0213 - Colette und ihr Fallbeil
eingerichtete Halle empfing den Reporter. Wände und die gebogenen Decken waren mit Rauhputz bedeckt. Bilder lockerten die Kahlheit auf. Um zur Treppe zu gelangen, mußte Bill einen Rundbogen durchqueren, aber das hatte Zeit. Vorerst wollte er zur Rezeption, die soeben von den beiden Männern aus dem Mercedes verlassen wurde.
Erst jetzt sah Bill das junge Mädchen.
Es lächelte ihn an, und die Kleine kam dem Reporter vor wie eine Frühlingsknospe. Sie trug ein blaues, duftiges Kleid mit ausgebeulten Ärmeln, wie sie jetzt wieder modern waren, und weißen Klappen auf den Schultern.
»Bonjour«, grüßte Bill höflich. »Bonjour, Monsieur. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte gern ein Zimmer, falls Sie eins freihaben.«
»Für eine Nacht?«
»Möglich. Sagen wir lieber für drei Nächte. Und dann hätte ich noch gern eins vorbestellt, da ich einen Freund erwarte. Er wird sicherlich morgen eintreffen.«
»Gern, Monsieur. Auf welchen Namen, bitte?«
Bill nannte seinen und den seines Freundes John Sinclair. Das Mädchen nahm einen Kugelschreiber und trug die Namen in ein aufgeschlagenes Buch. Der Reporter entdeckte auch die beiden Anmeldeformulare, die das Mädchen neben das Buch gelegt hatte. Er legte den Kopf schräg, und es gelang ihm, die Namen zu entziffern, die dort aufgeführt waren.
Mendez Garcia und Raul Ofre.
Bill war zufrieden. So wußte er wenigstens, wie die Männer hießen, die mit dem Mercedes gekommen waren.
Die Kleine schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Wenn Sie Ihre Daten noch einmal auf das Anmeldeformular eintragen würden, Monsieur?«
»Natürlich, gern.«
Bill war schnell damit fertig, während das Mädchen ihm zuschaute.
»Sind Sie hier angestellt?« fragte der Reporter, als er den Block wieder zurückschob.
»Nein, Monsieur. Meinen Eltern gehört das kleine Hotel.«
»Und hier befinden sich auch die 100 Köpfe?« hakte der Reporter nach.
»Sie haben davon gehört?«
»Zwangsläufig.«
»Sicher, es spricht sich herum.« Das Mädchen senkte den Kopf. »Ich lese gerade, daß Sie von Beruf Reporter sind, Monsieur Conolly. Machen Sie hier Ferien?«
»Nein, nein, ich schreibe einen Bericht über das Elsaß, und da darf Ihr Haus nicht fehlen.«
Interesse blitzte in den blaugrauen Augen des Mädchens. »Was ist das für ein Bericht?«
»Es geht da um Gaststätten, um das gute Essen und auch das Trinken.«
»Haben Sie schon solche Erlebnisse gehabt, Monsieur?«
»Das kann man wohl sagen.« Bill räusperte sich. »Zum Schluß werde ich nach Colmar fahren.«
»Ja, das ist nicht weit von hier.«
»Wie darf ich Sie denn anreden?« erkundigte sich der Reporter.
»Sagen Sie Colette. Ich heiße Colette Dumas.«
»Wie der berühmte Schriftsteller?«
Das Mädchen lachte. »Allerdings habe ich mit ihm nichts gemein. Ich kann nicht einmal richtig Briefe schreiben.« Ihr voller roter Mund verzog sich zu einem herzlichen Lächeln.
»Ach so, da fällt mir noch etwas ein«, sagte Bill. »Wo kann ich denn hier telefonieren?«
»Auf dem Zimmer.«
»Es ist ein Gespräch nach London.«
»So weit?«
»Ja, ich muß mit dem Verleger reden. Eine Zelle haben Sie nicht vielleicht?«
»Ja, natürlich. Gleich um die Ecke. Nach dem Durchgang.«
»Danke sehr!«
Bill nahm seinen Koffer und ging. Als er die schmale Tür aufzog, da hatte er die Schrecken schon wieder verdaut. Wenn John Sinclair erst einmal hier war und vielleicht auch noch Suko mitbrachte, würden sie dem Spuk schon einheizen…
***
Wir machten einen Krankenbesuch!
Irgendwie standen Suko und ich wie Falschgeld vor dem Bett und schauten zu, wie der Patient unser Mitbringsel auspackte, bei dessen Einkauf sich Glenda Perkins sehr viel Mühe gegeben hatte.
Der Patient war Sir James Powell. Und ausgerechnet er lag im Krankenhaus.
So etwas hatte ich noch nie erlebt. Diese Tage in der Klinik waren allerdings eine Folge des letzten Falls, der in Ostdeutschland seinen Anfang genommen hatte und dessen Finale sich in Island zutrug, wo wir den Herrn der roten Hölle kennengelernt hatten. [2]
Suko und ich hatten ihn nicht besiegen können. Das war Myxin und Kara vergönnt gewesen, die einen Feind aus dem alten Atlantis endlich zur Hölle schicken konnten. Wir hatten dabei auch erfahren, daß aus der Haut des Dämons die Dämonenpeitsche geflochten worden war. Die Stellen, wo jemand die Haut abgerissen hatte, waren noch immer bei ihm zu sehen gewesen. Myxin hatte auch die Waffe des roten Dämons an sich genommen, einen braunen Speer,
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