0212 - Der Satan probt den großen Trick
Sharks uns führt.«
In diesem Augenblick läutete das Telefon.
Ich nahm den Hörer ab und nannte meinen Namen.
Gleich darauf hörte ich die Stimme Masters aus der Muschel. Er verkündete stolz: »Sie werden staunen! Ich habe bereits alles, was Sie wissen wollten, in Erfahrung bringen können. Der Mann nannte sich Jimmy Cross, hieß aber in Wirklichkeit Hank Shark oder Sharp. Er war in der Unterwelt fast nicht bekannt, anscheinend ein typischer Einzelgänger. Zuletzt wohnte er in der Doyer Street Nr. 114. Das muss irgendwo in der Gegend von Lower East Side sein. Soviel ich gehört habe, lebte er allein in einer ziemlich verwahrlosten Bude in einem Hinterhof. Soll ich wiederholen, damit Sie es sich notieren können?«
»Nicht nötig«, antwortete ich und sagte dann anerkennend: »Wirklich schnelle Arbeit. Wir werden noch heute Abend dort einen Besuch abstatten. Haben Sie Lust mitzukommen?«
»Vielen Dank für das großzügige Angebot« , krächzte es aus dem Hörer. »Geht leider nicht. Muss noch einen Artikel für die morgige Nummer verfassen.«
»Seien Sie aber etwas zurückhaltender mit Ihren Theorien !«, riet ich. »Und schreiben Sie nichts von unseren Ermittlungen. Ich melde mich wieder, wenn es etwas Neues gibt oder wenn ich etwas von Ihnen brauche.«
»Stehe jederzeit mit Vergnügen zu Ihrer Verfügung, vorausgesetzt, Sie halten mich auf dem Laufenden!«, beteuerte der Reporter. »So long!« Es knackte in der Leitung. Master hatte aufgelegt.
Phil war dicht neben mich getreten und hatte mitgehört. Er meinte bewundernd: »Der Bursche muss eine unwahrscheinlich gute Spürnase haben, sonst wäre er nicht so schnell an den richtigen Mann geraten, zumal Shark offensichtlich wenig bekannt war und so gut wie keine Freunde besaß.«
Ich zuckte mit den Schultern: »Vielleicht hatte er auch nur Glück. Auch uns gelingt es zuweilen, unter tausenden genau auf den Mann zu stoßen, den wir brauchen können. Zunächst kann es uns völlig gleichgültig sein, wie und woher der Reporter seine Weisheit bezogen hatte. Hauptsache, wir wissen jetzt Bescheid und können uns in Sharks Bude mal umsehen.«
Ich wählte die Nummer des Hauptquartiers, meldete mein Vorhaben und besorgte einen Haussuchungsbefehl für die Wohnung Doyer Street 114. Dann machten wir uns zum Aufbruch fertig.
Im Gegensatz zum vergangenen Abend steckten wir diesmal selbstverständlich unsere 38 er in die Schulterhalfter.
So wie ich den Stadtplan im Kopf hatte, lag die Doyer Street sowohl in der Nähe der Bowery als auch in der Gegend der Chinatown.
Es war also-Vorsicht geboten, denn dort gibt es heute noch Winkel und Gassen, in die man sich nach Einbruch der Dunkelheit besser nicht ohne Waffe wagt, will man nicht ausgeplündert werden, Prügel beziehen oder gar spurlos verschwinden.
***
Der Jaguar brachte uns rasch in die Gegend von Lower East Side.
Zur Vorsicht parkte ich mein auffälliges Fahrzeug vor der City Hall in der Chambers Street. Das kurze Stück zur Doyer Street konnten wir gut zu Fuß zurücklegen.
Wir merkten bald, in welche Gegend wir uns wagten. Während uns auf dem Broadway die unzähligen Lichtreklamen in allen Färben nur so vor der Nase herumtanzten, funkelnde Straßenkreuzer in Massen über den Asphalt rollten und gut gekleidete Menschen sich auf den breiten Bürgersteigen drängten, wurden hier die beleuchteten Schaufenster immer spärlicher.
Nur noch vereinzelt huschten Autos durch die dunklen, engen Gassen, auf denen sich reichlich fragwürdige Gruppen herumdrückten, meist Halbstarke, die uns herausfordernd anstarrten oder gar Miene machten, uns anzupöbeln.
Nach zehn Minuten Marsch standen wir in der Doyer Street vor dem Haus Nr. 114, einem ziemlich verwahrlosten Bau mit klaffenden Rissen im Verputz und schief hängenden Fensterläden.
Bevor ich mich entschloss, durch den finsteren Hausgang in den Hinterhof vorzudringen, blickte ich die Straße auf und ab.
Es hätte ja gut sein können, dass der Gewährsmann des Reporters auch der Mord-Gang einen Wink gegeben hatte.
Vermutlich würden die Gangster sich dann eingehend darum gekümmert haben, mit welcher Absicht der Reporter oder sonst jemand dem Hause Sharks einen Besuch abstatten würde, und wir hätten mit unangenehmen Überraschungen zu rechnen.
Ich entdeckte jedoch weit und breit kein parkendes Fahrzeug und fühlte mich einigermaßen beruhigt, obwohl ich mir hätte sagen müssen, dass die Gangster nicht so dumm sein würden, ihren Wägen weithin sichtbar
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