0212 - Der Satan probt den großen Trick
aber ihre Auftraggeber nicht verpfeifen, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass diese ihre Handlanger verraten und auf den elektrischen Stuhl bringen.«
»Drittens ist gar nicht so sicher, dass sich Auftraggeber und Mörder gegenseitig mit Namen oder vom Ansehen her kennen«, ergänzte Phil. »Sicherlich werden die Urheber ihre Anweisungen durch einen Mittelsmann erteilen, der in beiden Milieus zu Hause ist.«
»Ich möchte das fast als sicher annehmen, denn man kann sich ja schließlich nicht in irgendeine verrufene Kneipe der Bowery setzen und dem nächstbesten Gangster den Auftrag erteilen, eine bestimmte Person umzubringen.«
»Viertens würde sich ein Erpressungsversuch in den interessierten Kreisen, wenn ich die Auftraggeber mal so nennen soll, schnell herumsprechen, und der Mord-GmbH würden die Aufträge ausbleiben. Zweifellos können die Gangster aus mehreren vermögenden Auftraggebern höhere Summen herausholen, als wenn sie nur einen einzigen bis aufs Hemd ausplündern«, spann ich weiten
»Wie es ja auch der Fall zu sein scheint!«, meinte Phil. »Aber ich bin der Meinung, dass wir uns noch keine Mühe zu geben brauchen, Eier auszubrüten, die man uns noch nicht uintergeschoben hat.«
»Keine Angst! Diese vertrackten Eier wird man uns noch unterschieben! In diesen Dingen habe ich mich nur selten geirrt!«
Es sollte sich noch erweisen, dass ich mich auch diesmal nicht geirrt hatte.
Das war auch ganz in Ordnung, denn ich kann wahrhaftig nicht tatenlos Zusehen, wie ausgerechnet vor meinen Augen ein Mann mit einer Maschinenpistole zusammengeschossen wird.
Gangster hin oder Mörder her, das spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle.
Um die zivilisierte Menschheit von Mördern zu befreien, ist im Staate New York der elektrische Stuhl da.
Selbst wir G-men schießen auf einen Gangster nur, wenn es unbedingt notwendig ist, sei es aus Notwehr, oder um das Leben anderer Personen zu schützen.
***
Als ich am nächsten Morgen pünktlich in mein Office schneite, sah es auf dem Schreibtisch aus wie in einem Archiv.
Ganze Aktenstapel waren dort aufgetürmt.
Selbst der Stuhl, auf dem Phil zu sitzen pflegte, war von Dossiers mit Beschlag belegt.
Auch ich wusste gleich Bescheid, ohne dass ich lange die Aufschrift - schön sorgfältig in Druckbuchstaben gemalt -›Joane Baker‹, ›Ismael Banisters‹ und ›Eleanor Pincers‹ zu lesen brauchte.
Ich wuchtete gerade wieder einen Stoß auf den Boden, da klopfte es, und gleich darauf schob sich Mr. High, mein Chef durch die Tür.
»Donnerwetter«, dachte ich unwillkürlich, »da liegt was Wichtiges an!«
Es kommt nämlich alle Jubeljahre nur einmal vor, dass sich der Chef persönlich in mein Office verirrt.
»Jerry, was machen Sie denn da?«, fragte Mr. High und schüttelte leicht missbilligend den Kopf, der ihm das Aussehen eines Gelehrten gibt. »Lassen Sie die Akten nur in Reichweite. Sie werden sich wohl oder übel damit beschäftigen müssen.«
Ich rümpfte die Nase: »Das hieße, das Pferd am Schwanz aufzäumen. Mich interessiert nur eine einzige Akte, nämlich die des ermordeten Mörders. Leider ist sie noch dünn.«
»Natürlich ist das auch wichtig«, sagte Mr. High. »Aber damit werden Sie nicht viel anfangen können. Meist stößt man auf den Mörder, in diesem Fall wohl auf seine Hintermänner, wenn man die Ermordeten und deren Leben genau unter die Lupe nimmt. In den einzelnen Akten ist alles Wissenswerte zusammengetragen. Daher ihr beträchtlicher Umfang.«
»Das würde zu nichts führen!«, widersprach ich kühn, aber das konnte man bei Mr. High ohne weiteres, wenn es nur begründet war. »In der vorliegenden Sache besteht meiner Meinung nach überhaupt kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Mörder und den Ermordeten!«
»Sie stellen reichlich gewagte Behauptungen auf«, sagte Mr. High. »Man soll sich nie von vornherein auf eine Theorie festlegen, Jerry. Wie kommen Sie überhaupt zu dieser Annahme, bevor sie auch nur einen einzigen Blick in die Akten geworfen haben?«
Ich holte tief Luft und berichtete dem Chef von unseren Erlebnissen am vergangenen Abend und den anschließenden Gesprächen mit dem Kriminalreporter und Phil, sowie den Folgerungen, die ich aus all dem gezogen hatte.
Mr. High fand meine Überlegungen gar nicht abwegig. Im Gegenteil, er äußerte sich anerkennend: »Also gut! Dann klemmen Sie sich dahinter, Namen und Adresse des erschossenen Gangsters ausfindig zu machen. Das dürfte nicht allzu schwierig sein.«
Es
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