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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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vorbeikommender Tinker hat es mir erzählt.«
    Tinker wurden die fahrenden Kesselflicker genannt, die von Dorf zu Dorf und Haus zu Haus zogen, um ihre Dienste anzubieten.
    »War der mit Ben verwandt?«
    »Heh…!« protestierte einer, der sich ins falsche Licht gerückt fühlte. »Was willst du damit sagen, Angus?«
    »Nichts, Ben, außer daß ich es satt habe, Wortklaubereien zu betreiben, während ich im Ungewissen bin, ob meine einzige Tochter noch lebt oder bereits zu einem Geschöpf der Nacht geworden ist!«
    Sieben Männer blickten sich betreten an.
    Der Rest des Weges verlief in eisigem Schweigen. Als der Trupp die moosüberwucherte Burgruine erreichte, war von der Sonne noch immer nichts zu sehen.
    Und ohne daß es einer offen eingestand, dachte die Mehrheit von ihnen an Rodricks Worte von den Tageslicht-Vampiren, die keiner einfach vergessen hatte.
    Dafür war der Grund ihres frühmorgendlichen Marsches auch zu ernst.
    Aber keiner von ihnen konnte ahnen, was sie wirklich an Grauen und Menschenverachtung erwartete…!
    ***
    »Halt!« stoppte Andrew Gilling seine Frau, ehe sie die Hand nach der Klinke der Schlafzimmertür ausstrecken konnte. »Wart’ mal, ich hab’ da eine Idee…«
    Beth ließ ihren Arm zögernd wieder sinken, weil sie die spontanen Einfälle ihres Göttergatten zur Genüge kannte und höchst selten davon begeistert war.
    »Was hast du vor?«
    »Abwarten…« murmelte. Andrew und war mit drei raschen Schritten an der deplaciert wirkenden, echt eichenholzenen Kommode, die inmitten der übrigen Kücheneinrichtung (alles in billiger Zweckmäßigkeit gehalten) wie ein teurer Anachronismus anmutete. Er zog die unterste Schublade auf, die seinen entfesselten Kräften einiges entgegensetzte, weil sie seit Jahren nicht mehr herausgenommen worden war, und wühlte in dem darin befindlichen Durcheinander herum.
    »Wenn wir noch eine Stunde warten«, nörgelte Beth, »ist der Kerl über alle Berge.«
    »Wenn schon! Viel zu holen gibt’s in unserer Lasterhöhle sowieso nicht. Und wer sagt überhaupt, daß es ein Kerl sein muß. In der Zeitungsnotiz…«
    »Ich weiß«, winkte Beth ungehalten ab, »deine nackte Meise… Die hättest du wohl gerne.«
    »Fledermaus«, korrigierte Andrew ungerührt und wurde fündig. Triumpierend zerrte er die Pistole unter allerlei wertlosem Krimskrams hervor und fuchtelte damit durch die Luft.
    Beth’ Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Was soll das?« fragte sie irritiert an.
    »Laß mal, das wirst du schon sehen, wenn es sich tatsächlich um unsere nackte Fledermaus handelt… So kommt Großpapas Erbstück doch noch zu seinem Recht.«
    »Ich verstehe zwar nur Bahnhof und Abfahrt, aber wenn du mit dem Museumsstück auf einen Einbrecher anlegst, kannst du nur noch beten, daß er so freundlich ist und sich darüber kaputtlacht«, wagte Beth einen Einwand.
    »Haha«, erheiterte sich Andrew und schob sie barsch beiseite. Wenn einer den Eindringling stellte, dann nur er. »Das Ding funktioniert immer noch, falls es nötig werden sollte. Und für Fledergirls ist es genau das Richtige!«
    »Und wieso?« fragte Beth verächtlich.
    »Weil sie mit einer Silberkugel geladen ist!« grinste Andrew.
    Und riß die Schlafzimmertür auf.
    ***
    Gefahr! zuckte ein warnender Instinkt durch ihr Bewußtsein, noch ehe die Zurückverwandlung vollständig abgeschlossen war. Achtung!
    Tanja Semjonowa brauchte viel zu lange, um den Impuls richtig zu deuten. Der lange Flug hatte sie stärker beansprucht als je zuvor in ihrem früheren Vampirdasein.
    So geschah es, daß sich die Tür des Raumes, in dem sie Zuflucht gesucht hatte, öffnete, noch bevor sie sich verbergen oder die Flucht antreten konnte.
    Die Konfrontation, die sie unter allen Umständen hatte vermeiden wollen, war da!
    ***
    Andrew Gilling fiel fast das Gebiß aus der Schublade, als er durch die offene Tür in den dahinterliegenden Schlafraum starrte. Der lag zwar etwas im Dämmerlicht, weil das Fenster zum Hof hinausführte und ausgerechnet dort ein Spaßvogel von Vorfahre eine meterdicke Eiche hingepflanzt hatte, aber zu sehen war trotzdem all das, wovon Gilling bei der Lektüre seiner Zeitung geträumt, aber nie wirklich gehofft hatte.
    Die nackte Fledermaus…
    »Uff!« stöhnte er und rieb sich keuchend über die Augen. Hinter ihm stieß seine Gattin einen nie gehörten intensiven Schrei aus. Es folgte ein dumpfes Poltern, was Andrew vermuten ließ, daß sie sich dazu entschlossen hatte, in Ohnmacht zu fallen. Auch eine

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