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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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fast wie ein dünner, weißer Brei zwischen ihnen.
    Acht Männer, die noch niemand ängstlich gesehen hatten, spürten plötzlich, was das war. Angst. Sieben scharten sich unruhig um Angus McRedy.
    »Wer macht den Anfang?« stellte Ben die Frage, die alle beschäftigte.
    Wer würde als erster durch das Tor gehen?
    »Ich!« brummte Angus, und niemand legte Widerspruch ein. Eine merkwürdige, verlegene Stimmung hatte sie erfaßt.
    Doch dann gaben sich alle einen Ruck.
    »Okay«, dröhnte Rodricks mächtige Stimme. »Gehen wir alle! Alle zugleich!«
    Angus blickte ihn dankbar an, und dann setzte sich der Trupp wieder in Bewegung. Trat durch das Tor, das eigentlich nicht mehr als ein Loch in der umlaufenden Burgmauer war. Vom ehemaligen hölzernen Zugtor hatte die Zeit nichts mehr übriggelassen.
    Kaum hatten die Männer den Vorhof der Burg betreten, registrierten sie etwas Merkwürdiges, geradezu Unheimliches.
    Der dichte Morgennebel, der den ganzen Berg mit seinen spinnenwebhaften Schleiern einlullte… hier gab es ihn nicht!
    Verstört nahmen es die Dörfler zur Kenntnis.
    »Teufelswerk!« flüsterte einer. Leise, als habe er Angst, etwas aufzuwecken, das in den Tiefen des Gemäuers schlummerte.
    Erneut breitete sich Unsicherheit unter ihnen aus.
    »Was wollt ihr eigentlich?« brüllte Angus plötzlich, und es scherte ihn einen feuchten Schmutz, ob er das Nickerchen eines dieser verdammten Schwarzblütler störte, die seine Tochter entführt hatten. »Wir wußten doch, daß uns hier kein Kaffeekränzchen erwartet, oder was dachtet ihr eigentlich?«
    In diesem Augenblick schrillte ein vielstimmiges, wahnsinniges Gelächter durch die Ruine. Nichts Menschliches schwang darin mit.
    Und dann kamen sie!
    ***
    Das Gehirn der Vampir-Lady arbeitete auf Hochtouren. Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg, einer Fluchtmöglichkeit. Kein Wort war bisher über ihre Lippen gekommen, dafür hatten ihre Augen jede Einzelheit der Umgebung sondiert.
    Jetzt fixierte sie wieder ihren verbliebenen Gegner, dessen Frau gerade unterwegs war, um Verstärkung zu holen.
    Der Mann war mittelgroß und wirkte nicht sehr kräftig. Wenn Tanja genau hinsah, konnte sie erkennen, daß er leicht zitterte. Das wiederum bedeutete, daß er der Situation nicht gewachsen war.
    Und daraus wollte Tanja ihren Profit schlagen, ehe sie einer zahlenmäßigen Übermacht gegenüberstand.
    »Wie heißen Sie?« fragte sie.
    Der Mann zuckte nervös zusammen. Seine Augen weiteten sich überrascht, als hätte er nie damit gerechnet, daß sie wirklich mit ihm sprechen könnte. Wahrscheinlich lastete immer noch das Fledermaus-Trauma auf ihm, da er ja unfreiwilliger Zeuge ihrer Rückverwandlung geworden war.
    »Was geht Sie das an?« kam es unwillig zurück.
    »Nun, es interessiert mich eben, in wessen Schlafzimmer ich gelandet bin«, erklärte Tanja sanft. »Das ist doch Ihr Schlafzimmer, oder?«
    »Natürlich!« fauchte ihr Gegenüber. »Wem soll es sonst gehören? Was soll der Unsinn?«
    Seine Hand, die die altertümliche Steinschloßpistole hielt, bewegte sich unruhig. Tanja hatte die Waffe keine Sekunde vergessen, nur wußte auch sie nicht, ob diese noch eine ernsthafte Bedrohung für sie darstellte. Der Mechanismus der antiquierten Pistole schien lange nicht mehr in Gebrauch gewesen zu sein. Die Wahrscheinlichkeit sprach also dafür, daß Tanja nichts mehr zu befürchten hatte.
    Auf der anderen Seite war da die Strahlung…
    Die Ex-Vampirin mußte sich nicht einmal fest darauf konzentrieren, um die arttypische Schwingung des Silbers in der Pistole wahrzunehmen. Eine Vibration auf Para-Ebene, die dem Edelmetall von Natur aus anhaftete, und die Vampire im allgemeinen mehr als alles andere fürchteten, weil sie ihnen unerträgliche Qualen bereitete. Ein Vampir, von einer Silberkugel durchbohrt, starb - das war altbekannt. Auch in diesem Dorf, wie sich zeigte. Rätselhaft für Tanja blieb einzig, wie der Mann, in dessen Haus sie eingedrungen war, so schnell folgerichtig auf ihr Erscheinen reagiert hatte. Sie kannte die Vorgeschichte nicht und wußte auch nicht, daß mittlerweile fast die gesamte britische Presse nach ihr suchte.
    Tanja zwang sich zu klarem Überlegen.
    Silber konnte ihr nicht mehr so gefährlich werden, daß ihre Existenz davon bedroht wurde, seit der geheimnisvolle Umwandlungsprozeß in ihr begonnen hatte. Indes genügte neuerdings bereits eine ganz normale Bleikugel, um ihrem jungen Leben ein Ende zu setzen. Deshalb mußte sie mit äußerster Vorsicht

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