0212 - Satans siebter Finger
Mann taumelte aus der Kabine; Begleiter eines der Mädchen. Offenbar hatte er sich in seiner Unterkunft einem Schläfchen hingegeben, während seine Gespielin oben sonnenbadete oder dem kalten Büfett zusprach. Jetzt taumelte er Zamorra in die Arme.
Dem wäre eine nackte Frau lieber gewesen als dieser Adam, dem die Angst im Gesicht geschrieben stand.
»Verdammt, Zamorra, was ist hier los? Sind wir im Krieg?« schrie er entsetzt.
Zamorra ließ sich los und kroch die Stiege mehr hinauf, als daß er sie lief. Der nackte Hüne folgte ihm.
Gerade schwankte die MOONSHINE wieder zur anderen Seite. »Nicole!« schrie Zamorra und merkte, daß er wirklich nicht mehr an sich halten konnte. Aber er schaffte es noch zur Reling, fast blind vor Übelkeit.
Sein Mittagessen wurde er los. Neben ihm tat es ihm der Mann gleich, der ihm das Türblatt gegen den Sonnenbrand geschmettert hatte. Zamorra fühlte sich nur wenig besser, als er auch schon wieder herumfuhr und das Deck absuchte.
Schreie drangen an sein Ohr. Schreie der Mädchen. Einige sah er, die sich verzweifelt überall festklammerten. Andere waren besinnungslos und wurden festgehalten. Nicole gehörte zu denen, die noch aktiv waren. Erleichterung überfiel ihn, und es ging ihm schlagartig besser.
Da traf ihn ein brutaler Schlag in den Rücken. Er flog vorwärts, fing sich wieder und sah sich nach dem Angreifer um. Zum zweiten Mal peitschte ein Krakenarm auf ihn herab.
Diesmal öffneten sich die Saugnäpfe, um Zamorra zu packen. Er schnellte sich zur Seite. Zentimeter neben ihm peitschte der mächtige Arm vorbei, Ein Riesenkrake?
Ein Meeresungeheuer spielte mit der Yacht!
Eine Bestie dieser Größenordnung kannte Zamorra nicht. Das bewies ihm, es mit Dämonenwerk zu tun zu haben. Dieser Riesenkrake konnte nicht natürlich entstanden sein. Die Hölle mußte ihn ausgespien haben.
Der Fangarm verschwand wieder, ohne einen weiteren Angriff zu versuchen. Offenbar wurde er anderweitig gebraucht.
Zum Schwimmen!
Zamorra glaubte einmal gelesen zu haben, daß Kraken sich nach dem Rückstoßprinzip vorwärtsbewegten und in Körperkammern Wasser stauten, um es wie aus einer Düse auszustrahlen und sich dadurch zu bewegen. Ob es stimmte, konnte er nicht sagen, weil es ihm an Fachwissen gebrach. Dieser Krake aber benutzte zusätzlich die Hälfte seiner Fangarme, um die Geschwindigkeit voranzutreiben.
So schnell war die Yacht mit Motorkraft in ihren besten Zeiten nicht gewesen, wie sie jetzt von diesem Ungeheuer gezogen wurde. Sanft ging es dabei nicht vor und schüttelte die MOONSHINE kräftig durch. Daß das Schiff noch nicht auseinandergebrochen war, wunderte Zamorra.
Im Gegensatz zu dem Mann an der Reling, der sich verzweifelt festklammerte und um Hilfe schrie, hatte er keine Zeit, Angst zu empfinden. Seine Gedanken suchten fieberhaft nach einem Ausweg.
Es mußte eine Möglichkeit geben, mit diesem Riesenvieh fertig zu werden.
Zamorra sah wieder zu Nicole. Sie arbeitete sich langsam in seiner Richtung vor.
Er nickte ihr zu und lachte künstlich.
»Auch ein Beitrag zum Energiesparprogramm«, schrie er ihr zu. »Man spanne einen Kraken vor das Schiff… garantiert sparsam und trotzdem schnell…«
Aber Nicole konnte über seinen Versuch nicht lachen. Er selbst auch nicht mehr. Er hatte die Kommandobrücke gesehen, oder vielmehr das, was von ihr übrig geblieben war. Dort, wo einmal der Funkmast gestanden hatte, war gar nichts mehr, die Brücke selbst war zerschmettert, als sei ein Baum darauf gefallen.
»Wo ist Blanchard?« schrie er Nicole zu.
»Irgendwo vorn!«
Auch von ihr fiel die Furcht jetzt ab. Zamorra war da, und gemeinsam würden sie es irgendwie schaffen.
Zamorra murmelte eine Verwünschung. Er machte einen Klimmzug und arbeitete sich zur zerstörten Kommandobrücke empor, deren Treppe abgerissen war.
Die Frontverglasung war zersplittert, wenngleich deren Rahmen noch stand. Von hier oben war von der Besatzung nichts zu sehen. Aber Kapitän Blanchards Pfeife hatte sich im Hebel des Maschinentelegrafen verklemmt und war zerbrochen. Mehr war von Jean Blanchard nicht zu entdecken.
Zamorra unterdrückte eine Verwünschung, während er festen Halt suchte. Nach wie vor wurde das Schiff hin und her geschleudert. Auf den Zehenspitzen versuchte Zamorra die heftigen Schwankungen auszugleichen.
Neben ihm tauchte Nicole auf. Sie zeigte auf den Kompaß und auf die Seekarte.
»Kannst du feststellen, wohin wir gebracht werden?«
Zamorra versuchte es, aber weil er den
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