0210 - Drei Leichen im Garten
durchsuchte, bekam sie unter Umständen Hinweise auf deren Besitzer. Warum hatte sie daran nicht früher gedacht.
Die Schlösser der beiden kleinen Koffer waren nicht verschlossen.
Zweimal ein Druck mit dem Daumen, und die Riegel schnappten nach oben, so daß die Horror-Oma den Deckel abheben konnte.
Ihr fiel auf, wie sehr die Kleidung durcheinander lag. Einer Frau gehörte der Koffer demnach nicht. Die hätte ihre Sachen nicht so einfach hineingeworfen, denn der Inhalt lag wie Kraut und Rüben verstreut.
Unterwäsche, Hemden, Rasierzeug. Gehörte das tatsächlich John Sinclair oder Suko?
Die Horror-Oma holte ein Hemd hervor. Kopfwiegend betrachtete sie es.
Ja, die Größe stimmte, das Hemd konnte ohne weiteres dem Geisterjäger passen.
Genauer schaute sie sich das Rasierzeug an. Es war ein elektrischer Apparat, den konnte auch jeder benutzen, und er wies nicht unbedingt auf John Sinclair hin.
Noch immer keine Klarheit. Lady Sarah klappte den Deckel wieder zu und nahm sich den anderen Koffer vor. Das Ergebnis blieb gleich.
Die Chancen standen 50 zu 50.
Wenn sie jetzt den dritten Koffer unsachgemäß öffnete, konnte es ihr passieren, daß sie durch das aus der Düse strömende Gas das Bewußtsein verlor.
Nein, sie ließ lieber alles so, wie es war.
Durch diese Entdeckung war Unruhe in ihrem Innern aufgekeimt. Zudem fühlte sie sich plötzlich unwohl. Dieses Parkdeck wurde nicht mehr angefahren, die Plätze waren restlos vollgestellt. Kein Fahrer bekam noch eine Chance, seinen Wagen dort zu parken.
Vorhin hatte die Horror-Oma schlafen wollen. Jetzt fühlte sie sich dazu nicht mehr in der Lage. Sie war innerlich zu aufgewühlt, ihre Gedanken liefen in die Runde, sie suchte Verbindungen zwischen ihrer Aufgabe und dem Job des Geisterjägers.
Sollte John Sinclair vielleicht gegen Lady Clarence ermitteln, ohne daß sie etwas davon wußte?
Sie mußte sich Gewißheit verschaffen. Es gab keine andere Möglichkeit.
Ein Anruf beim Yard reichte.
Die Horror-Oma rutschte zur Seite und suchte den Türgriff. Sie fand ihn auch, aber sie konnte die Tür nicht aufdrücken, die anderen hatten sie verriegelt.
Das war Berechnung gewesen. Dann hatten sie doch etwas zu verbergen!
Lady Sarah fiel jetzt erst auf, daß das Fenster an der Beifahrerseite spaltbreit offenstand, damit frische Luft in das Wageninnere dringen konnte, falls man überhaupt in der Tiefgarage von frischer Luft reden konnte.
Lady Sarah kletterte nach vorn und versuchte, per Knopfdruck die Scheiben nach unten fahren zu lassen. Es ging nicht. Auch dieser Kontakt war unterbrochen.
Der Bentley war für die Horror-Oma zu einem Gefängnis geworden.
Was tun?
Und dann vernahm sie das Geräusch. Es war nicht von außen her an ihre Ohren gedrungen, und das machte ihr Angst. Lady Sarah war normalerweise eine couragierte Persönlichkeit, da sie sich allerdings in diesem vierrädrigen Gefängnis befand, sah die Sache schon ganz anders aus.
Jemand befand sich außer ihr in diesem Wagen!
Aber wo?
Das Geräusch war in ihrem Rücken aufgeklungen. Sollte sich dort ein Fremder versteckt halten? Was gab es denn hinter dem Rücksitz? Dort befand sich die Ablage. Und weiter unten, zwischen ihr und dem Rücksitz gab es einen Hohlraum, der sicherlich mit einer Klappe vom Kofferraum getrennt war.
Dort mußte jemand stecken!
Lady Sarah Goldwyn blieb erst einmal still sitzen und lauschte, ob sich das Geräusch wiederholte. Zuerst tat sich nichts, es blieb ruhig, dann vernahm sie das Kratzen, und zwar direkt an der Rückseite des Sitzes.
Die Horror-Oma bewies auch jetzt, daß sie mit guten Nerven ausgerüstet war. Sie drehte sich herum und kniete sich auf den Sitz, so daß sie die Ablage sehen konnte. Mehr jedoch nicht. Sie konnte nicht erkennen, was darunter lag.
Mrs. Goldwyn dachte bereits daran, die Ablage hochzunehmen, als dies geschah.
Von unten drückte jemand dagegen. Instinktiv zuckte die Horror-Oma zurück. Das war ihr doch zu unheimlich. Und noch unheimlicher wurde es, als sie plötzlich die bleiche Knochenhand sah, die sich durch den Spalt der hochgestemmten Ablage schob…
***
Ein Gegengruß blieb mir im Hals stecken, denn mit dieser Frage und vor allen Dingen mit dem Auftauchen der Frau hätte ich nie im Leben gerechnet.
Sie lächelte weiter, sagte auch nichts, so daß ich Zeit bekam, sie zu betrachten.
Ihr Haar war strohblond, sehr dicht und lang. An den Spitzen, die über die Schultern wallten, zeigte es dunklere Strähnen. Sie verdeckten auch einen
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