0211 - Die letzte Runde zahlt der Tod
ein Produkt japanischer Massenarbeit heraus und wurde in Mengen auf den Markt geworfen. Niemand wusste ein Motiv.
Es konnte natürlich Geschäftsneid oder auch Rachsucht gewesen sein, aber es gab Tausende von Menschen, die Lewis gehasst oder ihn beneidet hatten.
Detective-Lieutenant Crosswing, der den Fall bearbeitete, hatte nichts unversucht gelassen. Sogar Maria Lewis, die junge Frau des Ermordeten, eine Italienerin, hatte er eingehend vernommen, obwohl sie für die Tat nicht in Betracht kam. Sie war in Florida gewesen und erst zurückgekommen, als sie von dem Verbrechen hörte. Lewis und Maria hatten vor kaum sechs Monaten geheiratet, und sämtliche Zeugen sagten aus, dass sie wie die Turteltauben gelebt hätten. Dazu kam noch, dass diese Heirat ein Glücksfall für Maria Lewis gewesen war. Lewis hatte sich spontan in Maria verliebt, als er sie in einem Nachtclub als Blumenverkäuferin kennenlernte. Allerdings erbte Maria jetzt drei Viertel seines großen Vermögens, das jedoch war kein Mordmotiv. Es war ihr auch vorher herrlich gegangen, und ihr Mann hatte ihr keinen Wunsch versagt.
Ganz im Gegenteil. So lange Lewis am Leben war, wuchs sein Vermögen von Woche zu Woche. Jetzt war das zu Ende. Maria hatte kaum gewusst, womit er sein Geld verdiente. Sie war nicht im Entferntesten in der Lage, seine komplizierten und nicht ungefährlichen Transaktionen weiterzuführen.
Sowohl die Stadtpolizei als auch wir selbst hatten im Office des Ermordeten alles durchgesehen und geprüft. Er beschäftigte einen Clerk und eine Stenotypistin, die beide keine Ahnung hatten, was gespielt wurde. Sie führten die Bankkonten und prüften die Ein- und Ausgänge. Bei näherer Untersuchung stellte sich allerdings heraus, dass die Namen der Leute, die Geld eingezahlt hatten, ausnahmslos fingiert waren.
Wir hatten gehofft, Listen der Buchmacher zu finden, die Lewis tributpflichtig gewesen waren, aber darin wurden wir enttäuscht. Diese Listen waren verschwunden-. Im Kopf konnte Lewis seine vielen Kunden nicht gehabt haben. Es blieb nur die Möglichkeit, dass der Ermordete die Listen zu Hause versteckt, oder dass der Mörder sie gefunden und an sich genommen hatte, um Lewis schmutzige Geschäfte weiterzuführen.
Die Sache hatte nur einen Haken. Wenn jemand Lewis ermordet hatte, um dessen Geschäfte weiterzuführen, so musste er nicht nur über eine langjährige Praxis, sondern auch über die dazu erforderliche Organisation verfügen. Diese Organisation, die Lewis ohne Zweifel aufgebaut hatte, war merkwürdigerweise genauso in der Versenkung verschwunden, wie die bewussten Listen.
»Man könnte glauben, dass alles das, was wir über den Kerl zusammengetragen haben, Hirngespinste seien«, sagte Detective-Lieutenant Crosswing ärgerlich. »Das Einzige, was überhaupt übrig bleibt, ist, dass wir nicht feststellen können, woher Lewis die allwöchentlich eingehenden Gelder bezogen hat.«
»Könnte er seine Unterlagen nicht bei einer Bank oder einem Anwalt deponiert haben?«, fragte ich.
»Nichts zu machen. Wir haben auch die verschiedenen Bankdepots geprüft und nichts gefunden. Einen Anwalt hatte er nicht. Er brauchte ja keinen. Sein Testament hatte er sofort nach seiner Heirat bei der Anwaltskanzlei Kimberley and Sons anfertigen lassen, und Mister Kimberley legt Wert darauf, festzustellen, dass dies die einzige Gelegenheit war, bei der Lewis ihn in Anspruch nahm.«
»Wie ist es mit Freunden und Bekannten? Man könnte doch annehmen, dass er irgendeinen Vertrauensmann gehabt hatte, der die schmutzige Arbeit für ihn besorgte. Ohne Druck konnte er sich diese große Anzahl von Buchmachern nicht gefügig machen. Ich erinnere mich noch an die Zeit vor einigen Jahren, als verschiedene Vertreter dieser Gilde gewaltig Prügel bezogen und sich weigerten zu sagen, warum dies geschehen sei. Sie wussten angeblich nicht, wer sie vermöbelt hatte und in wessen Auftrag.«
Im Office setzten wir uns zusammen und beratschlagten. Diese kleine Konferenz fand im Zimmer unseres Kollegen Neville statt. Wenn es sich um Dinge handelt, bei denen nach menschlichem Ermessen eine gut organisierte Gang im Spiel ist, so ist Neville der Mann, der alle Tricks kennt und die Antwort auf jede Frage weiß, falls es überhaupt eine Antwort gibt.
Neville stammt noch aus der Zeit, in der Al Capone sein Königreich regierte und Lucky Luciano ein kleiner Monarch war. Zu seinem größten Missfallen hatte man Neville aus dem Außendienst abgezogen und er betätigte sich nur
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