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0211 - Die letzte Runde zahlt der Tod

0211 - Die letzte Runde zahlt der Tod

Titel: 0211 - Die letzte Runde zahlt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die letzte Runde zahlt der Tod
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noch gelegentlich als Gangsterfänger. Dagegen war er unersetzlich, wenn man einen guten Rat brauchte.
    Jetzt saß er mit aufgekrempelten Hemdsärmeln, das unvermeidliche Schulterhalfter mit dem vorsintflutlichen Colt umgeschnallt, am Schreibtisch, strich über seine grauen Borsten und hörte sich an, was wir ihm zu sagen hatten.
    »Ihr müsst an zwei Punkten ansetzen«, meinte er bedächtig. »Nummer eins ist die Frau. Die ist eine Italienerin, und welche Italienerin wäre nicht von Natur aus neugierig. Ich möchte darauf schwören, sie weiß mehr, als sie zugegeben hat. Ist sie eigentlich hübsch?«
    »Ich nehme es an«, entgegnete Phil. »Sie soll angeblich nicht ganz zwanzig Jahre alt sein, und ich kann mir nicht denken, dass Gus Lewis ein armes Mädchen geheiratet hätte, das keine Schönheit ist.«
    »Ich würde sogar nachforschen, ob sie eine so genannte Jugendliebe hat«, grinste Neville. »Vielleicht hat ein Jugendfreund sie ausgehorcht und entweder selbst die Idee gehabt, Lewis auszuschalten und die Kleine samt dem Zaster und dem laufenden Einkommen zu kassieren oder - da er wahrscheinlich noch zu jung für diese Tat ist - er hat einem anderen sein Wissen verkauft. Die zweite Möglichkeit wäre, dass ihr ganz unten anfangt, nämlich bei den kleinen Buchmachern, von denen das entsprechende Department der Stadtpolizei bestimmt eine ganze Anzahl kennt. Es wäre interessant, zu erfahren, an welche Adresse sie jetzt ihr Scherf lein zahlen.«
    »Die werden sich schwer hüten, etwas zu verraten«, meinte ich. »Die Burschen sind doch nicht lebensmüde.«
    Wir redeten noch lange hin und her und machten unser Programm für die nächsten Tage. Als Erstes wollten wir uns die Namen der gewerbsmäßigen, der Polizei bekannten Buchmacher besorgen und gegen Mittag Mrs. Maria Lewis einen Besuch abstatten.
    Am Nachmittag wollten wir dann zu dem Windhund-Rennen gehen, im Dorado der Spieler und Buchmacher. Vielleicht half uns die gute Fortuna mit ihrem Füllhorn.
    ***
    Am Nachmittag, es war schonhalb sechs und unser Dienst zu Ende, rief die Vermittlung durch. »Mister Cotton und Mister Decker werden verlangt.«
    »Wer ist es?«, fragte ich.
    »Er will seinen Namen nicht nennen.«
    »Dann stellen Sie durch.«
    Es war eine Männerstimme. Schon lange hatte ich mir angewöhnt, aus der Stimme eines Anrufers alle möglichen Schlüsse zu ziehen, Alter, Bildungsgrad, Herkunft und so weiter. Mit einiger Übung bringt man es sogar dazu, herauszuhören, ob der Betreffende ein schlechtes Gewissen hat oder nicht. In diesem Fall konnte ich mir noch so viel Mühe geben, meine Erfahrung ließ mich im Stich.
    »Ist das Mister Cotton oder Mister Decker?«
    »Cotton.«
    »Ich möchte Ihnen etwas mitteilen, das für Sie von Interesse sein dürfte«, sagte der Anrufer.
    Er sprach langsam, deutlich und betont.
    »Kommen Sie heute Abend um elf Uhr dreißig in die Bronx. Treiben Sie sich in der Gegend von Barnes Avenue, da, wo sie Williams Bridge Road kreuzt, herum. Ich bin nicht imstande, Ihnen eine genaue Adresse anzugeben, aber ich glaube, Sie werden Ihren Spaß haben.«
    »Um was handelt es sich denn?«, fragte ich.
    »Denken Sie an Gus Lewis, und nun, viel Vergnügen, mein Junge.«
    Es klickte. Der Mann hatte eingehängt, aber er hatte mit den letzten Worten viel verraten.
    Diesen näselnden Tonfall gab es nur in einer Stadt der Vereinigten Staaten, nämlich in Chicago.
    »Es sieht so aus, als ob ein Gangster den anderen verpfeifen wolle«, meinte mein Freund, nachdem ich ihm den Inhalt des Gespräches erzählt hatte. »Vielleicht versucht jemand, Lewis Geschäfte zu übernehmen, und ein anderer gönnt es ihm nicht. Wenn die Gangster sich gegenseitig in die Haare kriegen, so kann uns das nur recht sein.«
    »Warum hat der Bursche mir dann keine genaue Adresse angegeben?«, meinte ich.
    »Vielleicht weiß er sie selbst nicht.«
    Das war natürlich möglich. Ich hatte nicht viel Lust, aber wir würden uns die Lage einmal ansehen. Im Notfall hatten wir dann eine oder zwei Stunden verplempert. Es war August und ein herrliches Wetter. Eine Spazierfahrt war immerhin nicht das Schlechteste.
    Es war gegen zehn Uhr abends, als wir uns auf den Weg machten.
    Wir fuhren am Central Park entlang, und überquerten den Harlem River und nahmen Richtung auf die Bronx. Heute Abend schien ganz New York unterwegs zu sein, und ausnahmsweise hatte es keiner eilig.
    Wir ließen die schwarze Kulisse des Crotona Parks rechts liegen, umfuhren die Südecke von Bronx-Park

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