! Mr. Johnson!«
Hinter mir erschien Agnes Johnson in der Tür. Kummervoll sah sie ihren Mann an, während sie ihre Unterlippe blutig nagte. Mr. Silver trat neben mich und ging in die Hocke.
»Laß mich mal, Tony«, verlangte er.
Ich ließ George Johnson los, das Schlimmste für den Mann befürchtend. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Magos Grausamkeit kannte keine Grenzen, das zeigte sich in diesem Moment wieder.
Johnsons geschlossene Lider veränderten sich mit einemmal. Es hatte den Anschein, als würde Salzsäure sie wegfressen. Doch diese unsichtbare Säure fraß nicht nur die Lider, sondern auch die darunterliegenden Augen.
Wir blickten erschütterte in leere Höhlen, doch das Grauen war damit noch nicht zu Ende. Es ging weiter. Die magische Säure fraß sich in Johnsons Gehirn. Es ging so schnell, daß wir keine Möglichkeit hatten, es zu verhindern. Wir waren zum Zusehen verurteilt, und das war das Schrecklichste an der Sache.
George Johnsons Gehirn wurde zu grauem Staub, der uns aus den Augenhöhlen entgegenrieselte, und Sekunden später brach die Schädeldecke ein. Mir schnürte es die Kehle zu.
Ich konnte Magos Opfer nicht mehr länger ansehen, richtete mich auf und drehte mich um. Totenblaß und zutiefst erschüttert lehnte Anges Johnson am Türrahmen.
»George!« flüsterte sie gebrochen. »Ich kann’s nicht glauben… Das gibt es doch nicht … Das ist nicht wahr!«
Sie schrie ihren furchtbaren Schmerz so herzzerreißend heraus, daß es mir kalte Schauer über den Rücken jagte. Ich trat auf sie zu.
Sie klammerte sich an mich.
»Bitte, sagen Sie, daß das alles nur ein böser Traum ist, Mr. Ballard. Ich… ich habe meinen Mann doch nicht … wirklich verloren!«
»Es tut mir schrecklich leid, Mrs. Johnson…«
»Nein!« Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte haltlos, und ich wußte, wie elend sie sich in diesem Augenblick fühlte.
Ich führte sie nach unten. Willenlos folgte sie mir, und sie war nahe daran, zusammenzubrechen. Es hatte keinen Sinn, ihr irgendeine Frage zu stellen, deshalb erkundigte ich mich nicht nach der Nummer ihres Hausarztes, sondern durchstöberte die Telefonkladde, nachdem ich die Frau in einen Sessel gesetzt hatte.
Mr. Silver war bei ihr. Er gab ihr soeben einen Drink. Ich fand die Nummer des Doktors und rief ihn an. »Hier spricht Tony Ballard. Ich befinde mich in George Johnsons Haus. Könnten Sie bitte sofort kommen, Doc?«
»Ist im Befinden des Patienten eine Verschlechterung eingetreten?«
»Leider ja. Er ist tot.«
»Um Himmels willen.«
»Nicht er braucht Ihre Hilfe, sondern Mrs. Johnson, Sir.«
»Hat ihr Mann sie etwa mit dieser mysteriösen
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