0210 - Drei Leichen im Garten
Blick. Sollte das etwa eine Falle sein?
Sicherheitshalber schlug ich einen Halbkreis, damit ich schon früher erkennen konnte, was hinter dem Erdhügel lag.
Das sah ich auch.
Ein Loch.
Kein Grab, sondern ein regelrechtes Loch, durch das sich jemand nach oben an die Oberfläche gewühlt hatte.
Wahrscheinlich dieser weibliche Zombie.
»Zufrieden?« fragte die Untote.
»Noch nicht ganz«, erwiderte ich und machte einen weiteren Schritt. Das war mein Verhängnis. Ich mußte dabei dicht an einem dieser Ziersträucher vorbei und berührte einen verborgenen Kontakt.
Neben mir hörte ich ein Surren, wollte noch weg, als die Falle im wahrsten Sinne des Wortes zuschnappte.
Es war ein Fangeisen.
Plötzlich spürte ich den Schmerz an meinem rechten Bein, wurde umgerissen, fiel gegen den Kugelstrauch und rutschte zu Boden, wobei das Fangeisen mit seinen mörderischen Zähnen meinen Schuh festhielt.
»Reingelegt!« höhnte die Blonde und ließ ein satanisches Lachen folgen…
***
Lady Sarahs Gesicht verzerrte sich. Weit riß sie den Mund auf, die Augen wollten aus den Höhlen springen. Hektische, rote Flecken tanzten auf ihren Wangen, und das Herz pochte plötzlich doppelt so schnell wie normal.
Zu schaurig war der Anblick dieser Skeletthand.
Eine Knochenklaue, die lebte, denn Lady Sarah sah genau, wie sich die Finger bewegten. Als würden sie über die Tasten eines Klaviers gleiten, so kam der Horror-Oma es vor, und sie schüttelte sich in der plötzlichen Angst.
Wer hatte sich dort verborgen?
Sie sollte es bald erfahren, denn es blieb nicht bei der bleichen Knochenhand. Einen Herzschlag später glitt sie weiter in die Höhe, und ein Arm folgte.
Dann ein Teil von der Schulterspeiche, und schließlich sah Mrs. Goldwyn auch den Kopf.
Es war ein Skelettschädel mit leeren Augenhöhlen, einer offenen Mundhöhle und zwei Löchern, wo die Nase gesessen hatte.
Ein Skelett, das lebte!
Die Knochen wirkten gelblich bleich, und sie leuchteten ein wenig, das konnte Lady Sarah erkennen, weil es im Wagen düster war.
Ein lebendes Skelett hatte in diesem Wagen gelauert, der für Lady Sarah zu einer tödlichen Falle geworden war, denn sie konnte nicht raus, die Türen waren verriegelt.
Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit, dem Monstrum dennoch zu entkommen.
Sie hatte ihren Schmuck zu Hause lassen müssen. Lady Sarah Goldwyn trug mit Vorliebe Ketten. Um nicht aufzufallen, hatte sie sich schweren Herzens entschlossen, sie nicht mitzunehmen. Aber sie hatte nicht auf das kleine Kreuz verzichtet, das an einer dünnen Kette um ihren Hals hing.
Es war geweiht nur würde es das Skelett zerstören können? Lady Sarah wußte es nicht, sie hoffte es nur, und sie wich immer weiter vor dieser gräßlichen Gestalt zurück, bis sie in einer Ecke des Fonds saß und nicht mehr weiter konnte.
Sie wunderte sich, wie geschmeidig sich das Skelett bewegte. Es stieg über die Ablage, streckte seine Knochenarme aus und berührte mit den schimmlig wirkenden Fingern das kostbare Leder auf dem Sitz. Dabei hatte es seinen Kopf so gedreht, daß es Lady Sarah ins Gesicht schauen konnte.
»Geh weg!« flüsterte die Horror-Oma. »Bitte geh weg. Ich will nichts von dir wissen…« Sie hatte gewaltige Angst bekommen, zitterte und bebte, wobei sie dennoch hoffte, daß von irgendeiner Stelle Hilfe kommen würde.
Aber wer sollte sich in diesem Parkhaus schon um sie kümmern. Es war leer, verwaist, nur die Status-Symbole der Menschen standen hier in Reih und Glied.
Nein, es gab kaum Plätze in einer Stadt wie London, wo man so allein war wie in diesem Parkhaus.
Das Skelett hatte sein Versteck jetzt ganz verlassen. Es drehte sich noch einmal zur Seite und konnte nun auf dem Sitz knien, wobei es Lady Sarah anschaute.
»Bitte«, flüsterte die Horror-Oma. »Geh weg! Was willst du von mir? Ich habe dir nichts getan…«
Diese schrecklichen Sekunden nervten sie. Selbst einer Frau wie Lady Sarah wurde es zuviel.
Das war Terror!
Es sollte noch schlimmer kommen, denn das Skelett konnte sich nicht nur bewegen, sondern auch reden.
Und es sprach mit der Stimme einer Frau. »Warum willst du mich wegschicken, Sarah?«
Es durchfuhr die Horror-Oma wie ein eisiger Schreck. Die Stimme kam ihr bekannt vor. Sie gehörte Florestine Everett, der verstorbenen Haushälterin der Lady Clarence und Sarah Goldwyns Freundin, deretwegen sie überhaupt in dieses unheimliche Haus gekommen war…
***
Diesmal war die Fahrt eine Sache von Minuten. Dann hatten Suko und
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