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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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gedacht, setzte sie den Verwandlungsprozeß in Gang. Diesmal zwang sie kein ferner Ruf, diesmal entsprang die Verwandlung ihrem eigenen Willen.
    ***
    Tod den Vampiren!
    Aber konnten die überhaupt sterben? Hatten nicht jene, die Generationen zuvor tapferen Herzens den gleichen Weg hinauf gegangen waren, auch geglaubt, die Brut des Bösen ein für alle Mal getötet zu haben?
    Und doch waren sie wieder auferstanden und hatten, wenn die schrecklichen Zeichen richtig gedeutet worden waren, bereits ihr erstes unschuldiges Opfer geschlagen!
    Reena…
    Grau, kalt und feucht hing der Nebel um den Berg und umschmeichelte die in dicke Wolljacken gehüllten Männer.
    Angus McRedy führte den kleinen Trupp zu allem Entschlossener an. Und er selbst war der Kälteste, der Härteste von allen, aber erst seit dieser Nacht, die ihm sein Liebstes geraubt hatte!
    Keiner, der ihn je in solcher Verfassung erlebt hätte, unbarmherzig gegen sich selbst.
    Acht Paar Stiefel schienen den hartgefrorenen Boden unter den Sohlen zerstampfen zu wollen. Mehr als einer der acht fühlte sich mit einem seltsamen Mischgefühl in eine Zeit zurückversetzt, als sie so noch in Uniform und Marschgepäck durch unwegsame Einöden marschiert waren. Der Krieg war vorbei, wurde von den großen Nationen und ihren Verbündeten derzeit mit anderen Mitteln geführt, aber konnte der überhaupt schlimmer sein, als das, was über Scardroy Lodge neu erwacht war?
    »Ich habe das verdammt unschöne Gefühl, daß wir einen Fehler machen«, preßte Rodrick Asher, der Dorfschmied, zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dabei wippte er unruhig mit dem riesenhaften, eisenbeschlagenen Knüppel, den er als Waffe gewählt hatte, weil er damit die Blutsauger zwar nicht vernichten, dafür aber unter Kontrolle halten konnte. Hoffte er zumindest. Asher war zwei Meter groß und stark wie ein ausgewachsener Bulle. Er wog fast drei Zentner und brachte dabei noch das Kunststück fertig, nicht im geringsten dick zu wirken.
    »Seit wann leidest du unter Gefühlen?« versuchte Ben, der dorfbekannte Säufer, der nun aber wieder erstaunlich nüchtern wirkte und es sich nicht hatte nehmen lassen, sich an dem Abenteuer zu beteiligen, einen Scherz.
    »Idiot!« revanchierte sich der Schmied, meinte es aber nur halb so wild, weil er Ben im Grunde sehr sympathisch fand. »Ob du immer noch so geschwollen daherquatscht, wenn einer an deinem süßen Hälschen nascht?«
    »Was soll der Unsinn, Rodrick«, mischte sich erstmals Angus ein. »Überleg dir doch, was du sagst, bevor du’s ausposaunst! Willst du unsere Nerven unbedingt noch mehr strapazieren? Meine Tochter ist vermutlich da oben… gestorben.« Oder Schlimmeres, denkt er. »Wollt ihr umkehren, oder euch dem Spuk stellen?«
    »Aber das weißt du doch«, verteidigte sich der Riese. »Wirklich, Angus, du solltest wissen, daß ich der letzte bin, der sich vor einer Verantwortung drückt. Was zu tun ist, muß getan werden. Je schneller, desto besser. Aber wir sollten nicht unvorbereitet in eine vielleicht längst gestellte Falle hineinlaufen…«
    Angus winkte mit einer herrischen Bewegung ab. »Die Vampire schlafen«, sagte er fast schroff. »Der Tag ist längst angebrochen. Die Zeit des Bösen ist vorbei, bis die Sonne erneut sinkt!«
    »Sonne ist gut«, nuschelte Ben und spielte damit auf die dichte Nebeldecke an, durch die sie seit ihrem Aufbruch wateten. Der Himmel war grau in grau. Wo sollte da eine Sonne versteckt sein?
    »Es ist Tag«, beharrte Angus, der nicht im Traum an Umkehr dachte. »Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß man im Augenblick die Sonne noch nicht sehen kann! Die Vampire sind einem unwiderstehlichen Rhythmus unterworfen. Sie müssen bei Tag schlafen!«
    »Woher weißt du das?«
    »Jeder weiß es«, knirschte Angus und umklammerte den Holzpflock in seiner Linken, als wollte er den Saft aus ihm pressen. »Jeder…«
    »Du hättest recht«, ließ sich Rodrick nicht beirren, »wenn sich nicht standhaft das Gerücht halten würde, daß vor noch nicht allzu langer Zeit hier ganz in der Nähe Tageslicht-Vampire aufgetaucht seien und Schrecken verbreitet hätten!«
    »Tageslicht-Vampire«, äffte Angus gereizt nach.
    »Welch ein Unsinn! Wann und wo soll denn das gewesen sein?«
    »Im Spätherbst ’77«, knurrte Rodrick, den die Ignoranz trotz allem Verständnis für Angus’ Situation langsam nervte, »und zwar auf Caer Llewellyn, ein paar Meilen westlich von Invermorriston in den Northwest Highlands. Ein

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