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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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agieren.
    Aber die Zeit brannte ihr auf den Fingernägeln!
    Nackt war sie immer noch und damit ihrem Ziel keinen Schritt näher. Im Gegenteil. Nun hatte sie wahrscheinlich in Kürze ein ganzes Dorf im Vampirwahn am Hals!
    »Kein Unsinn«, widersprach Tanja der letzten Bemerkung des Mannes. Sie mußte ihn in ein Gespräch verwickeln, ihn ablenken und dann zuschlagen! Es war ihre einzige Chance.
    »Wer glauben Sie, daß ich bin?« fragte sie.
    Der Mann lachte häßlich. »Wer Sie sind? Nun, ich nehme an, die gesuchte nackte Fledermaus!«
    Die Antwort irritierte Tanja. Sie versuchte, ihre Para-Gaben dafür einzusetzen, um umfassende Informationen aus dem Bewußtsein ihres Gegenübers zu beziehen, aber die Eindrücke, die sie empfing, waren sehr verwaschen und kaum zu deuten. Offensichtlich war sie noch immer zu geschwächt, um auf ihr volles Kräftepotential zurückzugreifen. Damit wuchs die Bedrohung für ihr Leben. Wenn es ihr nicht gelang, den Mann außer Gefecht zu setzen…
    »Sie glauben, ich sei eine Vampirin«, sagte Tanja, »stimmt’s?«
    Der Mann knurrte etwas Unverständliches.
    »Dabei müßten Sie doch nur Ihren gesunden Menschenverstand befragen, um zu erkennen, daß ich gar keine Vampirin sein kann«, fuhr sie in beschwörendem Tonfall fort. »Schauen Sie zum Fenster hinaus! Was sehen Sie? Sie sehen, daß es Tag ist! Früher Morgen! Haben Sie jemals von einem Vampir gehört, der tagsüber auf Jagd gegangen ist? Haben Sie das?«
    Ihre Stimme wurde verzweifelter.
    Der Mann schwieg.
    »Ich weiß nicht«, sagte er nach einer Weile. »Sicher ist jedenfalls, daß Sie zuerst eine winzige Fledermaus und dann plötzlich ein ausgewachsenes Weibsbild waren. Wenn das für Sie normal ist…«
    In diesem Augenblick erstickte seine Stimme, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse des Grauens!
    Seine Augen quollen etwas hervor, und er begann zeitlupenhaft nach vorn zu kippen. Im Fall gelang es ihm jedoch noch trotz der jähen Schwäche den Abzug der Pistole, die immer noch auf die Vampir-Lady zielte, durchzuziehen.
    Tanja stand wie zur Salzsäule erstarrt.
    Kam jetzt der Tod?
    ***
    Die Plötzlichkeit, mit der der Gegner auftauchte, reichte bereits, um die Männer zu überrumpeln. Daß die Vampire überhaupt aus ihren Grüften gestiegen waren, obwohl längst ein neuer Tag heraufgebrochen war, lähmte die Dörfler jedoch für kostbare Sekunden!
    »Aufpassen!« schrie Angus McRedy, der als einziger rechtzeitig umschalten konnte, und riß die Gefährten im buchstäblich letzten Augenblick aus ihrer Starre.
    Dann waren die Untoten nämlich schon bei Ihnen!
    Sieben gegen sieben - weil Angus McRedy in diesem Moment etwas entdeckte, was den Schlag seines Herzens quälend lang stoppen ließ.
    Ein dumpfer Laut löste sich aus seinem Mund, als er zu dem schwarzen großen Steinblock starrte, der in der Mitte des weiten Burghofes aufgebaut war und wie ein heidnischer Opferaltar aussah.
    Was er ganz offensichtlich auch war…
    Wenn einer der Vampire jetzt auf die Idee gekommen wäre, Angus anzugreifen, hätte er nur allzu leichtes Spiel gehabt, weil dieser nicht mehr auf das entfesselte Kampfgeschehen achtete.
    Aber sieben Vampire waren es gegen sieben Männer, die aufeinanderprallten und ihn aus purem Zufall vorläufig ausließen!
    McRedy hörte den Lärm der Kämpfenden wie durch meterdicke Schaumstoffwände.
    Langsam, ganz langsam setzte er sich in Bewegung und schritt auf die Mitte des freien Platzes zu. Sein Gesicht war grau und eingefallen, seine Schultern hingen schlaff herab. Aber noch immer umklammerten seine Hände Holzpfahl und Hammer.
    Tränen schossen in seine Augen, als er seine Tochter erkannte. Die dort lag. Tot, Opfer eines wahnsinnigen Blutrituals.
    »Reena«, flüsterte er und konnte nicht über den Klang seiner Stimme erschrecken, weil er sich nicht hörte.
    Taub war er plötzlich. Taub am ganzen Körper! Und wie aufgezogen setzte er Fuß vor Fuß und näherte sich dem entsetzlichen Bild, das mit jedem Schritt größer und klarer wurde und ihn mit keiner Einzelheit verschonte!
    Als er seine Tochter fast erreicht hatte, erfaßte sein Verstand, der bis dahin ausschließlich auf die Leiche Reenas konzentriert gewesen war, etwas, das ungefähr drei Meter über dem Altar ohne Schwere in der kalten Luft hing.
    Gleichzeitig erfüllte hämisches, verächtliches Gelächter McRedys Kopf.
    Armes Menschlein, höhnte eine Stimme, die wie Eiswasser durch seine Gehirnwindungen strömte. Du hättest nicht kommen sollen.

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