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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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unwillkürlich, als er an die Blutburg denken mußte. Und da wußte er auch, an wen er seine Tochter verloren hatte…
    Verzweifelter Ingrimm erfaßte ihn, aber es gab nichts, was er tun konnte. Nicht jetzt in der Nacht, denn die Nacht ist die Zeit des Bösen.
    Als er sich langsam wieder umwandte und die entsetzlichen Laute vom Berg verklangen, da hatte er seinen Entschluß gefaßt. Er wußte, daß viele Männer im Dorf auf das hörten, was er sagte.
    Und er wußte, daß sie ihm folgen würden, um Reena zurückzuholen.
    Tot - oder untot…
    ***
    Etwas jagte durch die Nacht. Kräftige Schläge ledriger Schwingen brachten das Wesen voran, trieben es seinem Ziel entgegen.
    Die schwarze Fledermaus folgte dem Ruf, dem geradezu hypnotischen Zwang. Längst lag Inverness hinter ihr, und mit der Geschwindigkeit, die der Fledermaus eigen ist, bewegte sich Tanja, die ehemalige Vampirin, durch die Lüfte.
    Bis zur Unkenntlichkeit verschmolz sie mit dem satmschwarzen Sternenhimmel.
    Sie wußte nicht, wie lange es dauern würde, bis sie ihr Ziel erreichte, und sie vergeudete ihre Kräfte auch nicht, hielt Maß. Mit gleichmäßigen Schwingenschlägen hielt sie sich in der Luft, wußte, daß sie die ganze Strecke durchhalten würde, nicht vorzeitig pausieren mußte.
    Der Drang war in ihr und zog sie dorthin, wo der Rufer ihrer harrte.
    Sanguinus.
    ***
    Zamorra fand in dieser Nacht lange Zeit keine Ruhe. Und das lag nicht daran, daß Nicole im Schutze des Hotelzimmers das schwarze Fledermauscape wieder abgelegt hatte und sich jetzt noch reizvoller als zuvor präsentierte.
    Immer wieder kehrten seine Gedanken zu der alten Zigeunerin zurück. Welche Rolle spielte sie, und warum hatte sie ihn gewarnt?
    Er versuchte sich jede Einzelheit der Begegnung ins Gedächtnis zurückzurufen. Aber auch im Nachhinein konnte er nicht sagen, wie die Wahrsagerin es geschafft hatte, von einem Moment zum anderen zu verschwinden. War es Teleportation gewesen?
    Es blieb ihre Warnung.
    »Wir werden uns in der nächsten Zeit auf keinen Fall voneinander trennen dürfen«, sagte Zamorra, der vollständig angekleidet auf dem breiten Bett lag und die Hände unter dem Kopf gefaltet hatte. Er starrte gegen die Decke des Hotelzimmers und glaubte wieder die Gesichtszüge der alten Frau zu sehen und ihre Stimme zu hören.
    Blut, Staub. Eine schwarzhaarige Frau.
    Nicole im Sessel zog die Beine hoch. »Ich habe nicht die Absicht, zu kündigen oder dich gar eines anderen Liebhabers wegen zu verlassen«, sagte sie.
    Zamorra schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich meine es anders«, sagte er. »Die Warnung der Wahrsagerin! So, wie sie meinen Namen kannte, wird auch alles andere wahr sein, was sie sprach. Wir sind beide in Gefahr, du vielleicht stärker als ich. Deshalb dürfen wir uns nicht einmal mehr für Minuten aus den Augen verlieren.«
    Leicht drehte er den Kopf. Auf dem Nachttisch schimmerte silbern das Amulett, das der Weiseste aller Magier, Merlin, aus der Kraft einer entarteten Sonne geformt hatte, indem er einen Stern vom Himmel holte.
    Damals… in Jerusalem…
    »Wir haben nur dieses eine Exemplar«, sagte Zamorra. »Und es vermag uns nur beide zu schützen, wenn wir beisammen bleiben.«
    Nicole nickte.
    Oft genug hatte das Amulett gezeigt, was in ihm steckte. Fast undurchdringlicher Schutz gegen die Magie des Bösen und zugleich Superwaffe gegen die Dämonen.
    Doch zuweilen versagte es auch.
    Und zuweilen entwickelte es auch ein Eigenleben, das Zamorra gar nicht gefiel. Immer häufiger kam es vor, daß das Amulett Dinge tat, die er niemals gewollt hatte. So, als stecke Leben darin. Leben, das einen ganz bestimmten Weg verfolgte und sich darin von nichts und niemandem aufhalten ließ.
    »Die Geister, die ich rief, ich werd sie nicht mehr los«, murmelte er leise.
    Aber er war doch kein Zauberlehrling. Es verhielt sich doch alles ganz anders.
    Und Nicole erhob sich aus dem Sessel, kam zu ihm und streckte sich neben ihm aus, katzenhaft schnurrend. »Komm, denk an etwas anderes«, forderte sie und öffnete sein Hemd. »Die Nacht ist noch lang, und wir haben endlich einmal ein paar Tage, in denen uns niemand stört! Küß mich.«
    Aber als er ihrer Aufforderung folgte, spürte sie, daß er nicht bei der Sache war, und in den Tiefen seiner Augen sah sie das Abbild der alten Zigeunerin.
    ***
    Sie waren gesättigt, aber noch verharrten sie am Platze. Weder schwärmten sie aus, um die Sterblichen zu knechten, noch kehrten sie in ihre Grüfte zurück.
    Harret aus und

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