0212 - Der Satan probt den großen Trick
geklemmt.
Er knallte mir die Akten auf den Schreibtisch, wobei kleine Staubwolken aus den Papieren geblasen wurden: »Hier findest du alles Wissenswerte über Hank Shark. So hieß der Gangster nämlich!«
Ich pfiff durch die Zähne und sagte: »Die Devise Nevilles scheint zu sein: ›Unmögliches wird sofort erledigt, nur Wunder dauern etwas länger !‹ Neville ist der reinste Zauberer. Wie hat er es nur geschafft, den Burschen so schnell zu identifizieren?«
»Neville ist kein Hexenkünstler, aber er besitzt ein vorzügliches Gedächtnis!«, erläuterte Phil, während er nun doch seinen Stuhl freiräumte.
»Neville sah sich die Fotografie der Leiche eine Weile sehr genau an, überlegte einige Minuten und sagte dann: ›Ich müsste mich sehr täuschen, wenn das nicht Hank Shark ist, beziehungsweise war.‹ Darauf marschierte er ins Archiv, brachte diese Akten da mit, blies erst den dicken Staub vom Deckel, schlug auf und verglich zur Sicherheit die Fingerabdrücke auf dem Personalbogen mit denen, die von der Leiche abgenommen worden waren. Sie stimmten überein. Er hatte sich also wirklich nicht getäuscht. Nun kannst du dich diesem unerfreulichen Zeitgenossen eingehend widmen.«
Ich blickte ausgesprochen skeptisch auf das umfangreiche Aktenmaterial und brummte: »Sicherlich keine erbauliche Lektüre. Da brauche ich ja Tage, um mich durchzuackem.«
Phil unkte: »Neville scheint dich recht gut zu kennen. Er hat mir nämlich das Wichtigste mündlich vorgetragen, damit ich dich schnell informieren kann. Also pass auf: Hank Shark war natürlich einschlägig vorbestraft, insgesamt fünfzehn Jahre Zuchthaus, die kürzeren Aufenthalte in staatlichen Erholungsheimen nicht eingerechnet. In der Unterwelt hieß er ›Die Kanone‹, weil er außergewöhnlich gut und schnell schießen konnte. Bis in jüngster Zeit scheint er diese Kunst jedoch mehr als Sport betrieben zu haben, denn er war niemals wegen Mordes angeklagt, höchstens wegen bewaffneten Raubüberfalls. Einmal gab es dabei zwar einen Toten, aber der kam anscheinend nicht auf Sharks Konto. Neville hält es jedoch für möglich, dass seine Hintermänner und vor allem seine gerissenen Advokaten die Affäre entsprechend günstig für ihn frisieren könnten.«
»Was heißt hier ›Hintermänner‹?«, fragte ich gespannt.
»Shark hat niemals etwas auf eigene Rechnung unternommen. Er führte nur Befehle aus, wobei er aber peinlich darauf bedacht war, sich stets die mächtigsten Auftraggeber auszusuchen. An kleine, unbedeutende Gangs hatte er sich nie verkauft.«
Ich sprang auf und rief: »Donnerwetter, jetzt wird die Geschichte allmählich wirklich interessant! Das heißt doch nichts anderes, als dass wir es auch in diesem Fall mit einer prominenten Gang zu tun haben und nicht nur mit vergleichsweise kleinen Gelegenheitsganoven. Demnach ist die Existenz einer Mord-Gang nicht bloß eine fixe Idee von mir!«
»Dieser Meinung war Neville auch«, bestätigte Phil und sah sich suchend um.
Ich wusste schon, was ihm fehlte. Während ich aus dem Seiterifach des Schreibtisches eine Whiskyflasche und zwei Gläser herausholte, redete Phil weiter: »Es sieht also wirklich ganz so aus, als ob du mit deiner genialen Theorie Recht behalten solltest. Neville warnte mich übrigens sehr eindringlich, indem er uns eine erbarmungslose Auseinandersetzung mit den Gangstern voraussagte!«
Der Whisky gluckerte direkt freundlich in die beiden Gläser.
Volle Gläser aber stimmen mich traurig, und so kippten wir die kostbare Flüssigkeit erst mal hinunter.
Dann meinte ich: »Das kann man sich ohne große Fantasie ausmalen. Gangster, die wildfremde Leute auf Bestellung umbringen, gehören zu der skrupellosesten und gefährlichsten Sorte. Aber das bereitet mir weit weniger Kummer als die Frage, wie wir an diese Gang herankommen können. Hat Neville nichts davon erwähnt, mit wem Shark Umgang pflegte?«
Phil hob bedauernd die Schultern: »Fehlanzeige auf der ganzen Linie. Shark arbeitete anscheinend niemals zweimal mit denselben Leuten zusammen. Er besitzt keine persönlichen Freunde und keine Vertrauten, vermutlich nicht mal eine Freundin.«
»Das war sehr klug von ihm. Aber es hat ihm letztlich doch nichts genützt. Anstatt dass ihn die Polizei hochgenommen und auf den elektrischen Stuhl gebracht hat, wurde er von seinen eigenen Leuten umgebracht. Hat Neville keine Angaben darüber machen können, wo Shark wohnte?«
Phil antwortete: »Er wohnte früher in Harlem. Aber Neville meinte,
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