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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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bekanntlich alle im eigenen Fell.
    ***
    Als der Morgen graute, hatten sich im Pub acht Männer eingefunden, die geschworen hatten, sich weder vor Tod noch Teufel zu fürchten und dem Spuk in der Blutburg zu Leibe zu rücken. Angus McRedy hatte sie mobil gemacht, und der Zorn der Männer wuchs ins Gigantische, als Angus berichtete, daß seine Tochter dem Bösen zum Opfer gefallen sein mußte.
    Sie alle hatten Reena gekannt, das hübsche, wohlbehütete und immer fröhliche Mädchen. Und sie alle wußten auch, daß das Böse wieder erwacht war. Sie alle hatten die Schwingen des Todes gehört, die pfeifenden, schrillen Laute und die glühenden Augen wahrgenommen, die auf das Dorf hinab starrten Jetzt war der Spuk verschwunden. Aber das Böse lebte. Sie alle fühlten es mit jener Sicherheit, die Menschen zu eigen ist, die mit der Natur verbunden leben. Hier im Dorf war alles noch anders als in den kalten, grauen Betonschluchten der Städte. Hier wußte man noch um die alten Geheimnisse.
    Und so wußten sie auch, was oben ihrer harrte.
    Nicht einmal Angus wagte noch zu hoffen, seine Tochter lebend wiederzusehen. Und Haß und Rachedurst trieb ihn und die anderen zum Handeln.
    Der Wirt hatte in dieser Nacht keine Ruhe bekommen. Jetzt, im Morgengrauen, schloß er als einziger übermüdet die Augen. Die anderen aber brachen auf, um zu tun, was getan werden mußte.
    Einer trug ein großes, silbernes Kruzifix in den Händen. Die anderen waren mit Knüppeln bewehrt, und einige begannen mit ihren Messern die Hölzer zuzuspitzen. Das, was wieder erwacht war, mußte sein endgültiges Ende finden.
    Und doch nagte heimliche Furcht in ihnen. Nicht umsonst hatte freiwillig niemals ein Mensch seinen Fuß in die Burg gesetzt, seit damals dem bösen Treiben ein Ende gesetzt worden war. Und jetzt zeigte sich, daß in all der langen Zeit dieses Böse nur geschlafen hatte, daß es wieder erwacht war und erneut die Reißzähne bleckte.
    Aber dann sagten die Männer sich wiederum, daß nur die Nacht die Zeit des Bösen war. Jene, die sie vernichten wollten, ertrugen das Tageslicht nicht. Und die dunklen Stunden waren vorüber.
    Aber graue Nebel zogen über das Land, krochen den Berg hinauf und hüllten die Blutburg in ihre verwischenden Schleier. Es war kalt, düster und feucht. Erste Regentropfen fielen, und finstere Wolken zogen über den frühen Morgenhimmel.
    Wahrlich ein schlechter Beginn für einen Tag.
    Im Zwielicht, von Nebelschleiern halb verborgen, ragten die alten, grauen Mauern moosüberwachsen vor ihnen empor, und im Wald, der den Hang bedeckte, knackten die Zweige unter den Stiefeln der Männer, die mit grimmiger Entschlossenheit und dumpfer Furcht im Herzen hinaufschritten, um zu beenden, was andere vor langer, langer Zeit begonnen hatten.
    Tod den Vampiren!
    ***
    Andrew Gilling kam nicht von seinen Angewohnheiten los. Zu denen zählte das irrsinnig frühe Aufstehen aus jener Zeit, in der er noch mit dem Fahrrad zur Arbeit in der Stadt fahren mußte. Für ein Motorrad oder gar ein Auto hatte es niemals gereicht. Andrew kam auch mit dem Fahrrad überall dorthin, wohin er wollte. Und woher hätte er auch das Geld für ein anderes Verkehrsmittel nehmen sollen? Er verdiente ja gerade genug, um seine Frau und sich nähren und kleiden zu können. Als ungelernter Arbeiter konnte er von Spitzenlöhnen eben nur träumen.
    Und als Ungelernter war er auch einer der ersten gewesen, die flogen, und würde einer der letzten sein, die irgendwann einmal wieder neue Arbeit fanden.
    Momentan lebte er von der Wohlfahrt.
    Für den morgendlichen Tee und den Daily Mirror reichte es aber allemal, und Andrew Gilling lümmelte sich in den Sessel, schlug die Beine übereinander und faltete die Zeitung auseinander, die der Bote schon zu früher Morgenstunde gebracht hatte. Auf die Zeitung war in merry Old England eben immer Verlaß.
    »Schau an«, sagte Andrew leise und überflog die fette Schlagzeile. Schade, daß das appetitliche Girl im schwarzen Dress so unscharf fotografiert war.
    POLIZEI FAHNDET NACH NACKTER FLEDERMAUS.
    »Als wenn sie sonst nichts zu tun hätten«, murrte Andrew.
    »Was ist denn los?« wollte Beth, seine bessere Hälfte, wissen, die ebenfalls nicht von ihren alten Gewohnheiten loskam. Dazu gehörte das ebenso frühe Aufstehen und Tee zubereiten. (Hätte sie es unterlassen, wäre ihr Göttergatte indes sehr gereizt geworden.)
    »Das da«, sagte Andrew und hielt ihr die Zeitung hin. Beth schnappte danach, ließ ein »Pfui, wie

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